Der Gewa-Tower soll in den kommenden Wochen und Monaten rasch wachsen. In Schichten rund um die Uhr wird am dritthöchsten Wohngebäude Deutschlands gearbeitet. Eine Kletterschalung sorgt dafür, dass das Gebäude aus einem Guss entsteht.

Fellbach - Seine Begeisterung kann Michael G. Warbanoff nicht verbergen. „Das wird alles begrünt“, ruft der Esslinger und deutet mit seinem ausgestreckten Arm über den Platz vor dem Gewa-Tower. Immer wieder fällt dieser Satz bei der Baustellenbesichtigung, zu der Warbanoff die Fellbacher Stadträte eingeladen hatte. Immerhin neun Räte waren gekommen, SPD und Grüne fehlten vollständig, was der Grünen-Stadtrat Michael Vonau auf Anfrage unserer Zeitung aber nicht als abgesprochene Protestaktion werten wollte.

 

Der Turm wird 107 Meter hoch

„Sie sind die erste Gruppe, die wir in so großer Zahl durch die Baustelle führen“, sagte Michael Georg Warbanoff, nach dessen Initialen der 107 Meter hohe Turm benannt ist. Unter den 20 Besuchern war auch Helmut Roth, der Hauptgeschäftsführer des Versorgungswerks der Zahnärztekammer Westfalen-Lippe: „Wir investieren über 36 Millionen Euro am Standort“, sagte der promovierte Jurist. Das Geld wird allerdings nicht im Gewa-Tower selbst angelegt, sondern in der getrennt vom Turm verwirklichten Randbebauung mit ihren rund 150 Mietwohnungen.

„Es ist schon eine riesige Baustelle“, sagte der FW/FD-Fraktionsvorsitzende Ulrich Lenk. In der Tat werden allmählich die gewaltigen Dimensionen des Turmbaus zu Fellbach deutlich. Dabei ist noch fast keine Wohnung zu sehen. Der aktuell etwa 30 Meter in die Höhe ragende Bau besteht überwiegend aus der zweigeschossigen, jeweils 56 Stellplätze umfassenden Garage und anderen Nebenräumen. Lediglich die obersten eineinhalb Geschosse beherbergen spätere Wohnungen. Schon sie bieten allerdings nach drei Himmelsrichtungen eine unbestritten grandiose Fernsicht. In den nächsten Wochen und Monaten wird das dritthöchste Wohngebäude Deutschlands indes rasant wachsen. Rund um die Uhr sorgen 12-Mann-Schichten für den nötigen Vorschub. Eine Kletterschalung schiebt sich in Schritten von 40 Zentimetern nach oben, sorgt dafür, dass der Beton am oberen Ende nie trocken wird und so ein Gebäude aus einem Guss entsteht.

65 Luxuswohungen auf 34 Etagen

Dass sich die in den 65 Luxuswohnungen auf 34 Etagen lebenden späteren Bewohner auf ein exklusives Gebäude freuen dürfen, wird jetzt schon deutlich. Den Eingang wird ein Concierge bewachen, ein Chipsystem öffnet die Türen. Wer dann mit einem von drei Personenaufzügen in seine Wohnung fahren will braucht nach der flotten Fahrt mit drei Etagen pro Sekunde nichts mehr zu tun, denn der Fahrstuhl weiß bereits, wo er halten muss. Trotz einiger Herausforderungen, etwa bei der Umgestaltung rund ums McDonald’s-Restaurant, liegen die Bauherren einigermaßen im Zeitplan: Die Eröffnung ist für das Jahresende 2016 geplant. Auch die Finanzierung scheint weiterhin gesichert. Die ausgegebene 35 Millionen Euro umfassende Anleihe mit einer Nominalverzinsung von 6,5 Prozent, deren Rückzahlung für den 24. März 2018 vorgesehen ist, notierte am gestrigen Mittwoch bei 103,52 Prozent.

Oberbürgermeister Christoph Palm nahm auch zu in der Stadt kursierenden Gerüchten Stellung, wonach der Turm höher gebaut werde, als ursprünglich vorgesehen. Die verwies er in das Reich der Fabel: „Der Turm ist so gebaut, wie es von Anfang an geplant war.“ Allerdings bezieht sich diese Aussage nur auf die vom Gemeinderat abgesegneten aktuellen Pläne. Ein früheres Konzept, das am 18. September 2006 im Rathaus der Öffentlichkeit präsentiert worden war, hatte noch einen 85 Meter hohen Turm vorgesehen. Erst als sich abzeichnete, das die Randbebauung niedriger als zunächst vorgesehen gebaut werden würde, wuchs im Gegenzug der Turm nach oben, um eine insgesamt unveränderte Zahl an Wohnungen zu schaffen.

Die teuerste Wohnung kostet rund fünf Millionen Euro

Inzwischen sind nach Angaben von Michael G. Warbanoff „über 40 Wohnungen verkauft.“ Das Schmuckstück ist noch zu haben. 459 Quadratmeter samt Skygarten umfasst die Luxusbehausung im obersten Stock, allein das Wohnzimmer misst 180 Quadratmeter. Ach ja, der Preis beträgt laut Makler rund fünf Millionen Euro.