Eine Anwohnerin nahe der Maickler-Grundschule in Fellbach ärgert sich allerdings über die Einbahnvorgabe – sie muss nun mit dem Rad erhebliche Umwege machen.
Als Fellbachs Erster Bürgermeister Johannes Berner bereits vor einigen Monaten gemeinsam mit Verkehrsexperten aus dem Rathaus sowie mit der Schulleitung frühmorgens die Lage an der Maickler-Grundschule sondierte, war er ziemlich konsterniert.
Noch Stunden später zeigte er sich in einem Gespräch mit dem Redakteur am Rande einer Gemeinderatssitzung aufgewühlt ob der Beobachtungen: Die vielen Autos, die kreuz und quer vor der Schule herumkurvten, verursachten ein ziemliches Chaos. Immer wieder entstanden durch die sogenannten Elterntaxis gefährliche Situationen.
Einbahnstraße in Ost-West-Richtung
So konnte die Lage am Rembrandtweg sowie der 90-Grad-Verlängerung mit dem Übergang in den Hermann-Löns-Weg sowie an der Kreuzung zur Maicklerstraße nicht weitergehen. Als eine der wichtigsten aktuellen Maßnahmen, um die Elterntaxis auszubremsen beziehungsweise in geordnete Bahnen zu lenken, haben die Rathausverantwortlichen vor einigen Tagen ein neues Modell auf den Weg gebracht.
Konkret: Um den Schulweg sicherer zu machen, gilt seit circa einer Woche eine Fahrbahnbeschränkung mit der neuen Einbahnstraßenregelung. Diese verläuft, ausgehend von der Friedrich-List-Straße, durch die Rembrandtstraße und dann weiter im 90-Grad-Winkel weiter ums Eck in die Hermann-Löns-Straße bis Richtung Maicklerstraße. Die bestehenden Parkplätze bleiben erhalten.
Frühzeitig hatte die Stadtverwaltung nach eigenen Angaben die Anwohner über die neue Einbahnregelung informiert. Zur Begründung dieser Neuordnung verweist das Fellbacher Pressereferat auf die häufigen unübersichtlichen Verkehrssituationen im Umfeld der Auberlen-Realschule und der benachbarten Maicklerschule – natürlich insbesondere zu Schulanfangs- und Schulendzeiten. „Verursacht werden diese auch durch den ,Hol- und Bring-Service’ der Eltern.“
Es werden immer mehr Elterntaxis
So konstatieren die Verkehrsstatistiker im Rathaus: „Die sogenannten Elterntaxis sind zahlenmäßig angewachsen.“ Mit der jetzt geltenden Einbahnregelung soll der Verkehr entzerrt werden. Damit werde die Sicherheit der Fußgänger und besonders der Schüler deutlich erhöht.
Kürzlich hat der Bauhof an der bisherigen Einfahrtsmöglichkeit von der Maicklerstraße in den Löns-Weg auf beiden Seiten „Einfahrt-verboten-Schilder“ aufgestellt, versehen mit der darunter angebrachten Ausnahme: „Einsatzfahrzeuge frei“. Nochmals darunter hängt das bisher nicht entfernte Hinweisschild auf das katholische Gemeindehaus Maria Regina. Autofahrer dürfen dieser Wegempfehlung jetzt allerdings nicht mehr folgen.
Nicht überall ist die Begeisterung im Umfeld der Schule über die Neustrukturierung allerdings genauso groß. Bei einer zufälligen Begegnung in der Stadt schilderte dieser Tage Bärbel Tewald, eine Anwohnerin aus dem Hermann-Löns-Weg, unserer Redaktion, warum sie sich über die veränderte Verkehrsführung ärgert.
Denn wie häufig war Bärbel Tewald, die im Eine-Welt-Laden am Berliner Platz die Kundschaft berät, mit dem Fahrrad in der Stadt unterwegs. Als sie nun wie bisher immer mit ihrem Rad in den Löns-Weg fahren wollte, wurde sie von einem Ordnungsbeamten, der dort mit Schülern eine Verkehrsübung abhielt, jäh ausgebremst.
Sie dürfe hier nicht mehr hereinfahren, wies er sie an. „Aber das gilt doch sicher nicht für Fahrradfahrer“, entgegnete sie. Denkste! Denn, so die Antwort, „das gilt seit gestern Abend, und zwar für alle“, meinte der Ordnungshüter. Sie müsse absteigen und umdrehen.
Schiebend statt auf dem Fahrrad nach Hause
So stieg Tewald notgedrungen vom Sattel, schob das Rad ein paar Meter zurück und wählte dann eben auf dem Drahtesel den deutlich längeren Weg außen herum in Richtung südliche Innenstadt.
Die Entschärfung der Gefahr durch Elterntaxis vor der Schule, indem man die Einbahnstraßenregelung einführt, sei ja sinnvoll und in Ordnung, meint sie. Doch die Probleme gingen ja von Autos aus, und nicht von den Radfahrern.
Zentrale Nord-Süd-Radstrecke
Der Hermann-Löns-Weg sei eine zentrale Nord-Süd-Verbindung für Radfahrer, die nun aber nur noch in eine Richtung erlaubt sei. Wer auf dem Rad dennoch von Norden her in die Straße einfahre, handle gegen die Verkehrsregeln, ignoriere das Einfahrt-verboten-Schild und riskiere eine Anzeige oder Verwarnung.
Und das gerade in einer Stadt, deren Vertreter sich sonst gerne selbst auf die Schulter klopfen, weil man so viel für den Radverkehr tue. Offenkundig nicht immer berechtigt, so ihre Einschätzung.