Der frühere Fellbacher Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel erhält von der Stadt zu seinem 80. Geburtstag ein ganz besonderes Geschenk: Er darf seine eigene Kleinplastik-Ausstellung gestalten. Sie ist von Ende Mai an drei Wochen in der Alten Kelter zu sehen.

Fellbach - Was schenkt man einem überaus rüstigen 80-Jährigen? Mit dieser Frage hat sich schon vor Jahresfrist Fellbachs Oberbürgermeister Christoph Palm herumgeschlagen. Denn sein Vorgänger Friedrich-Wilhelm Kiel feiert am 17. Mai 2014 diesen runden Geburtstag, da kann die Stadt nicht mit einem Zinnbecher daherkommen. Ehrenbürger ist er schon, mehr geht nicht. Und so verfiel man im Rathaus auf die geniale Idee, dem Kunstfreund und -förderer Kiel eine Ausstellung zu schenken. Eine Spezial-Triennale, die er selbst gestalten darf. Als Kurator. „Er steht dafür, dass er die Kunst nach Fellbach gebracht hat“, sagt Palm. Kunstwerke hat die Stadt reichlich in ihrem Fundus, zumeist Aufkäufe bei den zwölf bisherigen Kleinplastikausstellungen. Noch nie wurden sie in einer Gesamtschau gezeigt.

 

Friedrich-Wilhelm Kiel war Feuer und Flamme. „Ich war total überrascht“, gesteht der 79-Jährige, „es ist mir eine Freude und Ehre.“ Schließlich sei er von Haus aus Naturwissenschaftler, kein Kunsthistoriker. Aus seiner langjährigen Mitarbeit im Triennale-Freundeskreis weiß er aber, dass er „sein Licht nicht unter den Scheffel stellen“ muss. Und kleine Terminprobleme sind keine Hindernisse für einen, der in seiner 24-jährigen Amtszeit den Eisernen Vorhang für Städtepartnerschaften überwunden hat. Die Vernissage der Ausstellung kann nämlich nicht am Geburtstag stattfinden in diesem ereignisreichen Jahr mit Armer Konrad und Kultursommer. So steigt also die offizielle Geburtstagsfeier in Form eines städtischen Empfangs und in Verbindung mit der Vernissage am Samstag, 31. Mai, mit geladenen Gästen. Von 1. bis 22. Juni ist die Sonderschau in der Alten Kelter dann fürs Publikum geöffnet.

Zur Vernissage kommt ein Überraschungsgast

Bis dahin ist zwar noch viel zu tun, doch die Vorarbeiten sind weit gediehen. Kiel hat sich nämlich Verstärkung gesucht, hat eine kleines Kuratorium gebildet. Mit an Bord: der frühere Stadtplanungs-Chef Bernhard Kerres, außerdem Kiels früherer persönlicher Referent und späterer Schwabenlandhallen-Direktor Karlheinz Hirsch, dazu den Messebau- und Ausstellungsspezialisten Wolfgang Bergmann und den promovierten Kunstexperten Heribert Sautter aus dem Kulturamt, schließlich noch seine Frau, als weibliches Korrektiv und für den gesunden Menschenverstand. Alle haben gerne zugesagt. „Ich sehe mich als Koordinator einer tollen Mannschaft“, sagt Kiel, bei dem die Arbeit an der Ausstellung alle Lebensgeister geweckt hat: „Ich habe mich saumäßig gefreut.“ Der Alt-OB hat sich zudem gewünscht, dass nur drei Reden gehalten werden. Natürlich wird Christoph Palm sprechen, als Hausherr und Gastgeber. Der Jubilar wird ebenfalls zu Wort kommen, um Danke zu sagen und einiges andere mehr. Der Dritte ist ein Überraschungsgast. Man hätte einen Kunst-Staatssekretär erwartet. Oder einen altliberalen Außenminister. Aber nein. Der dritte Redner heißt Ludwig Krapf. Der in Tübingen geborene Schwabe war der erste Leiter des Kulturamts, das Kiel kurz nach seinem Amtsantritt 1978 eingerichtet hat – das erste eigenständige Amt für Kultur in einer großen Kreisstadt. Mit ihm hebt Kiel die Triennale für zeitgenössische Kleinplastik aus der Taufe. Der promovierte Literaturwissenschaftler wechselt 1985 nach Freiburg, 2002 wird er Kulturdezernent in Bonn. Seit fast vier Jahren ist er im Ruhestand, den er im Rheinland genießt. Für Kiel geht er noch einmal in die Bütt.

Auch das Ausstellungskonzept steht in großen Zügen. Zum Motto wurden die Worte „Einfach gut“ gewählt, und zwar nicht nebeneinander, sondern untereinander geschrieben. Schlicht und einfach soll die Architektur sein – weiße Wände in der Mitte der Halle in Längsrichtung aufgestellt, davor Exponate von rund 140 Künstlern. Die allermeisten befinden sich im Besitz der Stadt und stehen nicht etwa in einem Magazin, sondern in den Büros auf Schreibtischen oder Regalen. Auch Palm wird ein paar Wochen auf eine gegossene Pferdegruppe auf seinem Schreibtisch verzichten müssen – so ein Original-Kunstwerk als Briefbeschwerer hat schon Stil. „Die Ausstellung wird durchaus Triennale-Qualität haben“, sagt Palm, „es wird ein Geschenk für alle.“ Einen eigenen Katalog soll es allerdings nicht geben, aber die Kataloge früherer Triennalen werden ausliegen, so dass die Besucher die Beschreibungen zu den Kunstwerken finden können.

Kiel hofft auf viele Besucher, auch auf Vereine und Schulklassen. Für Gruppenführungen nimmt das Kulturamt, Telefon 0711/5851-364, bereits Anmeldungen entgegen. Der Eintritt ist frei, Führungen kosten eine kleine Gebühr.