Der Chef der Deutschen Umwelthilfe, Jürgen Resch, ist bekannt für verbale Angriffe auf die Autoindustrie. Am Montagabend hat er sich Ministerpräsident Kretschmann vorgeknöpft.

Stuttgart - Der Geschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH), Jürgen Resch, hat auf einer Veranstaltung des Klima- und Umweltbündnis Stuttgart (KUS) am Montagabend im Hospitalhof in Stuttgart einen Vergleich von Ministerpräsident Winfried Kretschmann zum verstorbenen Ex-Ministerpräsidenten Hans Filbinger (CDU) gezogen. Dass Kretschmann im Falle von Fahrverboten „Staus von Heilbronn bis Tübingen“angekündigt habe, das erinnere ihn an Filbinger, der gesagt habe, „wenn das Atomkraftwerk Wyhl nicht gebaut wird, gehen 1980 die Lichter aus“.

 

Resch attackierte vor 150 Zuhörern die „devote Haltung“ der Politiker gegenüber den Autokonzernen. Er sei sehr gespannt, wie das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig am Dienstag entscheiden werde. Seit 2005 habe die DUH alle von ihr geführten Gerichtsverfahren gewonnen: „Das heißt nicht, das sich das am Dienstag auch wiederholt.“ Zur Zeit habe die DUH noch 19 Klagen in zehn Bundesländern laufen.

„Als ob die Polizei die Bank ausraubt“

Resch zeigte sich empört darüber, dass Landesregierungen oder Stadtverwaltungen auch im Falle einer Verurteilung durch ein Gericht einfach das Recht ignorierten. So sei der Freistaat Bayern vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof – der sich für Fahrverbote in München ausgesprochen hatte – bereits zweimal mit Zwangsgeldern belegt worden, weil er nicht tätig wurde. „So etwas macht mich fassungslos. Die Politik ignoriert ein Gerichtsurteil, das ist, als ob die Polizei eine Bank ausraubt.“

Ausführlich schilderte der in Plochingen geborene Umweltschützer die Gefahren, die von Dieselfahrzeugen ausgingen, die beispielsweise bei der Euro 6 Norm noch 30 Mal höhere Stickoxidemissionen hätten als Benziner der Euro Norm 6. Die Grenzwerte bei Stickoxiden seien auch 2017 wieder vielfach überschritten worden: München sei mit 78 Tagen Überschreitung im Jahr der negative Spitzenreiter, gefolgt von Stuttgart (73) und Köln (62). Durch Stickoxide gebe es 12.860 vorzeitige Todesfälle im Jahr, sagte Resch.

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Es gebe viel zu wenige Luftmessstationen in Deutschland, in fast 11.100 Städten und Gemeinden werde gar nicht gemessen. Von den 247 offiziellen „verkehrsnahen“ Messstationen in 146 Städten seien viele im Übrigen gar nicht verkehrsnah. Da werde mitunter „im Park“ gemessen. Resch sprach sich nachdrücklich für eine technische Nachrüstung älterer Dieselfahrzeuge aus, auch bei Otto-Motoren sei die Stickoxidemission durch Katalysatoren drastisch gesunken. „In dem Maße wie Benziner sauber geworden sind, trägt der Diesel zur Belastung bei.“

Resch will sich nicht einschüchtern lassen

Erfreut äußerte sich der Aktivist darüber, dass auch der ADAC auf die Linie der Deutschen Umwelthilfe eingeschwenkt sei, eine Nachrüstung für machbar halte und sogar das „Wording“ der DUH übernommen habe. Auch der ADAC spreche jetzt davon, dass die Autoindustrie lüge.

In den Medien wird Resch, Jahrgang 1960, mitunter als „Dieseljäger“ oder „Nervensäge“ der Autoindustrie bezeichnet. Er lese nicht alle Artikel über sich, auch aus Selbstschutz heraus, sagte Resch unserer Zeitung. Sein Umweltverband werde „behindert und massiv bedroht“ – allerdings nicht körperlich, erläuterte er. Die DUH benötige deshalb Unterstützung und Mitglieder. Das Magazin „Focus“ habe BMW kürzlich als den „Endgegner der DUH“ bezeichnet, kritisierte Resch. Gerade aktuell berichte nun aber „Spiegel Online“, dass die Behauptung der DUH, BMW habe bewusst Abgaswerte manipuliert, offenbar richtig sei. „Es spricht einiges dafür, dass hier ein Täuschungsversuch des Konzerns vorliegt“, werden Kreise aus der Bundesregierung in Bezug auf das Verhalten von BMW zitiert. Resch: „Der Wind hat sich gedreht gegen BMW – und für uns.“