Der Bürgermeister tritt als Berater von Wolff & Müller zurück, teilt aber die Meinung des Rechtsamts nicht.

Stuttgart - Seit Montag ist Finanzbürgermeister Michael Föll (CDU) aus dem Urlaub zurück. Als erste Amtshandlung teilte er der Stuttgarter Bauunternehmung Wolff & Müller mit, dass er seine Beiratstätigkeit "mit sofortiger Wirkung" beende. OB Wolfgang Schuster (CDU) hat laut Föll die Nebentätigkeit genehmigt, das Thema mit ihm aber nicht ausführlich diskutiert. In einer öffentlichen Erklärung betonte er: "Auch wenn zu keinem Zeitpunkt die unvoreingenommene Wahrnehmung meiner Aufgaben als Bürgermeister der Stadt Stuttgart infrage stand, so bedauere ich, dass ich die politische Sensibilität einer solchen Beiratstätigkeit nicht frühzeitig in vollem Umfang erkannt habe. Für diese von mir zu verantwortende Fehleinschätzung entschuldige ich mich ausdrücklich."

Die Aufregung war vor allem deshalb so groß, weil Wolff & Müller den Auftrag für den Abriss des Hauptbahnhofs erhalten hat. Dass er so lange gezögert hatte, begründete der Erste Bürgermeister "allein mit der Tatsache, dass ich im Urlaub und dort nur eingeschränkt erreichbar war".

Föll sagt, er schätze die Firma als familiengeführtes, mittelständisches Stuttgarter Unternehmen. In seiner Funktion als Wirtschaftsbürgermeister erachte er einen Austausch zwischen Wirtschaft und Politik grundsätzlich für sinnvoll. Er halte den Rücktritt allerdings für notwendig, "um jedweden Anschein zu vermeiden, dass ich in meinem Amt als Bürgermeister in irgendeiner Weise in einen Interessenkonflikt geraten könnte". "Wir bedauern diese Entscheidung, müssen aber Verständnis haben", sagte Udo Berner, Geschäftsführer bei Wolff & Müller. Er habe keinen Interessenkonflikt gesehen. "Es ging bei der Beratertätigkeit niemals um konkrete Bauprojekte, sondern um strategische Fragen, wie man ein Unternehmen weiterbringen kann."