Eine neue Plattform im Internet will Kinder- und Jugendeinrichtungen beim Thema Inklusion unterstützen. Bei einem Selbsttest können die Einrichtungen ihren Stand überprüfen.

Rems-Murr: Sascha Sauer (sas)

Fellbach - Das Jugendhaus Fellbach ist ein Inklusionsprofi. Dieses Ergebnis hat der Inklumat ausgespuckt. Das ist ein neues Frage-und-Antwort-Tool im Internet, das so ähnlich wie der bekannte Wahl-O-Mat funktioniert. Für den Leiter des Jugendhauses ist das keine Überraschung. „Ob Musik, Kultur oder Sport – bei uns sind Menschen mit Handicap überall dabei“, sagt Peter Hauser.

 

Das ist aber nicht in allen Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit so. Deshalb haben die beiden Kreisjugendringe Rems-Murr und Esslingen die Internetplattform Inklumat entwickelt. Das Projekt wird durch das Sozialministerium Baden-Württemberg gefördert und von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg wissenschaftlich begleitet.

Der Inklumat ist bundesweit einzigartig

Marita Trautner, die Geschäftsführerin des Kreisjugendrings Rems-Murr, ist stolz auf den Inklumat. „Das ist eine bundesweit einzigartige Internetplattform“, sagte sie am Montagmorgen bei der Vorstellung des Projekts im Jugendhaus Fellbach. Ihr Geschäftsführerkollege aus Esslingen, Ralph Rieck, sagte: „Es ist höchste Zeit, dass wir uns des Themas Inklusion in der Jugendarbeit annehmen.“ Man dürfe nicht so lange warten, bis die Einrichtungen barrierefrei sind. „Sonst dauert es bis zum Sankt Nimmerleinstag.“

Weil Kinder- und Jugendeinrichtungen Menschen mit Behinderungen oft nicht auf dem Schirm haben, entwickelten der Projektleiter Frank Baumeister und der Professor Thomas Meyer von der Dualen Hochschule Baden-Württemberg zwei Instrumente: Einen Index für Inklusion sowie den Inklumat, mit dem sich die Einrichtungen und Organisationen bezüglich der eigenen Haltung und Verwirklichung von Inklusion selbst testen können. Zudem gibt es auf der Internetplattform Hilfen und Empfehlungen für die Einbeziehung von Menschen mit Behinderungen. „Es gibt Leute in der Jugendarbeit, die Lust darauf haben, aber nicht wissen, wie man Inklusion umsetzen kann“, erklärte Frank Baumeister.

Beim Selbsttest gibt es rund 100 Fragen

Bei dem Selbsttest müssen die Einrichtungen rund 100 Fragen zu ihrer Kultur, Struktur sowie ihren Praktiken beantworten. „Diese drei Ebenen müssen angegangen werden, sonst scheitert die Inklusion“, sagte Professor Thomas Meyer. Nach dem Test gibt es eine Auswertung. Je mehr eine Einrichtung für die Einbeziehung behinderter Menschen tut, desto besser das Ergebnis, das vom „Inklusionsbeginner“ bis zum „ Inklusionsprofi“ reicht.

Das handhabbare Tool kommt auch gut bei der baden-württembergischen Sozialministerin an. „Dieses Projekt für Inklusion ist eines der ersten, das eine Förderung vom Sozialministerium bekommt“, sagte Katrin Altpeter. Es sei richtungsweisend und könne auch in anderen Land-kreisen umgesetzt werden. Für Johannes Fuchs ist das Projekt ein wichtiger Schritt, denn der Landrat glaubt nicht, dass der Begriff der Inklusion schon in den Köpfen der Menschen angekommen ist. „Wir müssen uns noch viel einfallen lassen, damit wir Menschen mit Handicap ohne Ängste und Vorurteile begegnen können“, sagte er. Erster Bürgermeister Günter Geyer lobte die Arbeit von Peter Hauser: „Das Jugendhaus ist ein Vorreiter in Sachen Inklusion.“