Die Sportler und Besucher aus Fellbach und Kernen sind zurück, und auch wenn sie erledigt sind, sie werden noch lange von den Erlebnissen beim weltweit größten Wettkampf- und Breitensportfest zehren.

Berlin - Die Schwaben stellen seit vielen Jahren eine starke, wenn auch nicht allzeit beliebte Bevölkerungsgruppe in Berlin. Seit 2001 sollen jährlich durchschnittlich 6250 Menschen aus Baden-Württemberg nach Berlin gezogen sein. Während des Internationalen Deutschen Turnfests, das am Wochenende zu Ende ging, haben die Süddeutschen in der Hauptstadt noch einmal kräftig Verstärkung bekommen – von 6000 Schwaben aus mehr als 300 Vereinen, darunter auch viele Sportler aus Fellbach und Kernen.

 

Die große Sportfamilie trifft sich in Berlin

Vom 3. bis 10. Juni kamen wegen des Turnfests rund 70 000 Teilnehmer in der deutschen Hauptstadt zusammen, um sich zu bewegen und zu feiern. Die meisten von ihnen sind Jahr für Jahr dabei, wenn sich die große Sportfamilie trifft. Wie die Montagsfrauen des TV Stetten. Sie gehören zu den treuen Stammbesuchern des Turnfests, doch in diesem Jahr war etwas anders. Die Frauen um Barbara Spieß, die jedes Jahr die Turnreise organisiert, haben nicht im Massenquartier geschlafen, sondern sich in einem Hotel einquartiert. „Ein bisschen hat uns das ganze Drumherum im Matratzenlager in der Turnhalle gefehlt. Aber wir sind einfach jetzt älter, und da ist es auf Luftmatratzen nicht mehr ganz so bequem“, sagt Gotlind Ganzenmüller. Am Samstag kamen die sieben Stettener Montagsfrauen mit dem Zug aus der Hauptstadt zurück – und schwärmten. Die Stadiongala war diesmal ganz besonders, sagt Gotlind Ganzenmüller. „Diese Veranstaltung ist ja immer im Programm, aber so toll war es noch nie.“ Natürlich werden die Stettener Montagsfrauen im nächsten Jahr wieder als Besucher beim Deutschen Turnfest dabei sein. „So lange wir können, machen wir mit.“

Alle Altersgruppen sind vertreten und feiern miteinander ein Fest

Die Faszination Turnfest hat Kathrin Igel, die Leiterin des Bundesstützpunkts für Rhyhthmische Sportgymnastik in Schmiden, zum ersten Mal erlebt. Sie war hinterher geschafft, aber auch restlos begeistert und überwältigt von den Eindrücken und Erfahrungen – und natürlich auch von den Erfolgen der Gymnastinnen wie Hanna Zernickel, die fünf Titel holte und mit Emeli Erbes, Lea Krause, Margarita Kolosov und Daniella Kromm ins Junior-Team des Deutschen Turner-Bunds berufen wurde. „Die große Anzahl an Turnbegeisterten, die Stimmung in der ganzen Stadt ist toll, und besonders schön war, dass alle Altersgruppen vertreten sind und miteinander ein Fest feiern, das hat mich beeindruckt.“ Emotional fand Kathrin Igel auch die Gala im Berliner Olympiastadion vor 60 000 Zuschauern – mit einer Ansprache von Bundeskanzlerin Angela Merkel und einem Feuerwerk. „Wunderschön war die Würdigung der Olympia-Teilnehmer mit unseren Mädchen, die im Cabrio ins Stadion eingefahren sind. Und Jana Berezko-Marggrander hat die Gunst der Stunde genutzt und ein Selfie mit der Kanzlerin gemacht.“ Gefallen haben Kathrin Igel die Veranstaltungen und Mitmachprogramme am und im Bahnhof, am Brandenburger Tor und in der Straße des 17. Juni bis zur Siegessäule. „Dort waren hunderte Leute fröhlich, bunt und friedlich und hatten Spaß an der Bewegung.“

Carlo Hörr vom TSV Schmiden erreichte Platz fünf im Reck-Finale der Männer

Auch wer wie Detlef Schaak Routine als Turnfest-Teilnehmer hat, fand Berlin besonders toll – nicht nur weil Carlo Hörr vom TSV Schmiden Platz fünf im Reck-Finale der Männer erreichte. „Das Turnfest in Deutschlands einziger Weltmetropole mit all den Sehenswürdigkeiten wie Brandenburger Tor, Gedächtniskirche, Siegessäule – das hat schon was“, sagt er. Zudem habe er viele ehemalige Weggefährten getroffen, berichtet der Technische Leiter der TSV-Turnabteilung. „Das waren sehr emotionale Momente.“ Besonders war dieses Turnfest für Detlef Schaak aber auch, weil der TSV beim Abschlussfest im Sommergarten am Funkturm eine Auszeichnung erhielt: „Wir waren der Verein mit den meisten Teilnehmern innerhalb des Schwäbischen Turnerbunds.“ Beeindruckt haben Detlef Schaak zudem die Größe der Stadt und „das engmaschige öffentliche Berliner Verkehrsnetz“.

Busse und Bahn in Berlin seien tatsächlich um Welten besser als in Stuttgart, bestätigt Elke Baumann, die Trainerin des Turngruppenmeisterschaft-Teams des SV Fellbach. „Wenn du fünf Minuten auf den Bus warten musst, ist das schon echt lang.“ Ihr wird aber eine Fahrradtour durch den Tiergarten besonders im Gedächtnis bleiben. „Wir waren zum Teil mit Tandems unterwegs und sind in ein richtig heftiges Sommergewitter gekommen.“ Hinterher seien alle klitschenass gewesen, sagt Elke Baumann. „Ich habe mich total erkältet, aber zum Glück kam das erst heraus, als ich wieder zu Hause war. Seitdem liege ich flach, in Berlin bin ich zum Glück noch gestanden.“