Behörden und Unternehmen in Stuttgart appellieren an die Mitarbeiter, das Auto wegen des Feinstaubalarms stehen zu lassen. Die Alternativen sind Car-Sharing, flexible Arbeitszeiten und der öffentlich Nahverkehr.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Einen „Kniefall vor Daimler“ nennt Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe, den Stuttgarter Versuch, Autofahrer freiwillig zum Umstieg auf andere Verkehrsmittel zu bewegen. Der angesprochene Automobilhersteller seinerseits hat seine Mitarbeiter für das Problem sensibilisiert. In einer am Montagvormittag verschickten E-Mail an die „lieben Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ appelliert Daimler-Personalvorstand Wilfried Porth: „Helfen auch Sie mit, an Feinstaubalarmtagen die Situation in Stuttgart zu entlasten.“ Porth weist auf die Angebote der Daimler-Tochter Car2go hin, regt die Bildung von Fahrgemeinschaften an und bringt die Möglichkeiten für Telefon- und Videokonferenzen ins Spiel, „um den Pendelverkehr im Großraum Stuttgart auf das absolut Notwendige zu reduzieren“. Als großes Unternehmen sei man auf eine funktionsfähige Infrastruktur und eine kalkulierbare Verkehrssituation angewiesen.

 

Platz machen in den öffentlichen Verkehrsmitteln

Auch die Mitarbeiter der Landesministerien in der Stuttgarter City haben Post bekommen. Absender ist Uwe Lahl, Ministerialdirektor im Landesverkehrsministerium von Winfried Hermann (Grüne). Lahl weist auf die flexiblen Arbeitszeitregelungen hin, deren Inanspruchnahme man sich aber mit dem Vorgesetzten abzustimmen habe. „Nur so kann der Dienstbetrieb sichergestellt werden.“ Ein späterer Arbeitsbeginn würde auch die Situation in Bussen und Bahnen entspannen. „Geben Sie in den Stoßzeiten Plätze im öffentlichen Nahverkehr frei, indem Sie den Beginn und das Ende der Anfahrt verschieben.“ So viel Flexibilität verlangt eine sorgsame Terminplanung: „Wegen der zeitversetzen Anfahrt sollten Besprechungen an Tagen mit Feinstaubalarm nicht vor 10 Uhr stattfinden“, rät Lahl und verweist zudem aufs Mitfahrportal TwoGo, auf dem sich Bedienstete mit ähnlichen Wegen verabreden können.

Ein Angebot, auf das auch die städtischen Mitarbeiter hingewiesen wurden – in einer E-Mail am späten Montagnachmittag. „Entscheidend für den Erfolg des freiwilligen Appells ist, dass möglichst viele mitmachen“, heißt es in dem Schreiben an die Bediensteten der Stadtverwaltung. Man wolle mit dem Alarm deutschlandweit ein Zeichen setzen.

LBBW ruft Mitarbeiter zum Autoverzicht auf

Auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) als großer Arbeitgeber in der Stadt ruft ihre Mitarbeiter zum Autoverzicht auf. „Ohnehin nutzt – aufgrund der zentralen Lage zahlreicher Bankstandorte – ein Großteil der Beschäftigten täglich die öffentlichen Verkehrsmittel“, erklärt ein Sprecher des Geldhauses auf Anfrage.