Die Anhänger von Bettina Wilhelm haben mit dem Abschneiden der SPD zu kämpfen. Der Kandidatin gibt niemand die Schuld – sie hat lediglich 15,1 Prozent der Stimmen erreicht.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart - Bei der SPD ist die Enttäuschung riesig, aber der Kandidatin gibt niemand die Schuld. „Eins zu eins durch Ibisevic“, ruft jemand durch den Flur. Jürgen Graner lächelt. Er ist Regionalgeschäftsführer der SPD und Leiter des Wahlkampfbüros. Wenn an diesem Sonntag nicht OB-Wahl wäre, säße er im Stadion, wo es hin und her geht in der Partie gegen Leverkusen. Bettina Wilhelms Unterstützer trauen der Kandidatin 25 Prozent zu, einige sogar 28. „Ich hoffe, dass wir knapp auf dem zweiten Platz landen“, sagt der Juso Manuel Vowinkel.

 

Zwei Minuten nachdem das Buffet im Wahlkampfbüro am Wilhelmsplatz eröffnet ist, herrscht Totenstille auf der Etage – 20,8 Prozent für die parteilose Kandidatin. „Oh Gott, oh Gott“, murmelt jemand. 18,2 Prozent, 16,9, 15,1 Prozent – für Bettina Wilhelm geht es an diesem Abend alle paar Minuten weiter bergab. „Ich geh jetzt was essen“, sagt ein SPD-Mitglied aus Vaihingen. „Frustessen“, sagt er. Einer jungen Frau stehen die Tränen in den Augen, ein Mann nimmt sie in die Arme. „Ihr habt einen so tollen Wahlkampf geführt“, tröstet er sie. Mit einem ähnlichen Satz beginnt auch der Wahlkampfleiter Hans H. Pfeifer seine Rede, der um kurz nach 20 Uhr mit Bettina Wilhelm erscheint. Die Genossen klatschen laut und lange, Bettina Wilhelms Mundwinkel zucken. „Wir haben einen grandiosen Wahlkampf geführt, wir haben eine phänomenale Kandidatin und ein beschissenes Ergebnis“, ruft Pfeifer.

Bettina Wilhelm lächelt tapfer. Sie sei enttäuscht, räumt sie ein. „Wir hätten ein besseres Ergebnis verdient“. Am Montag werde sie sehen, wie es weitergehe, aber „ich glaube nicht, dass ich eine Wahlempfehlung geben werde.“ In zwei Dingen sind sich die Sozialdemokraten einig: Die Umfragen, die auf einen Zweikampf zwischen Kuhn und Turner hindeuteten, hätten Bettina Wilhelm am meisten geschadet. „Vielleicht hätten wir früher einsteigen müssen, um diese Zuspitzung zu vermeiden“, meint Pfeifer im Nachhinein. Auch ein anderer Satz fällt sehr häufig. Es habe nicht an der Kandidatin gelegen, sie habe es nur nicht geschafft, die hohen Sympathiewerte in Stimmen umzusetzen.