Der Trainer des FC Bayern München, Pep Guardiola, ist begeistert von dem 20-jährigen Mittelfeldspieler Joshua Kimmich. Derweil trauert man beim VfB Stuttgart seinem früheren Talent nach.

Sport: Carlos Ubina (cu)

München - Vielleicht wäre es gut, Fredi Bobic zu warnen. Ihm anzuraten, dass er das VfB-Gelände möglichst meiden soll. Denn dort ist die Gefahr zurzeit ja am größten, dass er Alexander Zorniger im Dunkeln begegnet. Und der Stuttgarter Trainer hat nach dem 0:4 beim FC Bayern kernig formuliert, was er von der Arbeit des früheren VfB-Managers hält. Zumindest in einem speziellen Fall. „Ich könnte jeden erschlagen, der dafür gesorgt hat, dass Joshua Kimmich den VfB verlassen hat“, sagte Zorniger in München.

 

Das war natürlich nicht ernst gemeint. Und nach allem, was man weiß, neigt Bobic auch nicht dazu, Angst zu zeigen. Schon gar nicht vor der Vergangenheit. Doch eines bleibt Fakt: Im Frühjahr 2013 sprach das damalige VfB-Talent Kimmich vor, um eine Profiperspektive in Stuttgart aufgezeigt zu bekommen. A-Jugendspieler war er noch und wollte zumindest in die zweite Mannschaft aufrücken, um in der dritten Liga zu spielen. Später sollte es dann bitte schön die erste sein.

Fehleinsätzungen von Bobic

Doch Bobic und der damalige Jugendchef Ralf Becker (jetzt Chefscout) sahen keinen Bedarf an einem weiteren defensiven Mittelfeldspieler und stuften Kimmich auch nicht als körperlich robust genug ein.

Eine Fehleinschätzung. Wie einst bei dem Torhüter Bernd Leno, der 2011 zu Bayer Leverkusen ging. Das hat sich auch bei Kimmich schnell gezeigt, weil er sich nach erster Verzweiflung an RB Leipzig ausleihen ließ. Damals noch Drittligist. Damals arbeitete dort auch noch ein gewisser Alexander Zorniger als Trainer. Er gab dem Mittelfeldjuwel den weiteren Schliff und ließ es so glänzen, dass sich ein gewisser Pep Guardiola interessierte. Der Bayern-Trainer ließ Kimmich dann für 8,5 Millionen Euro verpflichten, ohne jeden Bundesliga-Einsatz.

Das Geld floss an den VfB, der sich trotz aller Zweifel an dem Juniorennationalspieler noch eine Rückkaufoption gesichert hatte. Und wie gut das Geld investiert ist, demonstrierte der 20-Jährige einmal mehr gegen den VfB. Der gebürtige Rottweiler spielte auf der Position von Xabi Alonso, und er spielte in der Schaltzentrale ähnlich gut wie der spanische Welt- und Europameister. 128 Ballkontakte zählten die Statistiker, die meisten von allen. Dabei kamen 110 Pässe beim eigenen Mann an.

Angebot von Zorniger

Viele kleine Pässe waren dabei, die zusammen eine großartige Leistung ergaben. „Es ist Wahnsinn, wie Joshua Kimmich trainiert und spielt“, erklärte Guardiola. Dabei war der Coach gar nicht nach dem Ergänzungsspieler gefragt worden. Am allerwenigsten sogar nach ihm. Es ging um die vielen Stars im Münchner Ensemble, die nun auf der Bank Platz nehmen müssten. Um den Frust, der sich aufstauen und zum Problem auswachsen könnte.

Doch allen potenziell Enttäuschten hielt Guardiola, der sich nach der Hinrunde mit den Bayern-Granden über seinen im Sommer auslaufenden Vertrag unterhalten wird, Kimmich als Paradebeispiel vor: „Er verdient viel mehr Minuten.“ Spielzeit, die ihm Zorniger gerne wieder gewähren würde – weshalb der VfB-Trainer kokett bei Guardiola anfragte, ob er Kimmich nach Stuttgart zurück mitnehmen könne. Guardiola schaute erst etwas verdutzt, lachte dann und sagte: „Nein, er bleibt hier. Joshua ist fast mein Sohn.“