Mit 61,2 Prozent der abgegebenen Stimmen ist Gabriele Zull zur neuen Oberbürgermeisterin in Fellbach gewählt worden.

Fellbach - Monatelang strampeln sich alle Beteiligten ab – und dann entlädt sich die Anspannung in einer Sekunde. Im gut gefüllten, aber bei weitem nicht überquellenden Rathaus taucht am Sonntagabend um 18.22 Uhr das erste Ergebnis auf der Leinwand des großen Sitzungssaals auf. Und die Tendenz ist eindeutig genug: 58,6 Prozent für Gabriele Zull, 37 Prozent für ihren Hauptkonkurrenten Carsten Hansen. Damit steht deutlich früher als erwartet fest: Die derzeitige Göppinger Erste Bürgermeisterin wird Nachfolgerin von Christoph Palm auf dem Chefsessel in der Großen Kreisstadt direkt vor den Toren Stuttgarts. Eine halbe Stunde später verkündet Palm das vorläufige Endergebnis: 61,2 Prozent für Zull, 34,2 Prozent für Hansen.

 

„Ich beglückwünsche Sie zu diesem ausgezeichneten Ergebnis, das ist gut für Sie und gut für unsere Stadt“, sagt Palm und drückt ihr eine Sekt-Magnumflasche mit „dem Besten vom Kappelberg“ in die Hand. „Fellbach ist aller Mühe wert“, ergänzt er noch, „die Stadt ist bei Ihnen sicher in guten Händen.“ Auch Hansen erhält hernach eine Flasche, „es gibt keine Silbermedaille, aber eine normalgroße Flasche Sekt“, nämlich in Dreiviertellitervolumen. Die drei weiteren Bewerber müssen sich mit einem Piccolo begnügen.

Mit Ehemann und Sohn auf dem Podest

Die parteilose Gabriele Zull präsentiert sich auf dem kleinen Podest zusammen mit Ehemann Martin und dem zehnjährigen Sohn Paul freudestrahlend den gut 100 jubelnden Anhängern speziell aus den Reihen von CDU und Freien Wähler/Freien Demokraten, die die 49-Jährige an Land gezogen hatten. „Mir fehlen eigentlich die Worte, ich bin überwältigt und sehr, sehr glücklich über dieses Ergebnis“. In ihren steten Besuchen im Wahlkampf in Fellbach sei ihr immer klarer geworden: „Ja, ich will wirklich hier wirken, ich will meine Kraft und Energie hier einbringen und die Stadt gestalten.“ Sie lobt zudem den engagierten Konkurrenten Carsten Hansen. Andernorts arte das auch schon mal zu einer Schlammschlacht aus, hier sei es ein außerordentlich fairer Wahlkampf gewesen. Ihr Ziel sei es nun, auch bei jenen Vertrauen zu erringen, die ihr die Stimme nicht gegeben haben. „Ich freue mich sehr, dass ich in dieser schönen Stadt wirken darf.“

Der unterlegene SPD-Mann Carsten Hansen (51) kann seine Enttäuschung nur schwer verbergen. Der Abstand zur Siegerin ist deutlich größer ausgefallen, als er es nach seinen Wahlveranstaltungen erwartet hatte. „Ich bin ja nicht hier angetreten, um lediglich ein respektables Ergebnis zu erhalten“, sagt er später noch im direkten Gespräch. Womöglich habe die Unterstützung für seine Mitbewerberin aus dem Gemeinderat eben doch stark gewirkt. Hansen wird nun wieder in seinen Job als Referatsleiter für Wirtschaft, Verkehr und Tourismus beim Städte- und Gemeindebund in Berlin zurückkehren. Genau in dieser Funktion hat er am Montag und Dienstag dieser Woche in Neuhausen auf den Fildern noch eine Tagung zu organisieren, „ich bleibe also noch zwei Tagein der Nähe.“ Da er für einen eventuellen zweiten Wahlgang vorgesorgt und zwei Extra-Urlaubswochen noch in petto habe, werde er dann noch ein paar freie Tage anhängen können – „aber die werde ich jetzt nicht in Fellbach verbringen.“ Seine abschließenden Worte im Ratsaal: „Ich habe den Eindruck, dass es in Fellbach auch weiterhin eine gute Führung geben wird.“