Förster und die Stadtverwaltung Fellbach sehen keine Vorteile, sondern nur Schwierigkeiten bei den Vorgaben für die Auszeichnung des Stadtwaldes als Naturwaldgemeinde. Sie lehnen das Nabu-Siegel ab.

Fellbach -

 

Eine vom Naturschutzbund (Nabu) angeregte Ausweisung der Stadt Fellbach als Naturwaldgemeinde ist jetzt von der Stadtverwaltung und den Förstern endgültig abgelehnt worden. Auf Nachfrage des SPD-Fraktionsvorsitzenden Andreas Möhlmann bestätigte die Baubürgermeisterin Beatrice Soltys im Verwaltungsausschuss am Dienstag, dass der Nabu in den entsprechenden Gesprächen eine „gewisse Beweglichkeit“ bei den Anforderungen an das Zertifikat gezeigt habe, allerdings seien etliche Vorgaben mit der Vielfalt der Nutzungen im Stadtwald nicht vereinbar.

Deutliche Eingriffe wären erforderlich

„Wir müssen viele Ansprüche unter einen Hut bringen“, sagte Beatrice Soltys, allerdings sei man bei der naturnahen Waldbewirtschaftung schon recht weit. Insbesondere die intensive Freizeitnutzung der Schurwaldhöhen könnte in Konflikt mit Naturwaldvorgaben kommen, sagte Oberbürgermeister Christoph Palm, entgegen den Ankündigungen von Nabu-Vertretern wären deutliche Eingriffe in das schwierige Zusammenspiel erforderlich. Für das Konzept Naturwaldgemeinde hatte sich der FW/FD-Stadtrat und Nabu-Aktivist Michael Eick stark gemacht, er ist allerdings nicht Mitglied des Verwaltungsausschusses.

Auch Revierförster Stefan Baranek ist mit den Vorgaben für das Qualitätssiegel Naturwaldgemeinde nicht glücklich. „Wir haben gewachsene Strukturen“, sagte Baranek. Die Anforderungen an einen Erholungswald seien außerdem mit dem Totwaldkonzept nicht vereinbar. „Viele kleine Punkte passen nicht zusammen.“

Förster Stefan Baranek Patricia Sigerist

Stefan Baranek wies darauf hin, dass der Fellbacher Wald seit vielen Jahren nach dem weltweit führenden Zertifikatssystem für nachhaltige Waldwirtschaft PEFC zertifiziert sei. Das reicht nach Ansicht der Verwaltung völlig aus, um die nachhaltige Bewirtschaftung des Fellbacher Waldes zu bestätigen. Andreas Möhlmann akzeptierte diese Erklärungen. Der Awo-Vorsitzende dankte dem Förster auch dafür, dass er zum Nutzen der Awo-Freizeiten im Naturfreundehaus mit der Beseitigung von Totholz in den Bäumen für Sicherheit sorge.

Auch wenn die Waldbewirtschaftung auf dem Kappelberg keinen Vorrang vor der Erholungsfunktion hat, ließ sich der Revierförster für das Forstwirtschaftsjahr 2016 einen Holzeinschlag bis zu 1600 Festmeter genehmigen. Das ist mehr als der Durchschnitt von knapp 1500 Festmetern, aber Stefan Baranek will flexibel auf die Witterung und den Holzmarkt reagieren können. Brennholz wird weiterhin auf Anfrage bereit gestellt; die Nachfrage ist unverändert hoch, die Preise unverändert gegenüber dem Vorjahr. Bei der Aufforstung sieht der Betriebsplan vorrangig Stieleichen und Douglasien vor.

Viele Jungpflanzen haben nicht überlebt

Sorgen machen dem Forst nicht nur die Trockenheit; viele Jungpflanzen haben dieses Jahr nicht überlebt. Auch zunehmender Wildverbiss bedroht den Baumnachwuchs. Die CDU-Stadträtin Simone Lebherz wollte wissen, wie die Aufforderung zum verstärkten Rehwildabschuss im Betriebsplan zu verstehen sei. „Die Jäger müssen verstärkt jagen“, erklärte Baranek, weil die Rehe gerne an Jungpflanzen naschen und sie zum Absterben bringen. „Und das funktioniert?“, fragte die Stadträtin. „Das liegt in der Verantwortung der Jäger“, so Baranek, „Wild und Wald müssen harmonieren“. Die Bürgermeisterin Beatrice Soltys ergänzte, die Jäger seien aufgefordert worden, den Abschuss zu erhöhen und den Abschussplan zu erfüllen.

Auch Wildschweine verursachen enorme Schäden, sagte der CDU-Stadtrat Erich Theile, allerdings ist davon vor allem die Landwirtschaft betroffen. Maisfelder gehören zu den beliebtesten Aufenthaltsorten für Wildschweine, erklärte Baranek, die Weinberge seien bisher weitgehend verschont geblieben. Im Wald dagegen fördere die Wühltätigkeit der Schwarzkittel die Lockerung des Bodens, Baumsamen keimen dadurch sogar besser.

Der FW/FD-Stadtrat und Wengerter Thomas Seibold bat Baranek, bei der Bekämpfung der Kirschessigfliege mitzuhelfen, indem Brombeergebüsch am Waldrand entfernt werde. Der Förster will das im direkten Gespräch mit den Wengertern besprechen, versicherte Baranek.