Korphong Hüttenmoser vom SV Fellbach packt nicht nur auf der Matte, sondern auch im Kraftraum zu, um sein Gewicht zu steigern. Darüber hinaus macht sich der 18-Jährige intensiv Gedanken über die Zukunft und versucht sich als Musikproduzent.

Fellbach - Eine kurze Konzentrationsphase, dann packt Korphong Hüttenmoser entschlossen zu. Fest umklammert er die beiden Griffe am Trainingsgerät, die rund einen Meter übereinander angebracht sind, schwingt sich in die Höhe und streckt seine Füße in Richtung Hallenwand. Wie eine Fahne im Wind hält der 18-jährige Judoka des SV Fellbach seinen Körper in der Luft. Doch nicht nur an den Trainingsgeräten im Olympiastützpunkt in der Stuttgarter Molly-Schauffele-Halle weiß er, wie er zupacken muss, auch gegen seine Konkurrenten auf der Matte beweist er regelmäßig seine Griffkünste. So belegte die Nachwuchskraft im März dieses Jahres – obwohl zu den Jüngsten zählend – bei der deutschen U-21-Meisterschaft in Frankfurt an der Oder den fünften Platz in der Gewichtsklasse bis 55 Kilogramm.

 

Training im Kraftraum der Molly-Schauffele-Halle

Weitaus weniger als das Alter bereitete Korphong Hüttenmoser, der als Dreijähriger aus Thailand nach Deutschland kam, sein Gewicht Probleme – eine Thematik, die ihn schon seit längerer Zeit beschäftigt. „Ich muss zunehmen“, sagt das Leichtgewicht, das nur etwas mehr als 50 Kilogramm auf die Waage bringt. Da in seiner Altersklasse die unterste Gewichtsklasse bis 55 Kilogramm reicht, steht er fast immer deutlich schwereren Kontrahenten gegenüber. „Die können mit mir machen, was sie wollen“, sagt der Schwarzgurtträger über den Gewichtsunterschied, der auch eine gewisse Verletzungsgefahr birgt. Deshalb ließ ihn Pedro Guedes, der deutsche Bundestrainer der Junioren, vor wenigen Tagen auch nicht beim European Cup in Berlin starten. Lediglich im vorbereitenden Trainingslager hatte sich der Fellbacher Judoka, der vor rund zwei Jahren bereits einen Kreuzbandriss im linken Knie erlitten hatte, präsentieren dürfen. Um schweren Verletzungen vorzubeugen, strebt der Landeskader-Athlet ein Gewicht von etwa 58 Kilogramm an, das er für die Wettkämpfe entsprechend reduzieren könnte. Dafür schuftet er neben den beiden Einheiten auf der Matte am Nachwuchs-Bundesstützpunkt in Sindelfingen und dem Training in Fellbach zweimal wöchentlich im Kraftraum der Molly-Schauffele-Halle.

Unlängst hat er sein erstes eigenes Lied produziert

Unter anderem sein geringes Gewicht ist es auch, das den ehrgeizigen Kämpfer trotz des sportlichen Höhepunkts bei den nationalen Titelkämpfen mit gemischten Gefühlen zurückblicken lässt. „Ich hatte ein schwieriges Jahr und konnte nicht an allen wichtigen Wettkämpfen teilnehmen“, sagt Korphong Hüttenmoser, der sich nicht nur deshalb intensiv mit seiner Zukunft beschäftigt. „Der Sport ist toll, aber ich stecke so viel Zeit und Energie hinein und habe kaum einen Profit. Selbst wenn ich irgendwann vielleicht eine Medaille in der Hand habe, bekomme ich kein Geld.“ Das ist ein Grund, warum der Schüler der Stuttgarter Johann-Friedrich-von-Cotta-Schule regelmäßig eine andere Leidenschaft in den Vordergrund stellt. Unlängst hat er sein erstes eigenes Lied produziert, eine Mischung aus Rap und Pop, mit autobiografischem Text, dazu hat er ein Video gedreht. „Ich muss viel aushalten können, auch weil ich klein bin, aber ich werde das schaffen“, sagt der 1,58 Meter große Bad Cannstatter, der auch über zeichnerisches Talent verfügt, selbstbewusst. Im September plant er sein Premierenstück im Internet zu veröffentlichen.

Dann, nach den Sommerferien, rückt er den Sport wieder vermehrt in den Fokus. In den knapp zwei Jahren bis zur angestrebten Fachhochschulreife möchte er den Sprung in den Nationalkader schaffen. „Ich versuche es wie Sven Heinle im Schwergewicht zu machen – nur eben im Leichtgewicht“, sagt Korphong Hüttenmoser über seinen Fellbacher Vereinsgefährten. Dabei ist es vor allem die Vielseitigkeit, die den Vielseitigen am Judo begeistert, die Kraft gepaart mit den zahlreichen Techniken. Dieses Zusammenspiel will er weiter optimieren, dazu die für Erfolge nötigen Kilogramm antrainieren und dann sowohl die Gegner auf der Matte als auch die nächsten musikalischen Projekte anpacken.