Die Feinstaubbelastung am Neckartor ist weiterhin hoch und dennoch wird kein Alarm ausgelöst. Der Wetterdienst erklärt die hohen Werte. Erst am Sonntag soll Regen die Belastung deutlich senken. Experten sprechen von einem „Vollbad“.

Stuttgart - Feinstaub ohne Ende: Auch am Dienstag lag der Tagesmittelwert an der Messstation Neckartor mit 125 Mikrogramm erneut weit über dem Grenzwert von 50 Mikrogramm je Kubikmeter Luft. Am Montag war dort – wie berichtet – mit 68 Mikrogramm eine ebenfalls zu hohe Konzentration ermittelt worden. Das wirft Fragen auf, denn es gab an beiden Tagen keine austauscharme Wetterlage, die zum Auslösen eines Feinstaubalarms geführt hätte. Und eine solche ist auch vorerst nicht in Sicht.

 

„Die Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes über das Austauschvermögen der Luft im Stuttgarter Kessel ist die richtige Basis für den Feinstaubalarm“, bekräftigte Oberbürgermeister Fritz Kuhn am Mittwoch. Der Alarm sei ein lernendes System. Trotzdem könne es, wie in den vergangenen Tagen, zu Grenzwert-Überschreitungen kommen. „Die Meteorologie ist nur eine Einflussgröße, wenn es um die Höhe der Feinstaubbelastung geht“, sagte Kuhn. Man könne aber vorhersagen, ob die Wetterbedingungen an bestimmten Tagen zu erhöhten Feinstaubwerten beitrügen. Man werde am Ende der aktuellen Winterperiode sehr genau auswerten, wie sich die Wetterprognose bewährt und wie sich das Verkehrsaufkommen entwickelt habe. „Wir müssen die Belastung durch Luftschadstoffe dauerhaft unter die Grenzwerte bringen“, erklärte Kuhn.

Grundbelastung vorhanden

Der DWD-Meteorologen Uwe Schickedanz erklärt sich die hohen Werte vom Montag und Dienstag mit noch vorhandenem Feinstaub aus der vergangenen Woche. „Am Samstag hat es nur leicht geregnet“, so Schickedanz. „Da hat der Feinstaub nur kurz geduscht, aber nicht anständig gebadet.“ Auf Straßen und Plätzen sei ein deshalb schmieriger Film zurückgeblieben. „Der ist nach dem Trocknen im starken Berufsverkehr erneut aufgewirbelt worden“, so der Fachmann. Da durch Abgase sowie den Reifen- und Bremsabrieb neue Partikel hinzugekommen seien, lägen die Feinstaubwerte immer noch viel zu hoch. Erst für Sonntag prognostiziert Schickedanz niedrigere Werte. „Dann nimmt der Feinstaub ein Vollbad, weil es richtig regnet.“

Auch laut dem Stadtklimatologen Ulrich Reuter haben die deutlich günstigeren meteorologischen Bedingungen der vergangenen fünf Tage „nicht ausgereicht, um die Menge an Feinstaub, die sich vergangene Woche angesammelt hatte, aus der Atmosphäre zu entfernen“. Durch die extrem hohen Werte während der Alarm-Woche sei nach wie vor eine Grundbelastung mit Feinstaub vorhanden. „Umso wichtiger wäre es gewesen, dass die Autofahrer beim Alarm ihren Wagen hätten stehen lassen.“