Jubel, Trubel und Heiterkeit bei den Grünen: Sie feiern das Ergebnis von Fritz Kuhn im Schlesinger. Er hat bei der Wahl am Sonntag die meisten Stimmen bekommen.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Stuttgart - Jetzt gibt es endgültig kein Halten mehr. Sonntagabend, 20.17 Uhr. Er betritt das Schlesinger. Auftritt Fritz Kuhn, OB-Kandidat der Grünen. Die Basis jubelt, alle, restlos alle erheben sich und applaudieren minutenlang. Der 57-Jährige, der im Wahlkampf nicht immer begeistern konnte, strahlt im Blitzlichtgewitter plötzlich über beide Ohren. „Das ist ein guter Tag heute. Heute feiern wir, morgen schalten wir aber wieder auf Wahlkampfmodus um! Wir haben noch 14 Tage vor uns“, so Kuhn. „Eines ist aber klar: Es wird einen neuen OB geben und der wird Fritz Kuhn und nicht Sebastian Turner heißen.“

 

Kurz zuvor war die Stimmung noch nicht ganz so ausgelassen gewesen. Um 17.30 Uhr hatten sich gerade mal drei Anhänger in die Punk-kneipe Schlesinger verirrt. Eine Stunde später gibt es fast keinen Sitzplatz mehr. Angesichts der Tatsache, dass der von CDU, FDP und den Freien Wählern unterstützte Kandidat Sebastian Turner vor Kuhn liegt, ist die Stimmung eher verhalten. „Da konzentrieren wir uns doch auf die Stichwahl“, sagt ein Grünen-Unterstützer und widmet sich konzentriert seinem schwäbischen Wurstsalat.

So pragmatisch Fritz Kuhn seinen Wahlkampf geführt hat, so nüchtern ist auch die Dekoration im Schlesinger: Sie ist schlicht nicht vorhanden. Keine Sonnenblumen, keine Luftballons, kein gar nichts. Alles so schön ruhig hier. Bis um 18.35 Uhr zum ersten Mal Jubel aufbrandet. Hat der VfB im Heimspiel gegen Leverkusen die Führung geschossen? Nein, Kuhn holt auf. 18.39 Uhr, Ekstase, Schnappatmung, Kuhn liegt erstmals vor Turner. „Hol dir den Brezelclown“, ruft einer aus dem Hintergrund. 19.34 Uhr, das vorläufige Endergebnis, Kuhn 36,5, Turner 34,5 Prozent, es folgt minutenlanger Applaus.

„Ein Riesenerfolg im ersten Wahlgang“, sagt ein Mitglied des Kreisvorstands. „Stärker als die CDU in der Landeshauptstadt!“ Das findet auch Rezzo Schlauch gut, bei der OB-Wahl 1996 Grünen-Bewerber, ballt beim Blick auf die Leinwand die Becker-Faust. Krimiautor Wolfgang Schorlau strahlt. „Das ist ein guter Tag für Stuttgart heute.“ Am Ende kündigt Fritz Kuhn Gespräche mit Hannes Rockenbauch und Bettina Wilhelm an. Kuhn: „Der Turner gewinnt aber nichts mehr, selbst wenn er Geld aus dem Hubschrauber wirft.“