Fellbacher Debatten Ärger wegen Parkverkehr im Komponistenviertel

Extra-Parkgebühren zusätzlich zum F 3-Eintritt? Nicht alle Besucher des Fellbacher Kombibads wollen diesen zusätzlichen Obolus entrichten und weichen auf Stellplätze in Wohngebieten oder beim Max-Graser-Stadion aus. Foto: Dirk Herrmann

Anwohner im Fellbacher Westen ärgern sich über den starken Parksuchverkehr durch Pendler, die ihr Auto in den Straßen abstellen und dann mit der Stadtbahn weiter gen Stuttgart fahren. F 3-Badegäste wiederum weichen öfter auf den kostenlosen Parkplatz des Stadions nebenan aus.

Es ist eng, es zwickt und zwackt, an den Rändern quillt’s raus, mal muss man quetschen und mal ist Geduld erforderlich. Kurzum, es herrscht Druck in Fellbach. Parkdruck – und zwar im Fellbacher Westen. Betroffen hiervon sind insbesondere Anwohner etwa der Mozart-, Haydn- oder Beethovenstraße – weshalb das Quartier auf den Namen Komponistenviertel getauft wurde.

 

Die Stadtbahn-Haltestelle liegt ganz in der Nähe

Das verspricht gewisse Idylle, doch entspannte Stimmung herrscht dort nicht immer. Vielmehr klagen die Anwohner schon länger übers automobile Gedränge. Dafür gibt es mehrere Gründe. So stellen zahlreiche Pendler morgens ihr Vehikel im Komponistenviertel oder auch etwa an der Esslinger Straße ab, um von der nahen Haltestelle aus gen Landeshauptstadt Stuttgart zu fahren.

Eine bereits im Januar 2023 eingeführte Anwohnerparkregelung sollte die Lage entschärfen. Das Parken im Gebiet war zu Beginn von Montag bis Freitag nur für Inhaber eines Bewohnerparkausweises möglich, ferner mit einer Parkscheibenregelung für maximal drei Stunden. Nach einer statistischen Auswertung wurde im Frühjahr 2024 die Parkscheibenregelung von drei Stunden auf sechs Stunden verlängert.

Denn, so das Amt für öffentliche Ordnung: Seit der Umsetzung würden die öffentlichen Stellplätze im Gebiet an Werktagen tagsüber wieder verstärkt von Beschäftigten außerhalb des Gebiets genutzt – „aus Sicht der Verwaltung in einem vertretbaren Umfang“, so die schriftliche Erläuterung. Fazit: „Die ,Lockerung’ der Parkscheibenregelung hat sich insofern bewährt.“

CDU: „Deutlich verschlechterte Situation bei der Firma Kölle“

Hinweisschilder am P+R-Platz der Firma Kölle Foto: her

Doch auch andere Entwicklungen fördern den Parkdruck im Fellbacher Westen. Moniert wurde beispielsweise in diesem Frühjahr, dass die Park+Ride-Plätze bei Pflanzen Kölle an den Wochenenden nicht für Pendler zur Verfügung stünden. Die CDU-Fraktion im Gemeinderat hat mit Verweis auf die „deutlich verschlechterte Situation im Bereich der Firma Kölle“ bereits vor einigen Wochen beantragt, im Bereich der Esslinger Park+Ride Parkplätze zu schaffen. Es sei erforderlich, dass „sich die Verwaltung um ein nachfragegerechtes Angebot bemüht und dem Gemeinderat zur Beschlussfassung vorlegt“, so CDU-Fraktionschef Franz Plappert.

