Das Fellbacher Kammerorchester begeistert mit Werken von Astor Piazzolla und Martin Palmeri im ausverkauften Musikschulsaal

Ein Konzert, das elektrisierte, erlebten die rund 200 Besucherinnen und Besucher an einem Abend mit dem Fellbacher Kammerorchester im rappelvollen Musikschulsaal. Als Solisten hatte der Dirigent Manuel Knoll die vorzügliche Bandoneon-Spielerin Karin Eckstein sowie die aus Chile stammende, in Fellbach lebende, beliebte Pianistin und Brückenbauerin Poldy Tagle gewonnen. Die Sogwirkung, die von der Darbietung ausging, verdankte sich dem gemeinsamen Spirit, der das Zusammenspiel des bestens vorbereiteten Orchesters und der souverän agierenden Solistinnen durchpulste und dessen Energie auch das Publikum erfasste.

 

Entscheidend für die fast hypnotische Strahlkraft, die von der Darbietung ausging, war die von Manuel Knoll entwickelte Dramaturgie des Programms. Es vereinte bekannte Werke des Altmeisters und Erfinders des Tango Nuevo Astor Piazzolla mit Stücken des 1965 in Buenos Aires geborenen Komponisten und Dirigenten Martin Palmeri, den eine künstlerische Freundschaft mit Manuel Knoll verbindet. Zwei seiner Werke - aus den „Barrios Porteños“ - hat der Komponist dem Fellbacher Kammerorchester zur deutschen Erstaufführung überlassen.

Die musikalische Reise durch die argentinische Hauptstadt Buenos Aires beginnt mit dem berühmten Libertango, mit dem Piazzolla den traditionellen Tango von allen konventionellen Fesseln befreite.

In die sinnliche Welt des Tangos eingestimmt und hochgestimmt erleben die Zuhörer auch die folgenden Stationen der Reise – zunächst ein Stück aus der Buenos-Aires-Suite von Palmeri, in dem der Komponist dem Stadtteil „San Telmo“ musikalische Gestalt verleiht: mit vorwärtsdrängenden, schroffen Rhythmen aber auch sanften Modulationen, eine „Straßenmusik“, in die sich Blueselemente mischen und in der sich Schönheit und Melancholie großformatig vereinen, was an perfekte Filmmusik denken lässt.

Nicht nur der Stadt, auch den wechselnden Jahreszeiten mit den ihnen eigenen Stimmungen ist die Programmfolge gewidmet. Inspiriert von Vivaldi schuf Piazzolla seine eigenen Vier-Jahreszeiten-Suite, in der Elemente der Barockmusik seinen Tango Nuevo beflügeln. Eher zart und sanft-flirrend malt er den „Sommer“, in dem das Klavier mit den Geigern zauberhaft kommuniziert, während der „Herbst“ vom satten Klang des Cellos intoniert wird. Stets präsent die Leitstimme der Bandeonistin, die alle Facetten ihres faltenreichen Instruments auslotet. Flankiert werden Piazzollas Sommer und Herbst passenderweise von Palmeris „Frühling“ und „Winter“ aus seinem eigenen Jahreszeiten-Zyklus, mit dem er auf Piazzolla antwortet. Den Frühling lässt Palmeri in einer üppigen, farbigen, aufgewühlten Tonsprache erblühen, ruhiger und dennoch bewegt gestaltet er den Winter, in dem Poldy Tagle mit schnellen Läufen mit Karin Eckstein kommuniziert. Nochmals ein Ausflug in ein Stadtviertel von Buenos Aires, in dem Palmeri ruhig-verträumte Passagen mit temporeichen kontrastiert.

Die erlebnisreiche Reise endet mit „Oblivion“ – einem lyrischen Tango-Hit Piazzollas, in dem die Melancholie des Abschiednehmens mitschwingt.

Die Begeisterung des Publikums zeigt: Fellbacher Kammerorchester und Solisten unter dem feinsinnigen Dirigat von Manuel Knoll haben einen Nerv getroffen. Durch die stimmige Programmauswahl ebenso wie durch eine homogene Interpretation, deren Energie unmittelbar auf die Zuhörer übersprang. Strahlende Gesichter auch auf der Bühne und als heftig erklatschte Zugabe und Schlusspunkt eines Konzerts der Extraklasse der Tango-Nuevo-Klassiker Libertango.

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