Zusammenschluss gewollt, aber zunächst nicht gewünscht Fellbach und Oeffingen

„Die Entscheidung zum Zusammenschluss ist dem Oeffinger Gemeinderat ganz sicher nicht leichtgefallen“, erklärte Josef Weishaupt. Mit der Eingliederung sei aber für die Zukunft des Ortes eine der wichtigsten Voraussetzungen geschaffen worden, war sich der Amtsverweser Oeffingens sicher. Er sprach beim Empfang zum Zusammenschluss Fellbachs mit Oeffingen am 31. März 1974 in der Festhalle Oeffingen, nachdem Fellbachs Oberbürgermeister Dr. Guntram Palm sowie Regierungspräsident Friedrich Roemer den Abschluss der Gemeindereform gelobt hatten. Der runde Geburtstag dieser Reform steht am Samstag, 16. November, ab 17.30 Uhr bei einer Festveranstaltung in Oeffingen im Mittelpunkt.

 

Nicht gerade euphorisch begrüßten die Oeffinger 1974 die Gemeindereform. Der Liederkranz wählte als Darbietung beim Empfang den „Chor der Gefangenen“ aus der Oper Nabucco, der Musikverein Oeffingen „spielte die „Fellbächer“ an die Wand“, so die zeitgenössischen Berichte und Gäste der Veranstaltung. Allerdings erklärten alle Redner, dass der freiwillige, wenn auch mit starkem Nachdruck geforderte, Zusammenschluss, die beste Lösung sei. Mahnende Worte wurden aber den „Fellbächern“ mitgegeben, in dem auf „eine gute Fortentwicklung des überkommenen Brauchtums und des gewachsenen kulturellen Eigenlebens“ in Oeffingen gedrungen wurde. Die Sicherung der eignen Ortscharakteristik sowie die Einrichtung einer fixen Verwaltungsstelle in Oeffingen waren daher unter anderem Bestandteil des Einigungsvertrages. In einem Festgottesdienst mit anschließendem gemütlichem Beisammensein wird der Zusammenschluss von 1974 noch mal aufgegriffen – in persönlichen Geschichten, mit alten Bildern und auch mit einem zwinkernden Auge. Die kostenfreie Bewirtung in der Festhalle übernehmen im Auftrag der Stadt die großen Vereine Oeffingens.

Ende des Jahres 1966 einigte sich die damalige schwarz-rote Regierungskoalition in Baden-Württemberg auf eine Verwaltungsreform als ein wichtiges gemeinsames Ziel. Nach dem Zweiten Weltkrieg hatten sich Stadt- und Landkommunen auseinanderentwickelt. Gewerbe- und Industriegebiete und somit auch Arbeitsplätze entstanden. Eine „Landflucht“ der Arbeitnehmer und ihrer Familien war die Konsequenz. In den Ballungsräumen wurde zusätzlich mehr Bauland für Wohnungs- und Häuserbau sowie kommunaler Infrastruktur notwendig. Mit Gebietsreformen wollten die Bundesländer bundesweit „einheitliche Lebensverhältnisse“, eine finanzierbare Infrastruktur und effektive Verwaltungsstrukturen ermöglichen. Kommunen sollten durch Zusammenlegungen künftig ausreichen Raum und eine Mindestzahl von Einwohnern erhalten, damit die öffentlichen Einrichtungen langfristig gesichert und finanziell tragfähig wären. 1973 schlossen sich Fellbach und Schmiden zusammen, 1974 folgte der Zusammenschluss mit Oeffingen.

Veranstaltung: Zusammenschluss 1974

Mit einem Festgottesdienst um 17.30 Uhr in der Christus-König-Kirche Oeffingen beginnt der Rückblick auf die Gebietsreform. Ab 19 Uhr blicken Zeitzeugen auf die Jahre der Eingemeindung zurück, der Musikverein umrahmt die Talkrunden und die großen Vereine sorgen für das leibliche Wohl. Eine kleine Ausstellung in der Kirche erinnert an die Diskussion rund um die Reform. Alle sind herzlich eingeladen an diesem Rückblick teilzunehmen. Eintritt und Essen sind kostenfrei.

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