Die Liberalen ringen um Fassung. Sie hoffen auf eine Trendumkehr. Doch in dieser Hoffnung werden sie schwer enttäuscht. Zwar freut man sich über die Verluste bei der Union, doch die eignen 3,1 Prozent geben kaum Anlass zur Freude.

Berlin - Exakt zwei Mal wird in der Berliner FDP-Zentrale geklatscht: Als in der 18-Uhr-Prognose von Verlusten für die Union die Rede ist und als in der ersten Hochrechnung das FDP-Ergebnis von 3,0 Prozent auf 3,1 Prozent steigt. Mehr Anlass zur Freude gibt es nicht. Und wer dennoch die Ziffer hinter dem Komma bejubelt, zeigt nur, wie weit ihn der Galgenhumor schon getrieben hat. Zur liberalen Wahlparty sind fast nur junge FDP-Anhänger gekommen, sehr junge. Die Parteiprominenz hat sich rar gemacht. Wolfgang Kubicki ist über weite Strecken der einzige bekannte Liberale, der sich zu dem mageren Ergebnis äußert. Eine gute Flasche Rotwein habe er in einer Wette verloren, verrät Kubicki. Der Kieler hatte darauf gesetzt, dass seine Partei ein besseres Ergebnis als die AfD einfährt. Welch ein Irrtum!

 

Die Geburtsstunde der „neuen FDP“ war kaum zu erwarten, nachdem sie erst vor wenigen Monaten aus dem Bundestag geflogen war. Niemand hoffte auf ein Wunder, aber doch auf ein Ergebnis, das etwas Zuversicht verbreiten würde. In Alexander Graf Lambsdorff hatte die FDP einen sachkundigen, unaufgeregten Spitzenkandidaten ins Rennen geschickt. Der Mann versteht etwas von Europa, lautete die Botschaft. Der Neffe des früheren Wirtschaftsministers Otto Graf Lambsdorff, sitzt seit zehn Jahren im EU-Parlament und sticht aus der Riege der eher blassen Mitbewerber seiner Partei heraus. Zudem wirkt er nicht überdreht wie Guido Westerwelle und nicht oberflächlich wie Philipp Rösler.

Doch das Debakel der Bundestagswahl war sein ständiger Begleiter beim Straßenwahlkampf. Nein, bedauert der FDP-Chef Christian Lindner, dies sei keine Trendumkehr. Drei Prozent – das sei eine „herbe Enttäuschung“. Doch Lindner ringt sich Optimismus ab: Es werde wieder aufwärts gehen, schließlich habe man alles schon einmal erlebt. Vor 15 Jahren sei die Partei ähnlich am Boden gelegen, und nun habe „die Phase der Wiederaufrichtung erst begonnen“. Es ist eine traurige Riege, die sich auf der Bühne versammelt hat. Neben Kubicki ein ausgelaugt wirkender Lambsdorff und eine um Fassung ringende Generalsekretärin Nicola Beer.