Die erste Versuchsphase durch Rathausmitarbeiter ist abgeschlossen. Vor dem Echtbetrieb sollen nun „fahrradaffine Personen“ die Anlage „auf Herz und Nieren prüfen“

Fellbach - Er gehört zweifellos zu den Sorgenkindern in Fellbach: Zwar wird der Bike-Tower am Bahnhof von der Stadt stets als Vorzeigeobjekt gepriesen. Doch die Ausgaben für das Rad-Parkhaus liegen nach neuerlicher Kostensteigerung bei mittlerweile knapp 1,2 Millionen Euro. Etliche Bürgerinnen und Bürger, aber auch die Lokalpolitik hat das zu kritischen Anmerkungen herausgefordert. Schlägt doch jede der 76 Abstellboxen mit 15 500 Euro zu Buche – bei vergleichsweise geringen Einstellgebühren.

 

Auch Fellbachs Oberbürgermeisterin Gabriele Zull formulierte zuletzt beißende Kritik – nicht nur wegen der Verteuerung, sondern auch wegen des Zeitverzugs. Schließlich sollte die schon zur Remstal-Gartenschau 2019 geplante Konstruktion mit den vier Aufzügen zu je 19 als Gondeln bezeichneten Radboxen nach einer ersten Hängepartie im Dezember 2020 eröffnet werden. Doch die von Baudezernentin Beatrice Soltys gesteckte Vorgabe mit dem Beginn des Probebetriebs war, begründet einmal mehr mit der Pandemie, offenbar nicht zu schaffen.

Versuchsphase ab 3. Mai

Jetzt wird verspätet nach einem Praxistest für das 24 Tonnen schwere Stahlträgerkorsett gesucht, das am Bahnhof 16 Meter in die Höhe ragt. Das städtische Pressereferat jedenfalls hat am Donnerstag eine Suchanfrage nach „fahrradaffinen Testpersonen“ verschickt. Das Radparkhaus, für das sich die Verantwortlichen im Rathaus den kaum merkbaren Titel „Fellbach.go! radbox“ ausgedacht haben, gehe in den Testbetrieb.

Beginn der letzten Versuchsphase ist bereits am 3. Mai. Die Nutzung der Radbox ist für die Probanden kostenlos. Eine detaillierte Einweisung erfolgt per Erklärvideos. „In der Testphase soll die Nutzung auf Herz und Nieren geprüft werden“, erklärt Birgit Orner von der Stabsstelle Radmobilität. Vorgesehen ist diese Probierphase so lange, „bis der Ablauf reibungslos funktioniert“. Danach könne die Testphase direkt in den Echtbetrieb übergehen.

Kinderkrankheiten bereits ausgemerzt

Viel zu beanstanden sollte es für die Inspekteure, die für ihre Unterstützung ein Fellbach.go!-Radtrikot erhalten, nicht mehr geben – davon geht die Stadt aus. Gab es doch vor dem Testbetrieb eine Vorab-Probe für ausgewählte Protagonisten: Mitarbeiter von Stadt, ADFC-Radstation und der Wohnungs- und Dienstleistungsgesellschaft Fellbach haben die Abläufe ausprobiert. „Kinderkrankheiten im Radparkhaus wurden schon ausgemerzt“, versichert das Büro der Oberbürgermeisterin.

Hersteller des Fahrradturms ist die Schweizer Firma Koch und Partner Bike Parking Systems AG. Das automatisierte Fahrradparkhaus brilliere „mit seiner innovativen Fertigkeit, die aus der altbewährten Paternoster-Technik kombiniert mit modernstem Metallbau besteht“, heißt es. Der reibungslose Zugang soll nicht nur Pendlern lange Wartezeiten ersparen, sondern auch attraktiv für Radfahrer sein, die zu Zeiten unterwegs sind, wenn das personenbetriebene Fahrradparkhaus am Bahnhof geschlossen hat.

Knapp 1,2 Millionen Euro Kosten

Gefördert wird das 1,16 Millionen Euro kostende Projekt mit knapp 440 000 Euro vom Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE) und vom Land Baden-Württemberg im Rahmen des Modellprojekts nachhaltige Mobilität des Verbands Region Stuttgart. Wer regelmäßig mit Fahrrad oder Pedelec unterwegs ist und die Radbox am Bahnhof testen will, findet den Anmeldelink zum Testbetrieb auf der städtischen Internetseite www.fellbach.de. Die Testpersonen müssen die Test-App auf ihrem Smartphone installieren und Probleme melden. Die Anmeldefrist läuft bis 29. April.