Die vom Land vorgegebene Neuregelung bei der Testung von Schülerinnen und Schülern stößt bei der Fellbacher Stadtverwaltung auf Verwunderung. Vorgesehen ist nun eine Übergangszeit

Fellbach - Als „ärgerlich und wenig hilfreich“ empfinden die Verantwortlichen im Fellbacher Rathaus derzeit die angestrebte Umstellung der Schultestungen. In den vergangenen Wochen hat die Kommune ein erfolgreiches Testsystem mit einem Netzwerk aus Ärzten und Apothekern aufgebaut. „Das hat Vertrauen geschaffen! Gerade bei kleineren Kindern in den Grundschulen sind Selbsttests nicht unbedingt die beste Wahl“, erläutert Oberbürgermeisterin Gabriele Zull.

 

Umso unbefriedigender sind die jüngsten Entwicklungen und die zumindest derzeit noch widersprüchlichen Aussagen: Der Städtetag und das Land Baden-Württemberg setzen auf angeleitete Selbsttests in den Schulen. Bisher ist aber noch nicht klar, welche Art von Selbsttests eingesetzt werden sollen.

Geordneter Übergang

„Die Schulung von Lehr- und Betreuungspersonal richtet sich nach der Art der Tests und muss organisiert werden. Durch die anstehenden Osterferien erreichen wir in der kommenden Woche nicht alle“, erklärt Zull. Die Fellbacher Oberbürgermeisterin will daher den Schulen vor Ort einen geordneten Übergang ermöglichen und wird das bisherige Testsystem mit den Ärzten und Apothekern in der ersten Woche nach den Ferien weiterführen. „Parallel dazu sollen Schulungen stattfinden“, so die OB.

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung hatte bereits vor einigen Tagen mitgeteilt, dass der Bund für die Schultestungen nicht mehr aufkommen wird. Nach Auskunft des Städtetages wird das Land zwar die Tests für die Schulen finanzieren und auch mit zur Verfügung stellen – aber nicht deren Umsetzung. „Wenn die Kommunen Dritte mit der Schultestung beauftragen, können sie auch nicht mehr abrechnen“, teilt die Vorsitzende des Städtetages, Gudrun Heute-Blum, in einem Rundschreiben an die Oberbürgermeister mit. Grundsätzlich soll daher ab 1. April auf Schnelltestungen in den Schulen gesetzt werden, die selbst durchgeführt oder durch geschultes Personal angeleitet erfolgen. Dies ist auch in der neuen Corona-verordnung des Landes geregelt.

Schulungen für Pädagogen

„Wir benötigen Zeit“, ist auch Stephan Gugeller-Schmieg sicher. Der Amtsleiter für Bildung, Jugend, Familie und Sport organisiert derzeit zusammen mit den weiteren Ämtern die Beschaffung der Selbsttests und der Schulungen des pädagogischen Personals. Bisher liegen aber vom Land noch keine genaueren Äußerungen zu der Art der Tests vor. Auch der Zeitpunkt der Lieferung ist noch unklar.

„Es tut uns leid, dass wir gezwungen sind, ein gut funktionierendes Testsystem, das akzeptiert wird, auflösen müssen“, entschuldigt sich die Oberbürgermeisterin. Sie hat viel Zeit und Energie darauf verwendet, die dezentralen Testungen zusammen mit den Ärzten und Apothekern aufzubauen. „Doch bei der Umstellung auf reine Selbsttestungen sollten zumindest die Bedingungen stimmen“, fordert Zull.

Zeitraum wird verlängert

Die Stadt hatte bereits zugesichert, das bisherige Testungssystem bis zu den Osterferien beizubehalten und gegebenenfalls die Kosten zu übernehmen. „Den Zeitraum verlängern wir jetzt“, sichert die Oberbürgermeisterin zu. Auch in der ersten Woche nach Ostern soll das System weitergeführt werden. „Parallel dazu werden die bis dahin hoffentlich vorliegenden Selbsttests verteilt und auch die Schulungen in deren Nutzung abgeschlossen sein“, skizziert Johannes Berner, Erster Bürgermeister und Schuldezernent, den Zeitplan. Nach dieser Woche Übergangszeit muss die Stadt „zwingend auf das Landesmodell wechseln“, wie Gabriele Zull erläutert.

Auch der Rems-Murr-Kreis baut für die neuen Testmodalitäten sein digitales Terminvereinbarungstool um. Zusammen mit dem Staatlichen Schulamt arbeiten die Verantwortlichen derzeit an einer Ausweitung der Cosan-Software, damit die Schultestungen auch über dieses System abbildbar sind. So sollten hierüber auch die Eltern künftig ihre Einwilligung für die Schultests geben können.

Beträchtlicher Aufwand

„Ich bin dankbar für die gute Zusammenarbeit mit dem Landkreis, doch der Aufwand ist beträchtlich: Wir verlassen ein gutes System und wissen momentan noch zu wenig, über das was kommt“, sagt die Rathauschefin bedauernd. „Die Planung ist nicht zielführend, zumal auch die Ferien die Kommunikation mit den Schulen nicht erleichtern.“