Über weite Teile des Osterfestes gilt wieder das Tanzverbot. Wie lange noch? Zumindest der Parteinachwuchs der Landesregierung will das Verbot kippen. Die Erfolgsaussichten sind aber ungewiss – nicht nur, weil die Regierung am Tanzverbot festhalten will.
Stuttgart - Grün-Rot hat ein klar definiertes Ziel: Die Abschaffung des Tanzverbotes an Sonn- und Feiertagen in Baden-Württemberg. Gemeint ist nicht die Regierungskoalition in Stuttgart, sondern die Nachwuchsorganisationen von SPD und Grünen im Lande. Die halten das Tanzverbot unisono für ein Relikt aus vergangenen Zeiten. Bei ihren älteren Parteifreunden in der Landesregierung werden sie allerdings noch Überzeugungsarbeit leisten müssen: „Eine Lockerung des Tanzverbotes steht bei uns nicht auf der Tagesordnung“, heißt es aus dem Stuttgarter Innenministerium, das für das Thema zuständig ist.
An Ostern mag es dem Partyvolk wieder in den Füßen jucken, der Gesetzgeber schiebt dem fröhlichen Treiben über die Feiertage einen Riegel vor. An Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag sind den ganzen Tag „öffentliche Tanzunterhaltungen“ verboten, so will es das Feiertagsgesetz des Landes, für den Sonntag und den Ostermontag gibt es zeitliche Einschränkungen. Diskotheken dürfen an diesen Tagen zwar öffnen, müssen das Tanzverbot aber einhalten. In Baden-Württemberg sind die Vorgaben im bundesweiten Vergleich besonders streng, die Kirchen stemmen sich vehement gegen eine Lockerung.
Tanzverbot – „nicht mehr zeitgemäß“?
An der Haltung des Landes hat auch der Wechsel von Schwarz-Gelb zu Grün-Rot 2011 nichts geändert. Was den Parteinachwuchs ärgert. „Das Tanzverbot ist nicht mehr zeitgemäß“, sagt der Juso-Landeschef Markus Herrera Torrez. Es müsse jedem freigestellt sein, was er an Ostern mache oder lasse. Der Landessprecher der Grünen Jugend, Marcel Emmerich, schlägt in eine ähnliche Kerbe: „Das Tanzverbot passt nicht in eine emanzipatorische Gesellschaft. Religiöse Bräuche dürfen nicht der gesamten Gesellschaft aufgezwungen werden.“
Die beiden Nachwuchsorganisationen könnten eine gemeinsame Initiative starten, sagt der Juso-Chef. Sein Kollege Emmerich sieht ein Hoffnungssignal aus dem hohen Norden: In Bremen hat die rot-grüne Landesregierung das Tanzverbot soeben gelockert. „Das zeigt doch, dass sich auch eine rot-grüne Regierung hier bewegen kann“, sagt Emmerich.