Die FDP ist die kleinste Partei im Thüringer Landtag. Dass ihr Kandidat Ministerpräsident wurde, ist nicht der Skandal. Vielmehr geht es darum, wie er zu dem Amt kam. Thomas Kemmerich hat liberale Werte mit Füßen getreten, kommentiert Norbert Wallet.

Berlin - Man muss angesichts des politischen Dammbruchs, der sich am Mittwoch in Thüringen ereignet hat, kühlen Kopfes sortieren, wo die Empörung angebracht ist und wo nicht. Dass der Kandidat der kleinsten Partei im Landtag, der FDP-Politiker Thomas Kemmerich, den Ministerpräsidenten stellt, ist ungewöhnlich, aber kein Skandal. Dass die FDP den Regierungschef stellt, könnte unter anderen Umständen angesichts der verfahrenen politischen Verhältnisse im Land eine charmante Variante sein, da sie aufgrund der eigenen Schwäche in besonderer Weise auf die Kraft überzeugender Kompromisse setzen muss.