Beim Festakt spricht Oberbürgermeisterin Gabriele Zull in einer bewegenden Rede, warum das Thema Dankbarkeit ihr in diesen Tagen ein besonderes Anliegen ist.

Rems-Murr: Eva Schäfer (esc)

Viele Zuhörer zollten großen Respekt. Das war am anhaltenden Beifall abzulesen aber auch im manchem Gespräch am Rande des Festakts. Zwei Wochen nach dem Tod ihres Mannes Martin sprach Oberbürgermeisterin Gabriele Zull beim Festakt auf dem Guntram-Palm-Platz vor großem Publikum eine bewegende Rede.

 

In ihrer Rede ging sie auch auf den Tod ihres Mannes Martin ein. „Sie wissen, dass dies für mich kein ,normaler‘ Fellbacher Herbst ist“, sagte OB Gabriele Zull: „Die vier Samstage, die sich aneinanderreihen – vor drei Wochen 28. Hochzeitstag mit meinem Mann und Pauls Vater Martin, vor zwei Wochen sein Todestag, vor einer Woche die Trauerfeier und heute der Fellbacher Herbstumzug – das ist schon eine besondere Choreografie.“So habe sie sich noch intensiver Gedanken gemacht, was die Botschaft dieses Mal sein sollte.

OB Gabriele Zull bei ihrer Ansprache auf dem Guntram-Palm-Platz Foto: Eva Schäfer

In den Mittelpunkt rückte sie die Gedanken um das Thema Dankbarkeit. Oder wie sie genauer sagte: „Dankbarkeit unabhängig von allen Umständen.“ Das erfasse den Kern des Fellbacher Herbstes, so wie sie ihn immer verstanden habe, und es knüpfe auch direkt an den letzten Samstag der Trauerfeier an. Sie zitierte den englischen Philosophen und Staatsmann Francis Bacon folgendermaßen „Nicht die Glücklichen sind dankbar. Es sind die Dankbaren, die glücklich sind“.

Außerdem ging OB Zull im Besonderen auf den Wert der Demokratie ein. „Wir verdanken den Müttern und Vätern des Grundgesetzes ein sehr überlegtes Fundament unseres Staates, das drei Viertel der Bevölkerung positiv bewerten“, legte sie dar . Es sei unsere Basis und wie Wolfgang Schäuble einmal feststellte und , „nicht verhandelbar.“ Dabei betonte die OB, dass Demokratie jedoch nicht durch Gesetze lebendig werde, diese seien nur das Fundament.

Demokratie sei „kein Wohlfahrtsverein“ und müsse gepflegt werden

Damit Demokratie funktioniere und Realität werde, müssten sich die Menschen beteiligen, müsse Interesse an funktionierenden Strukturen und einem Miteinander bestehen – im Kleinen wie im Großen. Dies fange bei jedem Einzelnen an und ende bei den staatlichen Institutionen. Viele große Worte habe es zu dem Thema bereits gegeben. Sie erinnerte an John F. Kennedy, der dazu aufforderte, sich selbst zu fragen, was man für den Staat tun könnte. „Sie müssen aber gar nicht in die USA gehen, die momentan nicht unbedingt ein gutes Beispiel für Gewaltenteilung und Redefreiheit sind“, sagte Zull, „sondern können dies an jedem Tag in ihrem Umfeld erleben.“

Zull machte deutlich, dass es ungemein wichtig sei , „dass wir uns beteiligen, dass wir mitmachen und uns einbringen“. Eine Demokratie sei „kein Wohlfahrtsverein“ und sei auch keine Versicherung – aber sie regele das Zusammenleben und schütze die Freiheiten. „Dies sollte es uns wert sein, sich zu engagieren, Stellung zu beziehen und nicht alles „den anderen“ zu überlassen“, appellierte Zull und erntete dabei anhaltenden Beifall aus dem Publikum.

Zu den Symbolen des Erntedanks gehört auch der Traubentanz der Landjugend – eine Tänzerin verlor im Eifer gar einen Schuh, tanzte im Takt einfach weiter, sodass der kleine Fauxpas gekonnt überspielt wurde. Nach dem Festakt ging es eng zu Richtung Rummel, das Fest lief auf Hochtouren. Und am Sonntag ging es weiter beim verkaufsoffenen Sonntag.

Von 12.30 bis 17.30 Uhr konnten Besucher durch die autofreie Meile flanieren. Fellbacher Einzelhändler boten Aktionen rund um das Fellbacher Rathaus bis zur Maicklerstraße. Neben Kinderschminken, Kürbisse gestalten oder Livemusik hatte das Stadtmarketing den Zauberkünstler Tilo Schoppe geladen. Außerdem war die Seifenblasenkünstlerin Ekaterina Kraft zu erleben und die Stelzenläuferin „Vinja die Wildrebe“, die die Menge bei ihrem Gang vom Rathaus-Carrée bis in die nördliche Bahnhofstraße überragte.

Infos auch unter herbst.fellbach.de