„Extra 3“ macht sich über die Stickoxidmessung der Stadt Reutlingen lustig: Für Spott sorgt eine auf etwa 200 Metern gesperrte Fahrspur, die an der Luftmessstation entlang führt. Autofahrer müssen einen Bogen um die Messstation fahren.

Reutlingen - Die Satire-Sendung „Extra 3“ vom Norddeutschen Rundfunk (NDR) nimmt die Stickoxidmessung der Stadt Reutlingen aufs Korn. In dem Beitrag thematisierte das öffentlich-rechtliche Format in der vergangenen Woche eine Messanlage für Feinstaub am Straßenrand der Lederstraße in der Innenstadt. Für Spott sorgt darin eine auf etwa 200 Metern gesperrte Fahrspur, die an der Luftmessstation entlang führt. Autofahrer müssen dort einen Bogen um die Messstation fahren und kurz danach wird die Strecke wieder zweispurig. Umweltschützer Reinhard Beneken kritisiert in dem Beitrag, wie Werte an der Messstation dadurch sinken, die realen Werte aber so nicht erfasst würden.

 

Schutz von Fußgängern und Anwohnern

Die Stadt schreibt in bestem Behördendeutsch über das Vorgehen: „Die temporäre verkehrsmengenabhängige Fahrspurreduzierung entfaltet ihre Wirkung hauptsächlich durch eine Vergrößerung des Abstandes zwischen den Emissionsquellen und den Orten, an denen Menschen den Immissionen über einen signifikanten Zeitraum ausgesetzt sind.“ Übersetzt: Die Maßnahme soll dem Schutz von Fußgängern und Anwohnern dienen.

Außerdem kritisieren Reutlinger in dem Beitrag, dass durch einen gesperrten Fußgängerüberweg nun enorme Wege zurückgelegt werden müssten, um die Straße zu überqueren. „Die Darstellung des Umwegs für die Fußgänger im Beitrag ist zwar zweifelsohne witzig, beruht aber auf alternativen Fakten“, teilt eine Stadt-Sprecherin mit. Etwa 200 Meter weiter in der anderen Richtung sei eine klar ersichtliche Fußgängerampel in Richtung Rathaus und Marktplatz.

Diesel-Fahrverbote verhindern

Die Stadt will nach Ansicht der Kritiker verbesserte Luftmesswerte haben, um Diesel-Fahrverbote zu verhindern. Die Lederstraße hatte in der Vergangenheit immer wieder für Schlagzeilen gesorgt, weil sie einen hohen Stickstoffdioxidwert aufweist. Eine Klage der Deutschen Umwelthilfe hatte zuletzt mehrere Gerichte beschäftigt und zu einem Erfolg der Umweltschützer vor dem Bundesverwaltungsgericht in Leipzig geführt.