Kein gutes Haar lässt der Professor an der Bundeskanzlerin und ihrem, so Rösl, „zur Kunst erhobenen Dilettantismus“. Öffentlich zu sagen, der Euro werde nicht scheitern, sei ein klares Signal an Griechenland und andere überschuldete Länder, dass Deutschland unbegrenzt zahlen werde. Vom ersten Griechenland-Paket der Europäischen Union – 110 Milliarden Euro – seien bereits 73 Milliarden abgerufen worden, weitere 159 Milliarden sind bereitgestellt. Die Hilfsprogramme zur Finanzierung der Schuldnerländer sind vertragswidrig, sagt Rösl, „ein klarer Verstoß gegen rechtsstaatliche Prinzipien“. Rösl geißelt auch den großzügigen Ankauf von Staatsanleihen durch die Europäische Zentralbank (EZB), womit es etwa den französischen Großbanken gelungen sei, das Ausfallrisiko bei ihrem großen Bestand an Griechenlandanleihen wiederum dem Steuerzahler aufzubürden – unter anderem dem deutschen, der nun mit 27 Prozent mithafte. „Die Banken können leicht einen Schuldenschnitt mitmachen“, sagte Rösl, die hätten ihre Auslandsforderungen längst abgetreten.

 

Referent will zurück zum Stabilitäts- und Wachstumspakt

Nach Ansicht des Volkswirtschafts-Experten führen Rettungsschirme dazu, dass die überschuldeten Staaten keine Anstrengungen unternehmen müssten, „die Anreize im System sind völlig falsch gesetzt“. Jetzt stelle man immer neue Töpfe auf, gespeist aus der Notenpresse. Rösl: „Das ist instabil“. Als Ausweg sieht er für Griechenland und andere Staaten wie Portugal, Italien und Spanien nur, dass sie die Wechselkursfreiheit wieder erlangen. „Man muss diese Länder entweder aus dem Euro entlassen, oder dauerhaft zahlen“. Und man müsse zurück zum Stabilitäts- und Wachstumspakt, der Rettungsschirme und ähnliche Hilfsprogramme verbiete.