Stuttgart will ab 2018 gegen die dauernden Überschreitungen der Schadstoffwerte mit einem zeitweisen und räumlich begrenzten Fahrverbot vorgehen. In industriell aufstrebenden Mega-Metropolen wie Neu Delhi oder Peking ist man von solchen Zahlen weit entfernt.

Stuttgart - Ist das Feinstaubproblem in Stuttgart bald gelöst? Die Landeshauptstadt will gegen die dauernden Überschreitungen, die die Station am Neckartor erfasst, 2018 mit einem zeitweisen und räumlich begrenzten Fahrverbot vorgehen. So soll die Zahl der Überschreitungstage mit einer Belastung von mehr als 50 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Tagesmittel unter die von der EU verfügten maximal 35 Tage im Jahr gedrückt werden. 2016 waren es 63 Tage. Der Grenzwert für das Jahresmittel (40 Mikrogramm) ist in Stuttgart mit 38 Mikrogramm im vergangenen Jahr knapp eingehalten worden (siehe Grafik).

 

In industriell aufstrebenden Mega-Metropolen wie Neu Delhi oder Peking ist man von solchen Zahlen weit entfernt. Die Atemmaske ist dort an Tagen mit hoher Belastung Teil der Alltagskleidung. Weil Wirtschaft und Autoverkehr wachsen, nimmt in Neu Delhi die Belastung für die Bevölkerung noch zu. 2012 betrug der Jahresdurchschnitt laut Daten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 229 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, 2016 waren es 260 Mikrogramm.

Keine Entwarnung beim Feinstaub in Stuttgart

Während in Europa klare Regeln für die Messung der Schadstoffe gelten, sind die Daten der WHO wenig transparent. Die Lage der Station für den Jahreswert von Peking ist als „unbekannt“ gelistet, Bogota lieferte einen Hintergrund- und keinen nah an der Straße erhobenen Wert.

Trotz der in Europa vergleichsweise kleinen Zahlen könne es beim Feinstaub keine Entwarnung geben, sagt Ute Dauert vom Fachgebiet Luftqualität des Umweltbundesamts, „denn die Grenzwerte stammen von 1999, die WHO empfiehlt für Feinstaub mit der Größe PM 10 ein Jahresmittel von 20 und nicht 40 Mikrogramm“. Wer die Menschen wirklich schützen wolle, „müsste sich an die WHO-Werte halten“, so Dauert. Als großes Problem gilt Stickstoffdioxid aus der Dieselverbrennung. Viele Städte überschreiten die Grenzwerte.

Die in Stuttgart geplanten Maßnahmen seien richtig, „weniger Autos ergeben weniger Schadstoffe“. Auch eine Blaue Plakette für schadstoffarme Autos sei sinnvoll. „Wir brauchen eine einheitliche Regelung, sonst wird der Bürger verunsichert“, sagt Dauert.

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