Der ungarische Honorarkonsul Rolf Kurz erhält in Berlin eine hohe Auszeichnung, den Otto-Schlecht-Preis. Feierliche Verleihung mit Günther Oettinger und Rezzo Schlauch.

Fellbach/Berlin - Großer Bahnhof mitten in der Bundeshauptstadt – für einen Schmidener: Mehr als 100 erlesene Gäste aus Politik und Gesellschaft kamen am Montagabend in die ungarische Botschaft, mit der Adresse Unter den Linden 76 in Berlin. Anlass war die Verleihung des Otto-Schlecht-Preises an Rolf Kurz. Mit Günther Oettinger (CDU), einst Ministerpräsident von Baden-Württemberg und aktuell EU-Kommissar für Digitale Wirtschaft und Gesellschaft, der eine Festansprache hielt, und dem früheren Staatssekretär im Bundeswirtschaftsministerium Rezzo Schlauch gab es zwei Hochkaräter, die den 81-Jährigen in höchsten Tönen lobten.

 

Rezzo Schlauch erinnerte in seiner Laudatio daran, wie Kurz, Oettinger und er einst in den baden-württembergischen Landtag einzogen

Rezzo Schlauch erinnerte in seiner Laudatio daran, wie Kurz, Oettinger und er selbst einst 1984 gemeinsam in den baden-württembergischen Landtag einzogen. Kurz sei als Politiker, anders als heutige Vertreter ihrer Zunft, nie „schrill und laut“ aufgetreten. „Er war ein Mann der leisen Töne“. Der damalige parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion habe als „Brückenbauer“ agiert – indem er Schlauchs eigene „sehr junge, aufmüpfige Partei“, also die Grünen, durchaus eingebunden und respektiert habe. So sei zwischen den beiden Fraktionen ein „kon-struktives, nicht destruktives Verhältnis“ entstanden, das zu „fruchtbaren Auseinandersetzungen“ geführt habe. „Kurz hatte immer einen ausgleichenden Charakter und beherrschte die Tugenden der Diplomatie aus dem Effeff.“

Schlauch erwähnte natürlich auch Kurz’ Engagement als Honorarkonsul von Ungarn

Schlauch erwähnte natürlich auch Kurz’ Engagement als Honorarkonsul von Ungarn: Er verstehe es, auch bei problematischen Konstellationen etwa angesichts der derzeitigen ungarischen Regierung unter Ministerpräsident Victor Orbán die Situation nicht zu verschärfen, sondern den Ausgleich zu finden. Zudem vergaß Schlauch auch nicht den erfolgreichen Werdegang des schwäbischen Mittelständlers, der das Logistikunternehmen seiner Väter „vom früheren Pferdefuhrwerkbetrieb in die Moderne und in die Luft geführt“ habe. Dass es in seinem Unternehmen kaum Fluktuation der Mitarbeiter gebe, zeige den sozialen Zusammenhalt unter Kurz’ Regie.

Peter Spary, Präsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft in der Bundesrepublik, stellte den Namensgeber des Preises vor: „Niemand hat so lange wie Otto Schlecht die deutsche Wirtschaftspolitik geprägt; acht Wirtschaftsministern diente er von 1953 bis zu seiner Pensionierung 1991, davon zwei Jahrzehnte im Rang eines beamteten Staatssekretärs.“ Schlecht sei „ein überzeugter und überzeugender Vertreter der sozialen Marktwirtschaft“ gewesen. In Bonn habe es den Kalauer gegeben: „Schlecht ist gut“. Auch daran erinnert Spary: „Er war so gut, dass er gemeinsam mit Otto Graf Lambsdorff und Hans Tietmeyer 1982 das Grundsatzpapier entwickelt hat, mit dem der Kanzlerwechsel von Helmut Schmidt zu Helmut Kohl bewirkt wurde – es war die Scheidungsurkunde der sozial-liberalen Koalition.“ 1994 war er Gründungspräsident der Deutsch-Ungarischen Gesellschaft. 2003 starb der 1925 in Biberach an der Riß geborene Schlecht in Bonn.

Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen

Der Preis wird alle zwei Jahre verliehen – und zwar an Persönlichkeiten, die sich durch ihr langjähriges Wirken in der Gestaltung des deutsch-ungarischen Dialogs besondere und herausragende Verdienste erworben haben und deren Arbeit in beiden Ländern gewürdigt und anerkannt wird. Dies gilt für Beiträge in der Wissenschaft, der Wirtschaft, der Kunst, der Politik und der Gesellschaft. Frühere Preisträger waren beispielsweise Staatssekretär a. D. Gustav Wabro (2008) oder im Jahr 2014 István Horváth, ungarischer Botschafter von 1984 bis 1991.