Am Freitag wird der Weltgebetstag der Frauen begangen. Auch viele Kirchengemeinden im Stuttgarter Norden beteiligen sich mit Gottesdiensten an der ökumenischen Aktion. Schwerpunktland ist diesmal Kuba.

Stuttgarter Norden - Für den Weltgebetstag haben 20 kubanische Frauen unterschiedlicher christlicher Konfessionen Texte, Lieder und Gebete ausgewählt. Unter dem Motto „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich mit auf“ wird darin von Sorgen und Hoffnungen angesichts der politischen und gesellschaftlichen Umbrüche in dem Land erzählt. Auch im Stuttgarter Norden wird es am Freitag zahlreiche Veranstaltungen geben (siehe Infokasten). Der Weltgebetstag findet jeweils am ersten Freitag im März statt. Es gibt ihn seit mehr als 100 Jahren. Seinen Ursprung hatte er in den USA und in Kanada. Mittlerweile ist aus der Veranstaltung die wohl weltweit größte ökumenische Basisbewegung für Frauen geworden. So werden am Freitag Menschen in mehr als 170 Ländern mit dabei sein. Vor Ort bereiten Frauen unterschiedlicher Konfessionen gemeinsam die Gestaltung und Durchführung der Gottesdienste vor. Tradition ist es, dass jedes Jahr Frauen aus einem anderen Land die Gottesdienstordnung zum Weltgebetstag schreiben.

 

Kuba ist dieses Jahr Schwerpunktland

Dieses Jahr steht mit Kuba der flächenmäßig größte und bevölkerungsreichste Inselstaat der Karibik im Mittelpunkt. Der Großteil der mehr als elf Millionen Kubanerinnen und Kubaner ist römisch-katholisch, eine wichtige Rolle spielt die Naturreligion Santería: „Aber lediglich die Generation der Großeltern wurde auch christlich erzogen“, sagt Carola Münd, die Pfarrerin in Botnang. Denn nach der Revolution von 1959 wurde Kuba ein sozialistisches Land. Und das hieß konkret: Unter Fidel Castro sei der Inselstaat ein atheistisch geprägtes Land gewesen, sagt die Botnanger Pfarrerin. Die Kirche wurde weitestgehend zum Verstummen gebracht, neuerdings gibt es wieder mehr Offenheit.

Etwas kubanische Lebensart soll beim Weltgebetstag auch hierzulande vermittelt werden: „Es gibt gleich zu Beginn einen alkoholfreien Mojito mit Limettensaft und Ginger Ale“, sagt Birgit Handrich vom Vorbereitungsteam aus Botnang. Wie jedes Jahr feiern die evangelische und katholische Kirchengemeinde mit einer gemeinsamen Veranstaltung den Tag. Der Projektchor unter der musikalischen Leitung von Hedwig Noebbels hat extra für den Gottesdienst kubanische Lieder einstudiert. Der Gottesdienst findet von 19 Uhr an in der Winterkirche im großen Gemeindesaal der evangelischen Kirchengemeinde am Fleckenwaldweg statt. „Ab 18.45 Uhr begrüßen wir die Teilnehmer im Willkommenscafé. Nach dem Gottesdienst laden wir alle ein, den Abend bei Gesprächen und dem Genuss von ein paar kubanischen Köstlichkeiten ausklingen zu lassen“, sagt Handrich. Selbstverständlich sind auch Männer willkommen. Während des Gottesdienstes ist ein Beamer aufgebaut. Kubanische Frauen berichten auf der Großleinwand von ihrem Alltag, von ihren täglichen Aufgaben und Mühen, von den Schatten- wie von den schönen Seiten des Lebens.

Frauen aus Kuba kommen im Gottesdienst zu Wort

Eines der zentralen Themen in Kuba sei – ähnlich wie derzeit in Deutschland – der demografische Wandel: „Kuba hat eine sehr niedrige Geburtenrate“, sagt Renate Schenk vom achtköpfigen Vorbereitungsteam in Stammheim. In dem ökumenischen Gottesdienst in der katholischen Kirche „Zum Guten Hirten“ an der Melchiorstraße 20 stehen daher neben den Frauen auch die Kinder als Zukunft des karibischen Landes im Zentrum der Betrachtung des Weltgebetstages. Zitiert wird unter anderem das Wort des Nationalhelden und Schriftstellers José Marti: „Die Kinder sind die Hoffnung der Welt“. So wird die Brücke zum Lesungstext des diesjährigen Weltgebetstag geschlagen, berichtet Schenk: „Nehmt Kinder auf und ihr nehmt mich auf“, sagt Jesus im Neuen Testament. Nach dem liturgischen Teil gibt es auch in Stammheim noch ein paar Kostproben aus der kubanischen Küche.

„Bei einem Workshop im Herbst des vergangenen Jahres haben wir fünf Frauen aus Kuba kennengelernt“, berichtet Renate Schenk. Eine der Kubanerinnen habe berichtet, wie schwierig der Alltag in Havanna nach wie vor sei. Für Dinge des täglichen Bedarfs wie zum Beispiel Lebensmittel müssen die Einheimischen oft Schlange stehen: „Man muss sich das vorstellen wie früher in der DDR“, sagt Schenk.

Christlicher Glaube und Handeln für eine gerechtere und bessere Welt gehören beim Weltgebetstag zusammen. „Mich fasziniert, dass an diesem Tag dieselben Gebete der Frauen um die ganze Welt gehen“, betont Mary Kling diesen Aspekt. Sie organisiert den Weltgebetstag in Zuffenhausen seit vier Jahren mit. Dort haben sich seit Januar ehrenamtliche Kräfte aus St. Antonius, der evangelischen Kirche und der evangelisch-freikirchlichen Martin-Luther-Gemeinde getroffen, um den ökumenischen Gottesdienst und ein Fest für den guten Zweck vorzubereiten. „Es geht auch darum, sich solidarisch zu zeigen und Spenden für soziale Projekte zu sammeln“, sagt Kling. Apropos Solidarität: „Weltgebetstag trifft Internationalen Frauentag – Zukunftsperspektive Familie: auf dem Rücken der Frauen?“ heißt eine Veranstaltung, die am Dienstag, 8. März, von 18.30 Uhr bis 21 Uhr im kleinen Sitzungssaal des Stuttgarter Rathauses am Marktplatz 1 stattfindet. Es gibt Vorträge, Diskussionen und Impressionen aus Kuba.