Fellbach bringt das mit zwölf Hektar größte neue Gewerbegebiet im Rems-Murr-Kreis an den Start. Dort sollen sich vor allem örtliche Firmen ansiedeln. Zum Auftakt gibt’s den Spatenstich für die Firma Svendsen Antriebstechnik.

Diese Tiefe, diese Länge, diese Breite, diese Weite. Kaum zu glauben, dass es noch eine Kommune im Rems-Murr-Kreis gibt, die eine derart große Fläche für ein künftiges Gewerbegebiet zur Verfügung hat. Aber in der Stadt Fellbach nimmt nach längeren vorbereitenden Erschließungsarbeiten das Gewerbegebiet Siemensstraße nun Gestalt an. Dieser Tage erfolgte der Baubeginn für das erste Unternehmen, das dort ansiedelt – die Svendsen GmbH Antriebstechnik, die ihr Domizil nun an die Otto-Hahn-Straße 18 verlegt.

 

Das Areal umfasst nach Angaben der Stadt eine Größe von gut zwölf Hektar – ähnliche Vorratsflächen für die Ansiedlung von Firmen hat aktuell keine Kommune im Landkreis mehr vorzuweisen. Die Dimensionen werden klarer, wenn man die Größe umrechnet: Das künftige Gewerbegebiet umfasst etwa 16,8 Fußballfelder.

Positive Stimmung beim Spatenstich

Die Stimmung beim ersten Spatenstich auf dem Baugrundstück erlebten die Gäste in „sehr positiver und optimistischer Stimmung“, wie ein Lokalpolitiker konstatierte. „Eine namhafte Fellbacher Firma möchte sich erweitern, trotz schwieriger wirtschaftlicher Rahmenbedingungen so in Fellbach zu investieren, das verdient großen Respekt“, lobte etwa CDU-Fraktionschef Franz Plappert. „Wenn es nach den reinen Wirtschaftsdaten ginge“, erklärte Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull in ihrem Grußwort, „wäre heute kein Grund zum Feiern.“ Denn: „Die Prognosen sind verhalten bis schlecht, erstmals gab es in Deutschland einen bundesweiten Unternehmer-Warntag – und wir feiern heute den ersten Spatenstich in einem neuen Gewerbegebiet.“

Bezüglich der Entwicklung dieses Gebiets ist Zull jedenfalls „durchaus optimistisch“. Bewusst habe sich Fellbach dazu entschieden, „nach über zwölf Jahren und zahlreichen Herausforderungen an den Markt zu gehen“. Schon öfter hat Zull dieses Areal als „grünes Gewerbegebiet par excellence“ bezeichnet, es werde „innovativ, nachhaltig und zukunftsfähig“ entwickelt und biete regionalen und lokalen Unternehmen eine Perspektive.

Die Rathauschefin ist überzeugt: „Eine zukunftsfähige Stadt mit einem guten Angebot in der Infrastruktur sowie im sozialen und kulturellen Bereich benötigt eine starke, innovative Wirtschaftsstruktur.“ Mit zwölf Hektar Fläche gehe „das größte neue Gewerbegebiet im Rems-Murr-Kreis in die Entwicklung“. Die Grundstücke sind offenkundig stark nachgefragt, zwei Drittel der Flächen sind nach Zulls Angaben verkauft beziehungsweise reserviert – „und dies in Zeiten, in denen die Baubranche nicht gerade boomt“.

Sie freue sich, betonte Zull, „dass mit der Svendsen GmbH Antriebstechnik ein in Fellbach ,alteingesessenes’ Unternehmen den Auftakt hier im Gewerbegebiet macht“. Denn die Svendsen GmbH Antriebstechnik ist seit 1950, also seit 75 Jahren, in Fellbach ansässig. „Wie so viele erfolgreiche familiengeführte Unternehmen sind Sie in einem Nischenbereich tätig“, und die Firma habe sich hier „einen äußerst angesehenen Ruf erworben“. Svendsens Spezialantriebe sind in vielen mobilen Geräten und Maschinen integriert. Zull: „Sie bringen sozusagen Leben in diese Bau- und Landwirtschaftsgeräte, von eher kleineren Rüttelmaschinen bis zu großen Baggern und Muldenkippern.“

Erdaushub per Spateneinsatz mit (von links) Sarah-Maria Haug (Statik-Büro Haug), Peter Mugele (Architekturbüro Werkbau), Lutz Ilgner (Svendsen GmbH), Alexander Hof (Moser GmbH Bauunternehmen), Gabriele Zull (OB Fellbach), Jan Walrab Svendsen (Svendsen GmbH), Beatrice Soltys (Baubürgermeisterin Fellbach) und Max Ilgner (Svendsen GmbH) Foto: Jan Potente

Jan Walrab Svendsen lobte: „Wir haben gespürt, dass Fellbach ein Ort ist, der Unternehmen willkommen heißt, sie unterstützt und gemeinsam mit ihnen in die Zukunft blickt.“ Und: „Wir schaffen hier nicht nur moderne Arbeitsplätze, sondern tragen auch – zumindest ein bisschen – zur wirtschaftlichen Stärke der Stadt Fellbach bei.“

In den kommenden 18 Monaten wird das dreigeschossige Werkstatt- und Lagergebäude auf dem Eckgrundstück zwischen Siemens- und Otto-Hahn-Straße in die Höhe wachsen. Man habe in Fellbach „dringend Flächen gesucht“, betonten die Geschäftsführer Svendsen und Lutz Ilgner. Auf dem bisherigen Firmengrundstück an der Max-Planck-Straße habe der Raum für Entwicklung gefehlt. Dies sei nun ein „Spatenstich für die Zukunft“, sagt Jan Svendsen zum 9,5-Millionen-Euro-Projekt.

Rätseln über Baustellenzufahrt

Während des Spatenstichs wurde allerdings ein Problem offenkundig: Mehrere Beobachter bemerkten, dass wegen der bereits fertigen Straßen, Gehwege und Straßenlaternen die Einfahrt zum Baugrundstück nicht möglich ist. Stadtrat Franz Plappert erläutert: „Die Straßen im neuen Gewerbegebiet sind tadellos hergestellt worden, ebenso Parkplätze, Pflanzbeete, Lichtmasten und so weiter.“Allerdings sei bei dem Spatenstich-Termin „die Frage nach der Zufahrt während der Bauzeit aufgetaucht, ebenso die Frage nach der grundsätzlichen Erschließung durch die späteren Nutzer“. Die Anwesenden diskutierten demnach über die Frage, „ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, zuerst zu bauen und dann die Endbeläge anzulegen“. Plapperts Einschätzung: „Vermutlich entstehen dadurch zusätzliche Kosten, die entweder die Bauherren oder der städtische Haushalt übernehmen wird.“