Ebenfalls Auswirkungen hat die Neuregelung im Kombibad F 3: Der Parkplatz (310 Stellplätze) war für Badbesucher bis 7. Januar 2024 kostenfrei. Mittlerweile allerdings müssen sie zahlen – die F 3-Betriebsgesellschaft könne auf diese Einnahmen nicht verzichten, so die Begründung. Der Erste Bürgermeister Johannes Berner bezeichnete die Parkgebühren als „moderat“. Die Tarife – maximal vier Euro am Tag – seien „bewusst so defensiv kalkuliert, dass sie in der Wahrnehmung kaum ins Gewicht fallen“.

Stadion-Parkplatz nur für die Nutzer der Sportanlagen

Die F 3-Parkgebühren haben allerdings Folgen auch in der direkten Nachbarschaft. Denn einige Wochen später wurde eine neue Regelung für den Parkplatz des Max-Graser-Stadions angekündigt. „Um ein unerwünschtes Parkverhalten auf dem weiterhin gebührenfreien Parkplatz Max-Graser-Stadion vorbeugend zu verhindern, soll die westliche Hälfte des Parkplatzes an Wochenenden sowie unter der Woche ab 17 Uhr explizit Nutzern der Stadion-Sportanlagen vorbehalten sein.“ Damit solle verhindert werden, „dass Gäste des Bades im Sinne eines übertriebenen Spareifers von der gebührenpflichtigen Nutzung des F 3-Parkplatzes absehen und stattdessen den südlich angrenzenden Parkplatz Max-Graser-Stadion aufsuchen“.

Im Komponistenviertel wird die Entwicklung von manchen mit einigem Grummeln beobachtet. Ein Bewohner der Pfarrer-Sturm-Straße hat unserer Redaktion sein kürzlich bei der Stadt eingereichtes Anschreiben per Kopie zukommen lassen. Die anfängliche Parkzone mit Parkscheibe für drei Stunden (von 7 Uhr bis 19 Uhr) und der kostenpflichtigen Anwohnerparkausweis „brachten auch eine deutliche Verbesserung der Parksituation“. Viele Pendler „zum Beispiel aus dem Remstal“ hätten das ideal an den ÖPNV angeschlossenen Komponistenviertel „als Park+Ride ,missbraucht’“. Irgendwann sei dies von der Stadt „mit der etwas fadenscheinigen Begründung“ geändert worden, dass die Regelung „sich soooo gut bewährt hat, dass man die Parkzeit jetzt auf sechs Stunden heraufsetzt“.

Kontrollen durchs Ordnungsamt gibt’ offenbar kaum

Die Haltestelle Esslinger Straße wird derzeit für die künftigen 80-Meter-Stadtbahnen verlängert. Foto: her

„Fakt ist“, so der Anwohner, „dass die Straßen wieder deutlich voller sind.“ Dies sei sehr gut in der Mozartstraße zu beobachten. „Einige Pendler sind ja jetzt ganz clever: Sie stellen die Parkscheibe morgens beim Ankommen gleich mal auf 13 Uhr ein. Dann reicht es ja bis 19 Uhr (sechs Stunden) am Abend.“ Kontrollen durch das Ordnungsamt fänden in der letzten Zeit so gut wie überhaupt nicht mehr statt. „Das erkennt man ganz einfach daran, dass bei gefühlt sicherlich jedem dritten Auto, welches hier parkt, nicht mal eine Parkscheibe geschweige denn ein Parkausweis drin liegt und seit Wochen schon keinerlei rote Zettel mehr an den Windschutzscheiben zu sehen sind.“

Frage des Bürgers an die Verwaltung: „Versuchen Sie mir als Anwohner doch mal bitte zu erklären, warum ich auch weiterhin einen Parkausweis kaufen soll, wenn es durch den ,Beschiss’ mit der Parkzeiteinstellung und fast ohne jegliche Kontrollen auch so offensichtlich wunderbar geht?“

Gemeinderat In der Sitzung an diesem Dienstag, 24. September, 17 Uhr, geht es um das Komponistenviertel und die dort vorgesehene zusätzliche Einführung eines Beschäftigtenparkausweises zu 90,70 Euro im Jahr.

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