Die Beschicker des Advents „to go“ in Fellbach müssen ein kräftiges Umsatzminus verkraften. Jetzt setzen sie darauf, die Saisonware noch verkaufen zu können.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Fellbach - Was ziehen die Beschicker für eine Zwischenbilanz? Nachdem der Fellbacher Weihnachtsmarkt aufgrund der Coronalage abgesagt worden war, wurden einzelne Stände und Buden auf das Stadtgebiet verteilt. Seit 27. November gibt es den Advent „to go“. Klar war allen Beteiligten und auch der Stadt, dass der Umsatz nicht mit dem bei einem Weihnachtsmarkt mit Glühweinausschank vergleichbar sein wird. „Wir wissen, dass das kein Ersatz für den Weihnachtsmarkt ist, doch der Fellbacher Advent bringt Weihnachtsstimmung in die Stadt und gibt den Händlern die Möglichkeit, ihre Ware zu verkaufen“, hatte OB Gabriele Zull schon im Vorfeld gesagt.

 

Die Beschicker hoffen, dass sie die Saisonware noch verkaufen können

Kathrin Waschek vom gleichnamigen Süßwarenstand auf dem Kirchplatz und ihr Vater Alexander Waschek rechnen damit, dass ihr Umsatz mindestens 50 Prozent niedriger ist als bei der Fellbacher Budenstadt. Sie haben Vergleichsgrößen im Hintergrund: Der Familienbetrieb aus Leutenbach ist seit mehr als 20 Jahren auf dem Fellbacher Weihnachtsmarkt vertreten. „Dennoch sind wir soweit zufrieden“, sagen die beiden. Sie hoffen sehr, dass sie die Saisonware wie Schokoküsse und Waffeln noch kräftig verkaufen können. „Wenn wir die Mohrenköpfe verkauft haben, kann ich wieder besser schlafen“, sagt Kathrin Waschek. Sie hätten Ware für rund 10 000 Euro eingekauft. Wenn sie diese nicht unter die Leute bringen, werden sie die Schaumküsse und Co. an die Winnender Tafel spenden. Doch noch hoffen sie, dass das nicht so wird.

Manche Kunden kommen von weit her zum Süßwarenstand

Es gibt Kunden, die nehmen einen weiten Weg auf sich, um zu dem Süßwarenstand zu kommen. Am Mittwoch sei ein Mitarbeiter einer Crailsheimer Firma hergefahren, um eine Platte mit Schokofrüchten zu holen. Für die Süßigkeiten mit Trauben, Ananas, Erdbeeren und Co. sind die Wascheks ebenso bekannt wie für die Schaumküsse von der Firma Köhler aus der Pfalz. Kathrin Waschek hat schon einige Bestellungen für Platten mit Schokofrüchten an Weihnachten. „Wir sind bis 22. Dezember hier, da kann ich das ganz frisch machen“, sagt sie.

An dem Nachmittag kommen immer wieder Familien mit Kindern vorbei, es ist ein Kommen und Gehen. Und wie geht es weiter nach der Station in Fellbach? Da sind sehr viele Fragezeichen, sagt Alexander Waschek. Die meisten Märkte seien abgesagt oder noch unsicher. „Wir hoffen sehr, dass die Coronalage besser wird und sich die Menschen bitte impfen lassen“, sagt der Seniorchef. Die Schausteller hätten die mit der Pandemie verbundenen Einschränkungen schwer getroffen. Die fehlende Perspektive sei hart – schließlich besteht das Familienunternehmen seit 1950.

Der Holzkohleschwenkgrill kommt zum Krämermarkt in Welzheim

Auf dem Guntram-Palm-Platz dreht Denis Krecksch die Würste auf seinem Holzkohle-Schwenkgrill. „Die hole ich täglich frisch“, sagt er. So hat er weniger das Problem mit verfallender Saisonware. „Aber der Glühwein und die Laufkundschaft fehlen“, sagt er. Die erste Woche sei miserabel aufgrund des Wetters gelaufen, nun gehe es. Der Grill steht nur noch bis Sonntag, 19. Dezember, in Fellbach. Dann zieht er um auf den Krämermarkt in Welzheim am 21. Dezember. Das Kinderzügchen bleibt bis 22. Dezember. Alle Faschingsveranstaltungen seien abgesagt wie das Häsabstauben in Fellbach. Leider haben Unbekannte der großen, aufgeblasenen Weihnachtsmannfigur in einen der Füße gestochen, erzählt er. Ohne Folgen sei es zum Glück geblieben, als eines Nachts die Figuren des Kinderbähnchens umgeworfen worden seien.

Manche fahren täglich eine Tour mit der Bimmelbahn

Inzwischen fährt Karl-Heinz Thaldorf mit seiner Bimmelbahn vor, er tourt zwischen den verschiedenen Buden in der Stadt. „Ich habe viel Trinkgeld bekommen, da bedanke ich mich herzlich bei den Fellbachern“, sagt er. Manche Stammkunden fahren täglich mit, eine Familie jeden Abend auf der letzten Tour. Der Diesel für seine Bahn sei teurer geworden, im Lockdown hat er das Zügchen aufgefrischt und die Nieten goldfarben gestrichen. Familie Tiefenbacher fährt beispielsweise regelmäßig mit. „Die Enkelkinder freut es“, sagen sie.

In der Wechselbude gibt es selbst gemachte Kinderkleidung

Am Donnerstag geöffnet haben auch Franziska Pfoo und Heike Ziegler, sie wollten erstmals beim Weihnachtsmarkt mitmachen – und sind nun in eine der Wechselbuden im Rathausinnenhof gezogen mit selbst gemachter Kinderbekleidung, Accessoires und Hundespielzeug. Die beiden Angestellten machen das nebenberuflich, das sei eine andere Ausgangslage. An ihrem ersten Tag können sie noch wenig sagen, wie es läuft.

„Ich bin froh, dass wir keine Standgebühr bezahlen müssen“, sagt Imkerin Irena Beredics aus Oeffingen, die Produkte rund um Honig anbietet, was sie sonst auch auf dem Fellbacher Wochenmarkt tut. Am Wochenende sei der stärkste Zulauf.

„Man muss zufrieden sein“, sagt Luise Uhse-Stey. Wie es weitergeht? Das kann sie wie die anderen auch nicht sagen. Immer wieder kommen Kunden zum Stand an der Pauluskirche und holen gebrannte Mandeln oder Zuckerwatte. Den Schaustellerbetrieb aus Murrhardt kennen manche vom Kinderkarussell und Autoscooter auf dem Fellbacher Herbst. Der musste coronabedingt auch ausfallen, was nicht nur Schausteller, sondern auch Händler schmerzlich vermissten.