Von kommendem Montag an kann in der Stadt Feinstaubalarm drohen. Zunächst setzt man auf Appelle und auf die Vernunft der Autofahrer. Sollten die Aufforderungen nicht fruchten, drohen drastischere Maßnahmen.

Stuttgart - Totales Fahrverbot für drei Tage oder wechselnde Fahrerlaubnis für Autos mit geraden und ungeraden Nummern auf dem Kennzeichen: Was sich kurz vor dem Jahreswechsel in den italienischen Metropolen Rom und Mailand abgespielt hat, bleibt den Stuttgartern erspart – zumindest noch für zwei Jahre.

 

Denn erst von 2018 an könnten Einschränkungen des Autoverkehrs drohen, falls der von Montag, 11. Januar, an geltende Feinstaubalarm nicht hilft, die Luftbelastung mit giftigen Schadstoffen deutlich zu reduzieren. Bis dahin setzt die grün regierte Landeshauptstadt auf die Vernunft und Einsicht der Autofahrer in die Problemlage. Stuttgart hat zwar 2015 Verbesserungen bei der Feinstaubbelastung erzielen können, die Belastung mit dem vor allem aus Autoabgasen stammenden Stickoxid (NO2) ist freilich immer noch extrem hoch – und das beileibe nicht nur an der Messstation Neckartor, wie Stichprobentests im Auftrag der Deutschen Umwelthilfe gezeigt haben (die StZ berichtete).

Lage im Kessel verschärft die Situation

Nun ist Stuttgart trotz vieler Staus nicht mit den Millionenstädten Rom oder Mailand vergleichbar, was das Verkehrsaufkommen angeht. Doch die Lage der Stadt im Talkessel verschärft die Situation. Insbesondere bei Inversionswetterlagen, wenn kein Luftaustausch stattfindet, staut sich die verschmutzte Luft in der City. Der Feinstaubalarm wird vom 11. Januar an ausgelöst, wenn die Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes (DWD) eine solche Situation für mindestens zwei aufeinander folgende Tage erwarten lässt. Informationen Autofahrer werden auf verschiedenen Kanälen auf den Feinstaubalarm hingewiesen. Auf ihrer Homepage unter www.stuttgart.de/feinstaubalarm gibt die Stadt die Warnung schon anderthalb Tage im Voraus heraus. Außerdem wird es im Verkehrsfunk der Radiosender entsprechende Durchsagen geben, auf den vorhandenen Vario-Tafeln in der Stadt werden die Autofahrer ebenfalls gewarnt. Auch die Tageszeitungen informieren über den Feinstaubalarm, und auch via Twitter und Facebook werden die Bürger gebeten, Fahrgemeinschaften zu bilden oder ihre Fahrzeuge stehen zu lassen und den öffentlichen Nahverkehr zu benutzen. Darüber hinaus sollen an diesen Tagen auch Kaminöfen, die nicht unbedingt zum Heizen gebraucht werden, aus bleiben. Sollte der DWD für zwei aufeinanderfolgende Tage ein gutes Austauschvermögen der Luft vorhersagen, wird der Alarm aufgehoben.

Fahrverbote sind ab 2018 möglich

Sanktionen Wer trotz des Alarms nicht aufs Auto verzichten will oder kann, hat zunächst einmal nichts zu befürchten. Erst von 2018 an könnte es – sollten die Appelle nichts bringen und die von der EU verordneten Grenzwerte nicht unterschritten werden – Vorgaben und Fahrbeschränkungen wie derzeit schon in Italien geben. Besitzer von E-Mobilen wären davon ausgenommen. Wie ein solches Fahrverbot letztlich kontrolliert und Verstöße dagegen gegebenenfalls bestraft werden würden, darüber gibt es bislang keine Informationen. Optionen Im Alarmfall wird es besondere Vergünstigungen für Umsteiger geben. So bietet der VVS einen zusätzlichen Freimonat bei der Buchung eines Jahrestickets an. Und während der ersten beiden Feinstaubalarme des Jahres können Einzeltickets des Nahverkehrs über die App der Daimler-Tochter Moovel mit 50 Prozent Rabatt auf den regulären Fahrpreis erworben werden. Auch die elektrische Car2go-Flotte ist während eines Ausnahmezustands zum halben Preis zu haben. Innerstädtisch bringt die SSB-Stadtbahnlinie U 11 Autopendler vom Wasen in die Innenstadt. Zudem verkehren die S-Bahn-Linien 1, 2, 3 und 5 bei einem Alarm über die Hauptverkehrszeiten hinaus als Langzüge.