Ein Traditionshaus ist letztmals beim verkaufsoffenen Herbst-Sonntag dabei. Der Inhaber beklagt mangelnde Unterstützung sowie ein Personalkarussell beim Stadtmarketing in Fellbach.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Der verkaufsoffene Sonntag beim Fellbacher Herbst ist ein Besuchermagnet und wird am Sonntag, 12. Oktober, von 12.30 bis 17.30 wieder Tausende anziehen. Doch dass die autofreie Meile nun zum dritten Mal erst ab der Maicklerstraße für den Verkehr gesperrt ist – das löst bei betroffenen Betrieben nach wie vor Frust aus. Dominik Henzler (34) vom Traditionshaus „Mack – das Haus der guten Dinge“, das seitdem nicht mehr in der autofreien Fußgängerzone liegt, ist entnervt.

 

Man habe einige konkrete Vorschläge zur Belebung eingebracht

„In den vergangenen Jahren haben wir zahlreiche konkrete Vorschläge eingebracht, etwa zur Ausweitung des Maikäferfestes auf Samstag und Sonntag, mit sportlichen und spielerischen Aktionen sowie stärkeren Bezügen zum Wein. Auch beim Fellbacher Herbst wäre eine engere Verknüpfung mit Wein und Erntedank sinnvoll“, teilt der Händler mit. „Besonders wichtig ist uns zudem die Einbindung der unteren 200 Meter vom Bahnhof, um engagierte Betriebe nicht auszuschließen und Besucher in einem attraktiven Rahmen zu empfangen“, macht der Inhaber des Traditionshauses einmal mehr deutlich. Bereits im vergangenen Jahr hatte er seinen Unmut über die verkürzte Festmeile ausgedrückt.

Der verkaufsoffene Sonntag ist ein Besuchermagnet. Foto: Eva Schäfer

Denn wie er schildert, stehe der innerstädtische Einzelhandel unter erheblichem Druck.„Konjunkturell, durch Kaufzurückhaltung und steigende Kosten, strukturell, durch die Konkurrenz des Onlinehandels und sozial, durch zunehmende Kriminalität, Diebstähle und Vandalismus sowie infrastrukturell, durch den spürbaren Mangel an Parkplätzen in der Innenstadt“. In solch einer angespannten Situation, so Dominik Henzler, wäre ein starkes, unterstützendes Zusammenspiel von Stadtmarketing, Stadtverwaltung und Gemeinderat nötig.

„Doch bislang haben wir dort zu wenig Unterstützung erlebt“, bedauert der Inhaber des Traditionshauses. Ein häufiger Personalwechsel im Stadtmarketing, fehlende Transparenz, aber auch mangelnde Rückendeckung und Impulse seitens Verwaltung und Stadtrat trügen dazu bei. „Statt Innovation und Motivation herrscht zunehmend Resignation“, so Henzler. Kritik übt der Händler auch an „immer neuen parkplatzgefährdenden Projekten, die dem Handel eher Sorgen als Hoffnung bereiten“. Sein Fazit: „Unsere Geduld ist erschöpft“.

„Mack – das Haus der guten Dinge“ in Fellbach liegt außerhalb der autofreien Zone beim Fellbacher Herbst-Sonntag. Foto: Eva Schäfer

Daher werde das Fellbacher Traditionshaus in diesem Jahr zum letzten Mal an einem verkaufsoffenen Sonntag teilnehmen. Stattdessen will der Betrieb künftig eigene Formate für seine Kunden entwickeln. Und Henzler fügt an: „Wir schließen die Tür nicht für immer und sind gegebenenfalls nach einer Neuausrichtung des Vereins wieder für eine Teilnahme zu haben.“ In der Pressemitteilung betont der Händler, dass er diese Diskussion öffentlich führen wolle, da die Ausrichtung der Stadtfeste, die Rolle des Stadtmarketings und die Haltung von Verwaltung und Stadtrat die gesamte Stadtgesellschaft betreffe.

Der häufige Personalwechsel im Stadtmarketing irritiere

Bereits im vergangenen Jahr hatte das Stadtmarketing seine Argumente für die verkürzte Fußgängerzone dargelegt: zu lang sei die Meile, zu groß die Lücken – es werde immer schwieriger, auch angesichts des Strukturwandels, diese zu bespielen. Zudem müssten nur noch die Buslinien 60 und 207 umgeleitet werden, das spare auch Kosten. Allerdings ist auch von anderen Betrieben zu hören, dass der häufige Personalwechsel im Fellbacher Stadtmarketing irritiere. So hat sich der Geschäftsstellenleiter des Stadtmarketings, Julian Gregorius, als direkter Nachfolger von Bastian Engelhaus vom Posten des Geschäftsstellenleiters bereits wieder zurückgezogen.

Dominik Henzler sieht die Entwicklung des Stadtmarketings mit Sorge. Ursprünglich sei das Stadtmarketing angetreten, um den Wirtschaftsstandort mit Ideen zu entwickeln und zu bewerben. Inzwischen würde der Verein vor allem nur noch einige Veranstaltungen organisieren und werde seinem Ursprungsgedanken nicht mehr gerecht.