Bei der Felderrundfahrt in Fellbach verschaffen sich Bauern und Naturschützer einen Überblick über die Äcker und das darauf wachsende Getreide.

Schmiden - Es gibt zwar immer weniger Bauern in Schmiden – gerade mal vier. Aber für die Felderrundfahrt am Samstag wurden zwei Anhänger benötigt, damit die rund 40 Interessierten, darunter einige Gemeinderäte und viele Vereinsvertreter, Platz fanden. „Wir wollen und müssen uns öffnen, sonst brauchen wir diese Fahrt erst gar nicht mehr zu machen“, sagte Wolfgang Bürkle, der Vorsitzende des Ortsvereins.

 

Die Gesellschaft der Felderrundfahrt tuckert mit Tempo 20 durch Schmiden

Vom Schnitzbiegelhof ging es ein Stück weit die Fellbacher Straße entlang, wo das ungewöhnliche Gefährt Aufsehen erregte. Traktorfahrer Marco Bürkle bog in die Charlottenstraße ab, und dann tuckerte die Gesellschaft mit Tempo 20 am Dietrich-Bonhoeffer-Haus vorbei in Richtung Feld. „Auf dem Berg“ hat Harald Kauffmann Dinkel angebaut, ein Getreide, das im Trend liegt, sagte Wolfgang Bürkle. „Leider ist diese Entwicklung erst in den vergangenen Monaten eingetreten, da hatten wir unsere Äcker schon bestellt.“ Es werde wahrscheinlich schwer werden, die Nachfrage zu befriedigen. Ein Stück weiter steht ein Feld mit ungespritztem Weizen, in dem der Gelbrost gewütet hat. „Den Pilz gibt es auch im konventionellen Anbau, da hat man schnell 30, 40 Prozent Ausfall“, sagte Bürkle. Er hatte in den Rapsfeldern rund um seine Feldscheuer mit Schädlingen zu kämpfen. „Daran ist vor allem der nahezu ausgefallene Winter schuld.“

Viele Maisfelder liefern Futter für die Biogasanlagen

Noch immer gibt es viele Maisfelder, die Futter für die Biogasanlage liefern, auch wenn Wolfgang Bürkle „mehr Vielfalt“ ausgemacht hat. „Wir würden gerne auch andere Getreidesorten zur Energiegewinnung anbauen, aber Mais ist einfach am ergiebigsten. Wenn ich eine andere Kultur nehmen, brauche ich mehr Fläche für das gleiche Ergebnis.“ Die Kartoffeln brauchen nicht mehr Platz, sondern Wasser. Wenn es nicht bald regnet, stellten die Erdäpfel das Wachstum ein, erklärte der Ortsvereinsvorsitzende. Der Wert des Getreides schrumpft bereits, allerdings nicht wegen des fehlenden Regens. Schuld daran sei die Aussicht auf eine gute Ernte, sagte Bürkle. „Es wird damit spekuliert, dass es viel gibt, obwohl das noch längst nicht raus ist, und die Preise fallen schon mal.“

Der Roggen ist gut entwickelt und muss vor Gewittern geschützt werden

Die Teilnehmer an der Rundfahrt sahen gut entwickelten Roggen, der allerdings kein Gewitter abkriegen darf, weil er sonst flach liegt, und prächtigen Weizen. „Im vergangenen Jahr hatten wir die Sorte Philipp angebaut, die uns vom Ertrag her enttäuscht hat. Diesmal haben wir zum ersten Mal die Sorte Event genommen. Sie ist relativ gesund und standfest und passt zum ungespritzten Anbau“, sagte Bürkle.

Ein Hauptdarsteller tauchte zwar nicht auf, war aber präsent. Das Rebhuhn, das einst in Scharen das Schmidener Feld bevölkerte, ist vom Aussterben bedroht. Die Blühstreifen, die einige Landwirte um ihre Felder stehen lassen, könnten dazu beitragen, das Rebhuhn zu erhalten, denn dort fühlt sich das scheue Tier wohl. Michael Eick vom Nabu forderte deshalb „einen Schulterschluss von Landwirtschaft und Naturschutz wie gegen den Nord-Ost-Ring für den Erhalt der Artenvielfalt“.

Das Rebhuhn ist vom Aussterben bedroht. Watschelt Nachwuchs durch die Wiese, verschieben die Bauern das Mähen

Weil es auf jedes Rebhuhnküken ankommt, hat Wolfgang Bürkle auf einer Wiese unweit des Waiblinger Wegs kürzlich sogar das Mähen verschoben. „Eine Henne hat sich dort mit ihrem Nachwuchs aufgehalten, also haben wir eine Pause eingelegt. Aber das kann ich nicht immer machen, ich muss mich nach dem Wetter richten.“