Die Gleichstellung von Mann und Frau in der Stadtverwaltung ist auf einem gutem Weg. Frauen im höheren Dienst sind aber weiterhin unterrepräsentiert.

Fellbach - Gute Fortschritte haben die Bemühungen in der Stadtverwaltung um die Chancengleichheit von Frauen und Männern gemacht. Auch in Führungspositionen finden sich heute deutlich mehr Frauen als vor wenigen Jahren. Selbst der Bauhof wird von einer Frau geleitet, andererseits erobern die Männer weibliche Domänen: In städtischen Kindertagesstätten sind fünf Männer beschäftigt, vier sind in Ausbildung. Lediglich der Gemeinderat gibt ein beschämendes Bild ab: Mit einer Frauenquote von 15,6 Prozent ist das Stadtparlament kein Vorbild, vor sieben Jahren gab es fast doppelt so viele Frauen in der Kommunalpolitik als heute.

 

Im Bericht zur Gleichstellung bei der Stadt Fellbach, den der Hauptamtsleiter Ekkehard Schulz jetzt dem Gemeinderat vorlegte, wird auf diesen Umstand deutlich hingewiesen. In der Stadtverwaltung dagegen haben Frauen schon fast eine Zweidrittelmehrheit erreicht. Ihr Anteil an allen 560 Beschäftigten liegt Ende 2013 bei 65,4 Prozent, berichtete Schulz. Lediglich unter den 80 Arbeitern sind Männer in der Mehrheit. Bei den mehr als 400 Angestellten liegt der Frauenanteil bei 70 Prozent, unter den 75 Beamten bei 60 Prozent.

„Frauen haben bessere Bildungsabschlüsse“

Ob Chancengleichheit herrscht, entscheidet sich freilich nicht in den Sachbearbeiter-Jobs, sondern in den Chefzimmern und in den höheren Besoldungsgruppen. Nach Angaben von Schulz sind Frauen im höheren Dienst weiterhin unterrepräsentiert, konnten ihren Anteil seit 2009 aber von 14,3 Prozent auf 21,7 Prozent steigern. Auch eine Stufe darunter im gehobenen Dienst steigt der Frauenanteil stetig und liegt mittlerweile über 50 Prozent. Für Schulz ist die Sache klar: „Frauen haben bessere Bildungsabschlüsse“, sagte der Amtsleiter, „wir wollen die Besten“. Deshalb würden mehr Frauen als Männer eingestellt. Familiäre Auszeiten spielten bei der Personalentscheidung keine Rolle, versicherte Schulz, auch Männer könnten Elternzeit nehmen. Deutlich unterrepräsentiert sind Männer im mittleren Dienst, wo Frauen etwa drei Viertel aller Stellen einnehmen. Männer sehen in diesen Positionen wenig Perspektiven, sagte Schulz, „in der freien Wirtschaft wird in vergleichbaren Tätigkeiten deutlich mehr verdient“.

Zahl der weiblichen Amtsleiter verdoppelt

In Führungspositionen haben die Frauen deutlich aufgeholt. Zwar hat sich auf Bürgermeisterebene zwischen 2008 und 2013 nichts bewegt, aber die Zahl der weiblichen Amtsleiter hat sich glatt verdoppelt auf 27 Prozent, stark gestiegen ist auch der Frauenanteil bei den Abteilungsleitern. Unter den Sachgebietsleitern sind Frauen unverändert in der Mehrheit, die vier Stabsstellen sind sogar zu 100 Prozent in Frauenhand. Dass Einrichtungsleitungen überwiegend Frauensache sind, liegt auf der Hand: da geht es zumeist um Kinderbetreuung. Nur in einem Stellenbereich ist die Frauenquote gesunken: Unter den 12 stellvertretenden Amtsleitern findet sich nur eine Frau, fünf Jahre zuvor waren es noch zwei.

Davon abgesehen ist die Stadtverwaltung „stolz auf diese Erfolgsgeschichte“, sagte Schulz. Den Begriff „familienfreundlicher Arbeitgeber“ möchte er freilich gerne umbenannt wissen: „beschäftigtenfreundlich“ sei passender, schließlich gebe es auch viele Singles. Auch das führt dazu, dass in der Fellbacher Stadtverwaltung Teilzeit eine große Rolle spielt, sogar Ausbildung in Teilzeit wird angeboten.

Mit der Umorientierung vom früheren Frauenförderplan zum Chancengleichheitsplan sind Belange von Frauen und Männern gleichermaßen im Blick, sagte die Frauenbeauftragte Anneliese Roth, allerdings gebe es immer noch Luft nach oben bei der Gleichstellung in Führungspositionen. Aber „es gibt Fortschritte“, auch Führungskräfte könnten mittlerweile in Teilzeit arbeiten. In Zukunft, so Anneliese Roth, möchte sie auch in Personalentscheidungen bei den Stadtwerken und bei der Schwabenlandhalle eingebunden werden. Im Gemeinderat herrscht die Meinung vor, dass die Stadtverwaltung auf dem richtigen Weg ist bei der Realisierung von Chancengleichheit. Der Frauenanteil im Stadtparlament allerdings, das ist Sache des Wählers.