Während das protestantische Stuttgart den Feierabend genießt, treffen sich im katholischen Stuttgart-Hofen die Gemeindemitglieder zum Gottesdienst. Sie feiern Mariä Himmelfahrt – im Beisein der berühmten Stuttgarter Madonna.

Stuttgart-Hofen - Es klingt, als hätte sich ein großer Sprechchor am Abend des 15. Augusts vor Beginn des Gottesdienstes in St. Barbara eingefunden. Etwa 50 Gläubige knien auf den Holzbänken in den ersten Reihen des Kirchenschiffs, beten laut und im gemeinsamen Einklang das Ave Maria. Dumpf hallt der Sprechgesang von den Wänden und Kuppeln der barocken Kirche wider – der einzigen in Stuttgart. Ihr Blick ist nach vorne gerichtet, fixiert auf eine spätgotische Marienstatue, die so genannte Stuttgarter Madonna, eine wertvolle Holzikone aus dem Jahr 1480, gefertigt im Stile der Ulmer Bildhauerschule. Wegen ihr pilgern viele Wallfahrer das Jahr über nach Stuttgart-Hofen. Im sonst eher evangelischen Stuttgart feiert man hier in der katholischen Keimzelle der Stadt Mariä Himmelfahrt.

 

Denn im Gegensatz zum restlichen Teil von Württemberg ist Hofen katholisch geprägt. Auch nach der Reformation und über Regentschaften verschiedener Adels- und Fürstenfamilien hinweg, blieb das Dorf eine, wenn nicht sogar die katholische Festung im sonst protestantischen Staat. „Auf jeden Fall ist auf einen längeren Zeitraum gesehen eine katholische Eigenheit von Hofen nachzuweisen“, sagt Günter Riederer aus dem Stadtarchiv Stuttgart. Auch Sabine Holtz, Professorin für Landesgeschichte an der Universität Stuttgart bestätigt das: „Hofen war stets ein katholischer Ort.“

150 Gläubige feiern in Hofen

An diesem Dienstagabend sind in St. Barbara etwa 150 Gläubige zusammengekommen, darunter auch Flüchtlinge aus dem Irak und aus Eritrea. „Normalerweise sind es mehr, aber der Regen hat wahrscheinlich viele vom Besuch abgehalten“, sagt Alban Lämmle, einer der Gottesdienstbesucher und aktives Gemeindemitglied. Gemeinsam begehen sie hier den Feiertag, der die Katholiken an die leibliche und seelische Aufnahme Marias in den Himmel erinnern soll. Nach diesem Vorbild sollen alle Menschen nach ihrem irdischen Ableben in den Himmel aufgenommen werden, so die katholische Theologie. „Auch wenn das so erst 1950 zum Dogma gemacht wurde, das Fest um Mariä Himmelfahrt existiert in den meisten katholischen Gemeinden schon seit dem 7. Jahrhundert“, sagt Pfarrvikar Thomas Wallner, der den Gottesdienst leitete. Dogma meint hier, dass die Himmelfahrt Marias als zentraler Bestandteil des Glaubens festgelet wurde. Rund 50 katholische Gemeinden feierten in Stuttgart am Dienstag Mariä Himmelfahrt.