Am Donnerstagnachmittag trainierte Federico Macheda bereits beim VfB Stuttgart mit, am Abend gab auch Manchester United für eine Verpflichtung bis zum Saisonende grünes Licht. Eine Kaufoption soll es nach dem Willen der Briten aber nicht geben.

Sport: Carlos Ubina (cu)

Stuttgart - Der neue Hoffnungsträger kommt mit einigem Schwung. Er hat ein jugendliches Gesicht, spricht von Haus aus Italienisch, aber auch Englisch, er trägt rot-schwarze Sportklamotten – und pinkfarbene Arbeitsschuhe. Am Donnerstagnachmittag trainierte Federico Macheda bereits beim VfB Stuttgart mit, am Abend gab auch Manchester United für eine Verpflichtung bis zum Saisonende grünes Licht. Damit ist der Fußball-Bundesligist auf seiner Suche nach einem Stürmer fündig geworden.

 

Der Mann von ManUnited wechselt nun also an den Neckar. 21 Jahre ist er alt, gehört seit 2008 dem englischen Rekordmeister an, kam aber nie über den Status des Perspektivspielers hinaus. Und zuletzt sah der Trainer Alex Ferguson nicht einmal mehr das in Macheda. Der Stürmer, der über einen Vertrag bis 2014 verfügt, lief in der Nachwuchsmannschaft auf und empfahl sich da mit Toren für andere Aufgaben.

Keine Kaufoption

Allerdings will der englische Spitzenclub das Leihgeschäft mit dem schwäbischen Traditionsverein ohne Kaufoption abschließen. Doch der VfB-Manager Fredi Bobic feilscht darum. Es ist vereinbart, im Februar mit Ferguson darüber zu reden, ob diese Möglichkeit eingeräumt wird. Und der Betroffene ist erst einmal nur glücklich: „Das ist eine große Chance für mich.“

Das ist vor dem Heimspiel am Sonntag (17.30 Uhr) gegen den FC Bayern eine gute Nachricht. Auch wenn man sich insgesamt wundern mag, wie schwierig es für den VfB geworden ist, überhaupt passendes Personal für den Angriff zu finden. Noch vor dreieinhalb Jahren verhandelten die Stuttgarter mit Klaas-Jan Huntelaar, damals Real Madrid. Das lag jedoch nicht nur an den frisch eingenommenen Millionen aus dem Transfer von Mario Gomez zum FC Bayern, sondern an der avisierten Ausrichtung des Vereins: Der VfB wollte sich dauerhaft in Europas erweitertem Elitekreis etablieren.

Beim VfB muss man schon froh sein, ihn zu kriegen

Nun müssen sie in der Führungsetage am Wasen schon froh darüber sein, dass sie im Bemühen um Macheda den FC Elche aus dem Feld geschlagen haben. Einen Zweitligisten, so etwas wie das Dynamo Dresden Spaniens. Die Verpflichtung des Stürmers drückt somit zum einen die Bescheidenheit beim VfB aus, zum anderen aber auch das Dilemma, in dem sich die sportliche Leitung befindet: Neue Spieler sollen das Team zwar verstärken, dürfen aber nicht viel kosten. Ergeben sich in beim VfB gute sportliche Perspektiven, aber woanders bessere Verdienstmöglichkeiten, kann es wie bei Arkadiusz Milik leicht passieren, dass dieser in Leverkusen landet.

„Macheda ist jung und erfolgshungrig und passt damit gut zum VfB“, sagt Bobic. Für den Manager hat es sich dennoch bewährt, sich nicht nur mit einem Plan A auf dem Transfermarkt umzuschauen. Ein Plan B, C oder D kann hilfreich sein. Zumal es darum ging, eine Alternative für den effektivsten Bundesligastürmer der Hinrunde zu finden: Vedad Ibisevic. Zehn Ligatore erzielte der Bosnier und sammelte in der Sonderwertung mit Führungs-, Sieg- und Ausgleichstreffern die meisten Punkte – noch vor dem Frankfurter Alexander Meier und dem Dortmunder Robert Lewandowski.

Ibisevic doublen

Und hätte es noch eines letzten Beweises bedurft, wie schwer Ibisevic zu doubeln ist, dann lieferte ihn der verpatzte Rückrundenauftakt zuletzt in Wolfsburg (0:2). Ibisevic fehlte gesperrt und die Stuttgarter dominierten eine Partie, ohne den Ball gefährlich auf das VfL-Tor zu bekommen. Die Qualität von Ibisevic liegt aber nicht nur in seiner Quote (26 Pflichtspiele/18 Tore in dieser Saison). Denn obwohl die Nummer 9 des VfB nicht als kompletter Stürmer gilt, richtet der Trainer Bruno Labbadia sein Offensivsystem nach ihm aus.

So weit ist es bei dem 1,88 Meter großen Macheda noch lange nicht. „Er weiß, dass er sich beim Durchsetzungsvermögen noch verbessern muss“, sagt Bobic, „doch wir werden ihn nicht unter Druck setzen.“ Ohne Zweifel hat der Transfer aber nicht nur eine sportliche Komponente. Denn mit der Verpflichtung des Italieners, der schon an Sampdoria Genua und die Queens Park Rangers ausgeliehen war, wurde auch ein weiterer Personalwunsch des Trainers erfüllt – weitere sind bis zum Monatsende nicht ausgeschlossen. Damit steht einer Vertragsverlängerung Labbadias in Kürze nichts mehr im Wege.