In gängiger Science Fiction retten die Helden gerne mal den ganzen Kosmos. Die vielgelobte US-Comciserie „Saga“ ist da klüger, frecher und bescheidener. Ihr zentrales Liebespaar, eine kitschfreie Romeo-und-Julia-Variante, versucht nur, das eigene Leben durch einen großen Krieg zu mogeln.

Stuttgart - Jeder will Zukunft, möglichst viel davon sogar, aber erstaunlich wenige Menschen wollen sich von der Zukunft erzählen lassen. Science Fiction, der spielerische, wenn auch nicht immer zuversichtliche Blick ins Morgen, gilt noch immer als Literatur für Nerds. Demnach müsste „Saga“ von dem Autor Brian K. Vaughan und der Zeichnerin Fiona Staples ein Comic für Doppelnerds sein, denn hier mischen sich Elemente der SF mit einigen der Fantasy. Da laufen Menschen mit Schafsgehörn herum wie aus der griechischen Mythologie davongestohlen, andere tragen Elfenflügel, sind aber kein bisschen possierlich, sondern eiskalte Killer im Auftrag einer tyrannischen Regierung.

 

Aber keine Sorge, dies wird kein wilder Cocktail links und rechts zusammengeraffter Zutaten. „Saga“, eine der meistgelobten Serien der US-Comicszene, ist eine spannende und witzige Neuerkundung des scheinbar vertrauten SF-Zinnobers, eine Mischung aus Weltraumkrieg, Seifenoper und blitzgescheiter Literatur. Auch der gerade auf Deutsch erschienene dritte Band lässt Seite um Seite staunen, wie prägnant hier Wirkungen erzeugt werden und wie subversiv Vaughan und Staples den Wert der kleinen individuellen Schicksale mitten im großen Weltgedröhne betonen.

Nicht immer gleich die Welt retten

Das große Gedröhne, das ist ein Galaxien umspannender Krieg zweier Parteien, die einander erfolgreich verteufelt haben. Zwei kleine Kombattanten verlieben sich über Graben- und Propagandagrenzen ineinander und zeugen ein Kind, weshalb diese Familie als moralzersetzende Scheußlichkeit ausgelöscht werden soll. Die Verfemten fliehen und retten eben nicht die Welt, sondern immer wieder die eigene Haut.

Zu ihren Verfolgern gehören Androiden, die einen PC-Monitor als Kopf auf dem Menschenkörper tragen und sich als Prinzen feinsten Adels gerieren: das zeigt den Humor der Serie. Und dass die Verfolger nach heftigem Beschuss wieder hochbooten, ist Teil des Ernstes: das Böse ist hier nicht leicht zu überwinden und vielleicht nicht einmal nur böse.

Brian K. Vaughan und Fiona Staples: „Saga.
“ Cross Cult Verlag, Ludwigsburg. Comic. Bislang drei Bände. Je 160 Seiten, 22 Euro.