Bisher galt das Stuttgarter Neckartor als Spitzenreiter in der traurigen Tabelle der dreckigsten Straßen Deutschlands. Nun hat ihm die Lederstraße in Reutlingen den Rang abgelaufen.

Stuttgart - Zu den deutschlandweit meistgenannten Orten Stuttgarts zählt die Adresse Am Neckartor. Nicht wegen der dort residierenden Zentrale des ADAC. Mit Autos freilich hat der hohe Bekanntheitsgrad dennoch zu tun. Der Verkehrsknotenpunkt Am Neckartor gilt seit Jahren als schmutzigster der Republik, zumindest in der Feinstaubstatistik. Dreckig, dreckiger, am dreckigsten – kommentierte kürzlich der SWR.

 

80 000 Autos täglich gelingt es, die maximal zulässigen 35 Tage mit einer Überschreitung der Feinstaub-Grenzwerte am Neckartor bereits im Februar oder März eines Jahres auszuschöpfen. 2013 macht keine Ausnahme – und im August war es bereits an 57 Tagen schmutziger als erlaubt.

Doch womöglich wird sich das nicht mehr so herumsprechen wie in den vergangenen Jahren, denn diese 57 Tage bilden nicht mehr die Spitze der Statistik. Das Neckartor wurde von der Lederstraße in Reutlingen auf den zweiten Platz der 28 Messstationen der LUBW verdrängt, der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz. Und offenbar ist Reutlingen in diesem Jahr sogar bundesweit spitze bei diesen Schadstoffwerten.

Reutlinger Lederstraße liegt nicht in einer Umweltzone

Während wenigstens die Tendenz der Schadstoffwerte am Neckartor rückläufig ist, verhält es sich in Reutlingen andersherum. Seit die LUBW vor einigen Jahren den Messpunkt vom Eingang der Lederstraße weiter in die Stadt hinein verlegt hat, sind die Werte auf dieser Bundesstraße 28 deutlich angestiegen. Nun wollen diese Experten wissen, warum das so ist. Sind unterschiedliche Strömungsverhältnisse an den Messpunkten daran schuld, dass mehr Feinstaub gemessen wird als zuvor? Oder schlägt mittlerweile durch, dass sich die Lederstraße nicht in einer Umweltzone befindet, sondern zwischen zweien dieser Zonen, in denen Autos nur mit grüner Plakette fahren dürfen?

In den nächsten Monaten wollen Wissenschaftler Fragen zum Fall Reutlingen beantworten. Die Stadt reagiert seit geraumer Zeit mit Appellen. „Gebrauchen Sie Ihr Kraftfahrzeug bei Ihren Fahrten stets entsprechend umweltbewusst, oder nutzen Sie bitte Rad oder öffentliche Verkehrsmittel“, heißt es auf der Homepage von Baden-Württembergs kleinster Großstadt.