Die Luft in Stuttgart ist besonders schlecht. Das geht aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Grünen-Anfrage hervor. So führt die Schwabenmetropole die bundesweite Rangliste sowohl in der Feinstaub- als auch in der Stickstoffdioxidbelastung an.

Berlin - In Stuttgart gibt es die bundesweit höchsten Feinstaub- und Stickstoffdioxid-Belastungen. Das geht aus einer Antwort des Bundesumweltministeriums auf eine Kleine Anfrage der Grünen-Fraktion hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Demnach ist - auch wegen der Lage in einem Talkessel - der Jahreswert beim Stickstoffdioxid an der Messstelle Neckartor teils mehr als doppelt so hoch wie der zulässige Grenzwert. Es folgen Messpunkte in München, Reutlingen, Düren, Kiel, Limburg und Freiburg.

 

Beim Feinstaub wurde der Grenzwert 2013 am Neckartor in Stuttgart an bis zu 91 Tagen überschritten, bei eigentlich maximal 35 zulässigen Überschreitungen in einem Jahr. Die kleinen Partikel können unter anderem zu Schleimhautreizungen führen.

Letztlich sind die Ergebnisse immer davon abhängig, wo gemessen wird - an vielbefahrenen Straßen oder in Talkesseln wie Stuttgart, wo sich Schadstoffe in Luft konzentrierter sammeln, sind die Werte höher.

Beim Feinstaub liegen Messungen in Reutlingen auf Platz 2, es folgt eine Straße in Markgröningen, dahinter Messpunkte in Tübingen, Gelsenkirchen, Hagen und Leipzig. Laut Umweltbundesamt besserte sich die Feinstaubbelastung am Neckartor 2014 aber etwas - der Grenzwert von 50 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter wurde im vergangenen Jahr aber immer noch an 63 Tagen überschritten.

Höhn wirft Bundesregierung vor, die Problematik zu ignorieren

Die bundesweit höchste Ozonbelastung findet sich auf dem Fichtelberg bei Oberwiesenthal. Hier wurde an 46 Tagen im Jahr der Zielwert überschritten. Aus der Abfrage der Schadstoffbelastungen geht zudem hervor, dass das Grundwasser in einigen niedersächsischen Regionen am stärksten mit Nitrat belastet ist, wobei sich die höchste Belastung mit 320,5 Milligramm je Liter im rheinland-pfälzischen Meckenheim findet, der zulässige Wert liegt bei 50 Milligramm. Diese Belastungen seien vor allem auf „menschlich verursachte Einträge insbesondere aus der Landwirtschaft“ zurückzuführen, heißt es in der Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs Florian Pronold (SPD).

Die Emscher bei Dinslaken (Nordrhein-Westfalen) ist an einigen Stellen der am höchsten mit Phosphat belastete Fluss, hier liegt der gemessene Höchstwert mit 1,1 Milligramm Phosphat pro Liter um das zehnfache höher als der sogenannte Anforderungswert. Die Ruhr bei Mülheim wiederum ist am stärksten mit Polychlorierten Biphenylen (PCB) belastet, aber auch die Havel bei Potsdam schneidet hier ökologisch nicht gut ab. Antibiotika aus der Tierhaltung finden sich bisher nur selten im Grundwasser wieder.

Die Vorsitzende des Umweltausschusses des Bundestags, Bärbel Höhn (Grüne), warf der Bundesregierung vor, die Problematik zu ignorieren. „Erschreckend ist, an wie vielen Messstellen die Grenzwerte überschritten werden“, sagte sie der dpa. „In fast jedem Bundesland gibt es kritische Regionen.“ Fraktionskollege Peter Meiwald betonte: „Sehenden Auges nimmt die Bundesregierung eine Verschlechterung des Gesundheitszustands vieler Menschen in Kauf.“ Offensichtlich versagten die Regelungen des Bundes.