Die kleine Sensation feiert Jubiläum: Vor 25 Jahren wurde die Partnerschaft zwischen Fellbach und Meißen besiegelt – damals eine Stadt hinter dem Eisernen Vorhang.

Fellbach - Vor 25 Jahren war es eine kleine Sensation: Fellbach, und nicht eine der Großstädte Baden-Württembergs, hat die erste formelle Partnerschaft mit einer Stadt in der damaligen DDR geschlossen. Dass es Meißen wurde, die Wiege Sachsens und Sitz der weltbekannten Porzellanmanufaktur, hat den damaligen Fellbacher Oberbürgermeister Friedrich-Wilhelm Kiel mit Stolz erfüllt. Doch als der Partnerschaftsvertrag am 28. Mai 1987 unterschrieben wurde, hat niemand vorhergesehen, dass nur 30 Monate später die Mauer fallen sollte.

 

Mehr als zwei Jahrzehnte danach ist die Städtepartnerschaft keineswegs am Ende, im Gegenteil. Das 25-jährige Bestehen in diesem Jahr wird mit

außergewöhnlich vielen Begegnungen gefeiert. Städtepartnerschaften sollen die Völkerverständigung auf kommunaler Ebene unterstützen – das ist bei deutsch-deutschen Verbindungen seit dem Fall der Mauer obsolet. Und dennoch sind die Beziehungen zwischen Meißen (27 500 Einwohner) und Fellbach (44 800) besonders intensiv. „Ein Riesenvorteil: Wir brauchen keinen Dolmetscher“, sagt Olaf Raschke, Oberbürgermeister von Meißen seit 2004. Viele Fragen treiben beide Stadtverwaltungen gleichermaßen um, auch wenn die Problemlagen landestypisch eingefärbt sind: Demographischer Wandel, Fachkräftemangel, Wirtschaftsförderung, Integration, Umbau der Bildungslandschaft – „es gibt genügend Potenzial, um sich auszutauschen“, sagt Fellbachs OB Christoph Palm. Und selbst die Sache mit der Völkerverständigung ist noch nicht ausgestanden. Etwa 40 Prozent aller Westdeutschen waren noch nie in den neuen Bundesländern. Palm: „Meißen ist eine der schönsten Städte Deutschlands, wer nicht dort war, lässt in seinem Leben eine Lücke“. Solche Einschätzungen bestätigen Raschke in seinem Bemühen, die Porzellanstadt als Unesco-Weltkulturerbe auszeichnen zu lassen. Das Bewerbungsverfahren steht allerdings erst am Anfang.