Der liberale Parteichef Philipp Rösler sei das ordnungspolitische Gewissen der Bundesregierung und der Kapitän der FDP, sagt Rainer Brüderle im Interview mit der Stuttgarter Zeitung – und: „Die FDP ist die Garantie gegen rot-grüne Abenteuer.“

BerlinRainer Brüderle gibt sich unbeeindruckt von den Personalquerelen bei der FDP. Eine liberale Partei des Wettbewerbs und der Sozialen Marktwirtschaft bleibe wichtig für Deutschland.
Herr Brüderle, seit Monaten liegt die FDP unter fünf Prozent. Die Partei sehnt sich vor Dreikönig nach einem Signal des Aufbruchs. Was läuft schief?
Die FDP hat bei den jüngsten Landtagswahlen in Schleswig-Holstein und Nordrhein-Westfalen starke Ergebnisse mit über acht Prozent der Stimmen eingefahren. Wir werden auch in diesem Jahr in Niedersachsen, in Bayern und im Bund erfolgreich sein. Die FDP ist die Garantie gegen rot-grüne Abenteuer. Das wissen die Menschen.

Wie würden Sie als Parteichef und Spitzenkandidat die Partei in die Bundestagswahl führen?
Netter Versuch. Ich bin Vorsitzender der FDP-Bundestagsfraktion und trage im Team dazu bei, für unsere liberalen Kernthemen zu werben: Gute Bildung, stabiles Geld, stabiles Wachstum, starke Bürgerrechte, bezahlbare, umweltfreundliche und sichere Energie.

Sie wissen doch, dass Sie in der Partei mittlerweile als einer der letzten Hoffnungsträger gelten. Werden Sie sich dieser Verantwortung stellen, wenn die Partei Sie ruft?
Sie können es weiter versuchen. Ich werde Ihnen nicht den Gefallen tun, hier eine Personaldebatte zu führen. Ich beschäftige mich mit den genannten Sachthemen und arbeite daran, unserem Land rotgrüne Steuererhöhungen und Schulden zu ersparen.

In der Partei hat sich die Einschätzung verfestigt, dass die Partei mit Philipp Rösler an der Spitze dieses Ziel nicht mehr erreichen kann. Es fehlt an Optimismus, an Kampfkraft, an Konzepten. Haben die vom Führungsstil Röslers frustrierten FDP-Mitglieder denn alle unrecht?
Diese Analyse teile ich nicht. Auf Veranstaltungen wie jetzt besonders in Niedersachsen erlebe ich sehr motivierte Parteifreunde. Natürlich wollen wir alle noch erfolgreicher sein. Diesen Anspruch braucht man in der Politik. Und es gibt in der liberalen FDP auch Widerspruch. Wir sind schließlich keine Kaderpartei. Aber uns alle eint die Auseinandersetzung mit den grün-roten Schuldenmachern, Steuererhöhern und Bevormundern.

Dann eben ganz direkt die Frage: ist Rösler noch der richtige Vorsitzende?