Eine überraschend laue Nacht in den 1. Mai lockt die Besucher nach Fellbach. In den Bussen hält sich der Andrang in Grenzen, inzwischen wird weniger „gehopft“, sondern gleich die Lieblings-Location aufgesucht.

Fellbach - Wer eine lange Walpurgisnacht genießen will, der geht nicht vor 21 Uhr los. Bis dahin ist es in Fellbachs Straßen entsprechend leer. Vor dem M-Fünf stehen ein paar Leute ratlos zusammen. „So habe ich mir das nicht vorgestellt“, sagt ein Mann aus Oeffingen. Er hat sich im Rathausinnenhof mit Bekannten getroffen und hoffte auf Musik im Freien.

 

An einer Bushaltestelle im Oberdorf stehen gleich drei Busse hintereinander

Aber die Band spielt drin, in der von Burg-Wirt Frank Ellinger für den Sommer wachgeküssten Location. Elvis-Hits sind gerade dran, die Stimmung ist entspannt. „Lasst uns zu den Molchen gehen“, schlägt der Mann aus Oeffingen vor, der im Übrigen froh ist, dass es vom Fellbacher Teilort diesmal wenigstens einen Bus-Shuttle nach Schmiden gibt. „Langsam spielt sich ja das meiste in Alt-Fellbach ab“, sagt eine Begleiterin. „Und unsere Kinder sind natürlich beim Hofbräuregiment“, fügt Ulrike Hampel an.

An einer Bushaltestelle im Oberdorf stehen gleich drei Busse hintereinander. Camino Romano hat zum ersten Mal beim Hopf Fahrdienst: „Die Kollegen erzählten immer von der tollen Stimmung, da wollte ich dann auch mal dabei sein“, sagt er. Am Mittag habe er sich ein wenig aufs Ohr gelegt und nun sei er gespannt und gut aufgelegt. Sein Kollege Michael Kain von der Firma Schlienz koordiniert die Hopf-Busse:

„Wir haben acht Fahrzeuge im Einsatz und wollen einen Takt von 10 bis 15 Minuten durchziehen“, sagt er.

Bauerles Spargelbesen hat sich zum eintägigen Frühlingsfest-Ableger entwickelt

Die Nacht über hat man den Eindruck, dass das große Gedränge in den Bussen diesmal ausbleibt, manch einer rollt sogar fast leer die Cannstatter Straße hinab. „Ich glaube, die Leute hopfen nicht mehr so heftig, sondern gehen gleich zu ihrer Lieblings-Location“, sagt Carola Geier, die seit Beginn des Spektakels im Jahr 2001 aus Urbach zum Fellbacher Hopf kommt. Jasmin Bortenlänger und Nadine Bayer gehören zur ganz jungen Generation: „Wir wollen eigentlich schon hopfen, aber die meisten unserer Freunde gehen zum Hofbräuregiment und bleiben auch dort, da ist einfach Volksfeststimmung“, sagen sie. Bauerles Spargelbesen hat sich zum eintägigen Frühlingsfest-Ableger entwickelt. Eingeschworene Time Warp-Fans finden sich in der Scheune beim Großen Haus in Schmiden ein.

Im Kunstvereinskeller sorgen drei Bands für Laune

Der Freundeskreis Fußball ist mit dem stimmungsvollen Ort hoch zufrieden. Band und Publikum stehen bei Bedarf nicht im Regen, trotzdem bietet der Platz Open-Air-Feeling. Im Park-Restaurant haut die Molch-Combo in Tasten und Saiten. „Wir wollen tanzen“, rufen zwei Frauen und drängen Richtung Bühne. In der Weinstube Burg ist es dafür zu voll, obwohl die Musik mitreißt. „Er gehört zu mir“, Italo-Rock, Blues ... Axel Wernick und die Klasse-Sängerin Jasmin – einen Saxofonist haben sie auch mitgebracht – bringen mit ihren Evergreens die Leute zum Mitsingen.

„Hier stehen die, die immer hier stehen“, so klingt Philosophie nach Mitternacht vor dem Weingut Heid. Dort haben Stammgäste schon kurz nach 19 Uhr eine Traube bis auf die Straße gebildet, auch bei der Schmiede stehen die Leute die ganze Nacht bis nach draußen, reinkommen ist fast aussichtslos. Im Kunstvereinskeller sorgen drei Bands für Laune, auch dort verbringt mancher den ganzen Abend: „Uns gefällt der Musikmix“, sagt ein Pärchen.