Bruno Kachur von den TSF Ditzingen hat sich im Degen und Florett für die Senioren-Weltmeisterschaften im Oktober in Stralsund qualifiziert.

Ditzingen - Der Sieg kürzlich bei den deutschen Meisterschaften im Degen ist für den Ditzinger Fechter Bruno Kachur schon etwas Besonderes gewesen. Im Finale der Altersklasse 60 hatte er Volker Fischer vom FC Tauberbischofsheim bezwungen. Zum ersten Mal wurde der Favorit damit „nur“ Vizemeister. Fischer ist eine große Nummer im deutschen Fechtsport: 1984 gewann er bei den Olympischen Spielen in Los Angeles mit der deutschen Degen-Mannschaft Gold, 1976 in Montreal und 1988 in Seoul Silber.

 

Angst habe er vor solchen Gegnern keine, sagt Kachur, „doch ich gehe nicht leichtfertig zu Werke, sondern überlege mir eine Taktik.“ Der Sportler der TSF Ditzingen, der mit seiner Familie in Hochdorf/Eberdingen lebt, weiß, dass Volker Fischer in der Verteidigung felsenfest steht. „Vor allem wenn er in Führung liegt, rettet er sich über die Zeit.“ Also nahm er sich vor, noch vor Ablauf der Zeit seinen Gegner so zu bedrängen, um ihn damit zum Angriff zu provozieren – und dann blitzschnell selbst zu punkten. Das ging am Ende auf. „Ohne Glück geht so etwas natürlich auch nicht“, sagt der 66-Jährige, der später im Florett mit Silber das zweite Edelmetall eroberte. Mit diesen zwei Medaillen bei den deutschen Meisterschaften legte Kachur den Grundstein für seine Reise nach Stralsund – dort werden im Oktober die Senioren-Weltmeisterschaften ausgetragen. Bruno Kachur ist ein Spätberufener in Sachen Leistungssport. Durch einen Arbeitskollgen seines Vaters fand er in jungen Jahren den Weg zum Fechten, fing beim MTV Stuttgart an. An intensiven Sport war trotz seines Talentes später nicht zu denken. „Ich hatte keine Chance, in ein Leistungszentrum zu gehen, das wäre nur mit einem finanziellen Rückhalt möglich gewesen.“

Kachur konzentrierte sich auf sein Studium und später auf seinen Beruf, machte sich in Vaihingen/Enz mit einer Werbeagentur selbstständig. „Als guter Schwabe hab’ ich natürlich auch gebaut.“ Der Zufall führte die Familie Kachur – er hat mit seiner Frau Margit zwei Söhne – nach Hochdorf/Eberdingen. Dort gab’s das passende Grundstück. Vom Fechten konnte er dann aber doch nicht ganz lassen. 1975 war Bruno Kachur dabei, als bei den TSF Ditzingen die Fecht-Abteilung gegründet wurde. Viele Jahre engagierte er sich als Sportwart, war acht Jahre lang Abteilungsleiter und half bei der Turnierorganisation.

Das Haus war gebaut, die Firma lief, die Kinder auch schon aus dem Gröbsten raus. Kachur konnte jetzt, im sportlichen Seniorenalter, endlich mit Florett und Degen durchstarten. Er schaffte es bis in die Nationalmannschaft und kam obendrein auch noch in der Weltgeschichte herum. An die Weltmeisterschaften 2001 erinnert er sich besonders gerne. Mit einem Inlandsflug ging’s von Paris in die Karibik. Das Ziel: die kleinen Antillen, Martinique. Der Ditzinger wurde im Degen-Einzel Vize-Weltmeiste und trat die Heimreise mit einer Silbermedaille im Gepäck an. Auch eine runde Sache: Mit über 50 hatte er mit den TSF Ditzingen bei den Aktiven den Deutschlandpokal gewonnen. Dann wurde er zweimal mit der Nationalmannschaft Europameister – im Degen und im Florett. Im Florett-Einzel auch noch Vize-Weltmeister.

Kachur kämpft mit beiden Waffen gerne. Diese vielfältige Begabung ist seine große Stärke, die er am vergangenen Wochenende bei den bayerischen Seniorenmeisterschaften in München wieder einmal ausspielte. Im Florett holte er Gold und wurde Fünfter im Degen. Damit hat er jetzt für beide Waffen die Tickets für die Weltmeisterschaften vom 11. bis 16. Oktober in Stralsund gelöst. Bis dahin wird er noch fleißig trainieren. Zweimal die Woche mit den Waffen sowie Joggen für die Kondition. Mit seine Frau Margit besucht er regelmäßig einen Tanzkreis. „Das ist gut für die Koordination und die Feinmotorik“, sagt Kachur. Dass er mit dieser Vorbereitung erfolgreich ist, hat er zuletzt mehrfach bewiesen – unter anderem bei seinem Sieg gegen den früheren Olympioniken.