Am Wochenende hat sich die Alte Kelter in eine riesige Weinstube verwandelt. Beim 19. Weintreff präsentierten sich die Jungwinzer frech, locker und selbstbewusst. Lange Schlangen hat es vor dem Sektstand gegeben, der erstmals angeboten wurde.

Rems-Murr: Sascha Sauer (sas)

Fellbach - Auch so kann man die Vorzüge eines Sauvignon Blanc beschreiben: „Der Wein ist schön frisch, knackig und spritzig wie wir jungen Winzer“, sagt Christian Escher. So viel Selbstbewusstsein darf der 25-jährige Schwaikheimer beim 19. Weintreff in der Alten Kelter durchaus an den Tag legen. Seit dem Herbst trägt er schließlich den Titel Vizejungwinzer des Jahres.

 

Auf erfrischende Art präsentierte sich der Nachwuchs bei der kommentierten Weinprobe am Samstag. Die Jungwinzer servierten den Zuhörern eine Cuvée aus Fachwissen, Humor und Schlagfertigkeit. Das gefiel auch Hubert Falkenberger, dem Geschäftsführer des Tourismusvereins Remstal-Route: „Es ist toll, wie sie hier ihre Produkte vorstellen.“ Da zeige sich, dass Winzer alles andere als knorrige Eigenbrötler seien.

Christian Escher ist Vizejungwinzer des Jahres. Foto: Patricia Sigerist
Die Alte Kelter hat sich am Wochenende in eine riesige Weinstube verwandelt. An 54 Ständen warben Weingüter aus dem Remstal, Stuttgart und Esslingen für Lemberger und Co. „Wir rechnen an den beiden Tagen mit rund 2000 Besuchern“, sagte Falkenberger. Die Gäste konnten mehr als 300 verschiedene Weine verkosten. Und wie lautet sein Rezept für den Trinkmarathon? „Ich werde mit einem leichten Riesling beginnen und heute Abend mit einem schweren Spätburgunder den Tag beenden.“

Auch am Stand vom Weingut Siegloch aus Winnenden ließen sich die Gäste ihre Gläser auffüllen. Beliebt waren dort Weine aus der Linie „Vogelfrei“. Ein Name, der neugierig macht. Jungwinzer Markus Siegloch erklärte: „Wir lassen uns von Niemandem etwas vorschreiben, wir bauen den Wein nach unseren Vorstellungen kompromisslos aus.“ Da blitzte wieder das Selbstbewusstsein auf, das man so häufig unter den Jungwinzern spürt. Mitunter frech zeigt sich auch die Cuvée-Linie „Trinkhilfe“. So findet man auf den Etiketten nicht nur die Worte „Spaß“ und „Freund“, sondern auch „Geiler Stoff“. Markus Siegloch verriet, dass seine älteste Kundin 96 Jahre alt ist und sich von der Cuvée regelmäßig Flaschen ins Altersheim liefern lässt.

Die Jungwinzer präsentieren sich locker

Für die kommentierten Proben hatten die Winzer der Remstal-Route den SWR-Moderator Jürgen Hörig in die Alte Kelter geholt. Er ist eher ein Weinliebhaber als ein ausgewiesener Experte. Beim Thema „Junge Weine“ hatte er leichtes Spiel, denn die Jungwinzer waren mit ihrer lockeren Art sehr unterhaltsam. So erzählte Stefanie Zimmer vom gleichnamigen Weingut aus Stetten, dass sie sich als Frau in einer Männerdomäne beweisen muss, und dass sie ihre Zukunft im ökologischen Weinbau sieht.

Der prämierte Jungwinzer Christian Escher verriet sein Erfolgsgeheimnis: „Mir macht der Beruf Spaß, und das merken die Kunden.“ Und was unterscheidet die jüngeren Weingärtner von früheren Generationen? Da musste die Antwort nicht lange reifen: „Wir sind viel in der Welt rumgekommen.“ Escher war in Südafrika, Kanada und Südtirol, um sich in-spirieren zu lassen. Sein Credo lautet: „Wir wollen die Tradition bewahren, aber auch innovative Produkte anbieten.“ So seien früher die typischen Sorten Trollinger, Riesling und Kerner im Remstal angebaut worden. Jetzt gebe es auch internationale Sorten wie Sauvignon Blanc und Cabernet Franc.