Viele Spanier stehen ihrer Monarchie kritisch gegenüber. Auch deshalb wird die Zepterübergabe von Juan Carlos auf seinen Sohn Felipe äußerst unprätentiös ablaufen. Schon in wenigen Wochen könnte es soweit sein.

Viele Spanier stehen ihrer Monarchie kritisch gegenüber. Auch deshalb wird die Zepterübergabe von Juan Carlos auf seinen Sohn Felipe äußerst unprätentiös ablaufen. Schon in wenigen Wochen könnte es soweit sein.

 

Madrid - Eine pompöse Krönungsfeier wird es für Spaniens künftigen König nicht geben. Thronfolger Felipe, der nach der Abdankung seines Vaters Juan Carlos in den kommenden Wochen als Felipe VI. die Regentschaft übernimmt, wird in einer eher nüchternen Zeremonie vom Parlament proklamiert werden.

Überhaupt kommt Spaniens Königshaus ohne einen größeren Hofstaat aus. Das Jahresbudget gilt mit 7,8 Millionen Euro für 2014 im Vergleich zu anderen Herrscherhäusern in Europa als eher knapp bemessen. König Juan Carlos (76) und Königin Sofía (75) residieren auch nicht in dem prunkvollen Palast im Stadtzentrum von Madrid, der heute nur noch zu repräsentativen Zwecken dient und auch besichtigt werden kann.

Das Monarchenpaar lebt stattdessen im eher schlichten Zarzuela- Palast am Rande der Hauptstadt, einem ehemaligen Jagdschlösschen der spanischen Könige. Kronprinz Felipe (46) wohnt mit seiner Frau Letizia (41) und den beiden Töchtern auf dem selben Gelände in einer eigenen Residenz.

Hiter den Kulissen wird schon fleißig geplant

Einen Tag nach der Abdankungs-Ankündigung des Monarchen Juan Carlos machte die Madrider Regierung den Weg zur Ablösung des Königs frei: Das Kabinett beschloss am Dienstag auf einer Sondersitzung einen Gesetzesentwurf, der den Thronverzicht von Juan Carlos zugunsten seines Sohnes rechtlich wirksam machen soll. Parlamentspräsident Jesús Posada kündigte an, dass das Gesetz bis zum 18. Juni von beiden Kammern im Eilverfahren verabschiedet werden könne.

An welchem Tag der neue König den Amtseid als Felipe VI. ablegen werde, müsse noch mit dem Königshaus und der Regierung abgesprochen werden. Das Königshaus ging dagegen davon aus, dass der Thronwechsel „in drei bis sechs Wochen“ stattfinden könne.

Am Vorabend hatte Tausende Spanier den überraschenden Thronverzicht von Juan Carlos genutzt, um für eine Abschaffung der Monarchie zu demonstrieren. Allein in Madrid gingen rund 20.000 Monarchie-Gegner unter dem Motto „Monarchie, nein Danke“ auf die Straße. In Barcelona bezifferte die Polizei die Zahl der Demonstranten auf etwa 5000. Die Teilnehmer trugen Plakate mit Aufschriften wie „Borbones, a las elecciones“ (Borbonen, zu den Wahlen) oder „España mañana será republicana“ (Spanien wird morgen eine Republik sein).

Rajoy betonte am Dienstag, die große Mehrheit der Spanier sei für die Monarchie. Der sozialistische Oppositionsführer Alfredo Pérez Rubalcaba meinte, die Kundgebungen gehörten in einer Demokratie zur Normalität. Seine Partei werde trotz ihrer republikanischen Tradition den - in der Verfassung enthaltenen - Pakt zum Festhalten an der Monarchie nicht brechen.

Spaniens Presse würdigt Juan Carlos' Entscheidung

Die spanische Presse würdigte am Dienstag die Entscheidung des Monarchen. „Der König dankt ab, um einen Anstoß zu den geforderten Reformen zu geben“, titelte die linksliberale Zeitung „El País“. Das rechtsliberale Konkurrenzblatt meinte: „Der Übergang zu Felipe VI. erfolgt inmitten einer institutionellen Krise.“

Juan Carlos hatte am Montag nach fast 40 Jahren überraschend seinen Verzicht auf den Thron erklärt. Der König ist seit 1975 Staatsoberhaupt und leitete nach der Franco-Diktatur (1939-1975) den Übergang zur Demokratie ein. Er hat seit langem gesundheitliche Probleme und musste mehrere Hüftoperationen über sich ergehen lassen. Außerdem hatte zuletzt eine Korruptionsaffäre dem Ruf des Palastes zugesetzt. Die Entscheidung zur Abdankung traf der König nach Medienberichten bereits im Januar.