Auf dem Fellbacher Schwabenland-Tower brütet derzeit ein Falkenpärchen. 2019 kam die erste Generation der jungen Falken Anfang April auf die Welt. Nun ist es wieder bald soweit. Per Webcam können Zuschauer live dabei sein.

Fellbach - Wann der Schwabenlandtower in Fellbach jemals fertiggestellt wird, steht in den Sternen. Klar ist allerdings, dass die Appartements ganz oben, in 107 Metern Höhe, jede Menge Geld kosten werden. Da sich auf der Baustelle des Pleite-Wohnturms aber seit geraumer Zeit nichts mehr tut, erobert sich die Natur das Betongebilde zurück. Derzeitige Bewohner, die die Premium-Aussicht ganz für umsonst bekommen: ein Pärchen Wanderfalken.

 

Rückkehr der Wanderfalken

„Zum ersten Mal sind die Wanderfalken hier vor ein paar Jahren aufgetaucht. Wir haben dann recht kurzfristig einen Nistkasten auf dem Dach installiert, schon am nächsten Tag waren die Falken drin und haben gebrütet“, erzählt Michael Eick vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Im vergangenen Jahr war das Falkenpärchen dann kurzfristig umgezogen. Auch wenn für die Experten absehbar war, dass die Falken wiederkommen, freut die Nachricht von der Wiederkehr die Naturschützer. Das Weibchen namens Perenelle hatte vor Ostern vier Eier gelegt.

Das geschieht jedes Jahr zur selben Zeit. „Das Pärchen ist 2021 voll im Zeitplan“, sagt Friedemann Tewald vom Nabu. Die allererste Generation der Towerfalken-Küken ist übrigens bereits flügge geworden. Auch wenn eines der Küken später auf unglückliche Weise ums Leben kam, flogen die einstigen Flaumknäulchen hinaus in die Welt. „Da sie irgendwann von den Eltern vertrieben werden, wissen wir nicht, wo genau sie gelandet sind“, sagt Michael Eick.

Über zwei im Nistkasten installierte Webcams kann man live und rund um die Uhr beobachten, wie das Falkenpärchen brütet, auf dem Dach des Towers landet, sich in die Lüfte schwingt und mit Nahrung – etwa einem leckeren Sperling – zurückkommt. „Viele Wanderfalkenpaare teilen sich die Arbeit auf“, erklärt Eick.

Graffiti-Sprayer stören Falken

Allerdings gibt es eine Angelegenheit, welche die Naturschützer ein wenig beunruhigt: Ganz oben auf der Westseite des Hochhauses prangt seit Kurzem in Rot der Schriftzug „Anton“, womöglich die Signatur eines Graffiti-Sprayers. Mit solchen meist nächtlichen Aktionen werden die Sprayer aber zu gefährlichen Störenfrieden. „Gerade jetzt in der sensiblen Phase der Eiablage und zu Beginn der Brutzeit können solche Störungen dazu führen, dass die Vögel ihre Eier verlassen“, erklärt Friedemann Tewald. Somit würden sich die Sprayer nicht nur des Hausfriedensbruchs schuldig machen, sondern auch eines schweren Verstoßes gegen das Naturschutzgesetz.

Abgesehen davon ist der Schwabenlandtower der ideale Wanderfalkenbrutplatz. „Man kann die schnellsten Vögel Fellbachs regelmäßig in der Umgebung sehen und bei ihren rasanten Jagdflügen beobachten“, sagt der Nabu-Vogelkundler Herbert Kugel. Er kann von zu Hause aus direkt auf den Tower schauen und hat die Falken immer im Blick – aber nicht nur mit Fernglas und Teleskop: Kugel sieht sich auch regelmäßig die Liveübertragung der Wanderfalken-Webcam an, die rund um die Uhr faszinierende Aufnahmen aus der Kinderstube der Vögel überträgt.

Hier kann man den Falken beim Brüten zusehen.