Zum Schutz der Jungpflanzen vor Wildverbiss müssen die Rehe in den Fellbacher Wäldern konsequent abgeschossen werden.

Fellbach - Mit großer Zufriedenheit und breiter Zustimmung quittierten die Stadtparlamentarier im Verwaltungsausschuss des Gemeinderats den Bericht von Revierförster Stefan Baranek zur aktuellen Situation in den Fellbacher Wäldern. Unterstützt wurde die zufriedenstellende Entwicklung nach seinen Angaben durch die „kalte Periode im Frühjahr 2016, das hat dem Wald gutgetan, das hat die Insektenvermehrung in Schach gehalten“ – es gab also „keine Kalamitäten“. Allerdings war der Sommer wiederum sehr heiß, „das ist für den Wald nicht so optimal“.

 

Aufgrund der klimatischen Bedingungen ist der Totholzanteil im Stadtwald sehr hoch

Aufgrund der klimatischen Bedingungen ist der Totholzanteil im Stadtwald Fellbach nach wie vor sehr hoch. Das Totholz wird nach Baraneks Angaben in der Regel nur im Bereich der Waldwege beseitigt und verursacht einen hohen Aufwand. Als „markant“ stuft der Förster das Borkenkäfervorkommen ein. Zwar sei keine gesonderte Bekämpfung des Borkenkäfers nötig, befallene Bereiche würden aber großzügig abgeräumt, um frühzeitig eine weitere Verbreitung des Forstschädlings zu unterbinden. Ebenfalls wenig erfreulich: Der Eichenprozessionsspinner hat sich zu einem konstanten Begleiter der hiesigen Eichen entwickelt. Auf sensiblen Flächen, wozu Baranek Grillstellen und Waldspielplätze zählt, wird der Befall punktuell beseitigt.

Je nach Belichtung des Waldbodens kommt es zu unterschiedlich starkem Unkrautwuchs. Speziell vorgegangen wird nach Baraneks Angaben gegen den Adlerfarn und die Brombeere. Dies geschieht ausnahmslos manuell und durch den Einsatz von Freischneidegeräten auf den betroffenen Flächen. „Im Fellbacher Stadtwald werden schon seit vielen Jahren keine Chemikalien mehr zur Unkrautbekämpfung eingesetzt“, heißt es in den von Baubürgermeisterin Beatrice Soltys unterzeichneten Unterlagen.

Besonderen Schutz bedürfen weiterhin die Jungpflanzen

Besonderen Schutz bedürfen weiterhin die Jungpflanzen. Ist an diesen doch auch im vergangenen Jahr ein eklatanter Wildverbiss zu verzeichnen. Als Problem sieht Baranek dabei weniger die Wildschweine an. Vielmehr bereiten die Rehe Sorgen. Ein im Jahr 2015 vorgelegtes forstliches Gutachten hat bestätigt, dass beim Abschuss des Rehwilds „verstärkte Anstrengungen notwendig sind“. Als Ergebnis wurde nach Angaben des zuständigen Referats Grundstücksangelegenheiten „der Abschuss erhöht – und sollte auf diesem Level gehalten werden“. Eichen werden durch geeignete Einzelaktivitäten vor Verbiss durchs Rehwild geschützt. Die jungen Douglasien werden mit einem sogenannten Fegeschutz versehen – damit sie im Frühjahr keinen Schaden nehmen, wenn die Rehböcke ihre Geweihe an den Pflanzen reiben, um die Basthaut vom Geweih abzuscheuern.

Der Holzmarkt zeigt bislang noch ein stabiles Niveau, erläutert Baranek. Absehbar ist aber eine geringere Nachfrage bei Einzelsortimenten, insbesondere bei Buchen. Der Verwaltungsausschuss schloss sich der Vorgabe der zuständigen Ämter an, im Rahmen des Betriebsplans für 2017 einen Holzeinschlag von insgesamt 980 Festmetern anzupeilen – der setzt sich zusammen aus 445 Festmetern Stammholz, 355 Festmetern Industrieholz und 180 Festmetern Derbholz. Ob tatsächlich so viel eingeschlagen wird, hängt auch von der Witterung und der Nachfrage auf dem Holzmarkt ab. Die Summe für 2017 liegt zum Ausgleich unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre, da 2015 und 2016 der Einschlag wegen der Verkehrssicherung etwas höher als geplant ausgefallen ist.

Die Brennholznachfrage ist auf einem unverändert hohen Niveau

Die Brennholznachfrage ist auf einem unverändert hohen Niveau. Sofern das Brennholz als Raummeterware verkauft wird, ist die Bereitstellung sehr zeitintensiv, denn nach dem Sägen und Spalten der Stämme müssen diese dann auch noch gestapelt werden. Für 2017 liegen die Preise für Buche bei 85 Euro je Raummeter, für Eiche bei 75 Euro je Raummeter. Die Preise sind mit der Forstverwaltung des Rems-Murr-Landratsamts abgestimmt, sie liegen im Übrigen auf Vorjahreslevel. „Die Bereitstellung von Brennholz auf Nachfrage hat sich bewährt und bestens eingespielt“, so die Stadtverwaltung.

Beim Thema Vandalismus im Wald, das Klaus Auer, FW/FD-Gemeinderat und zugleich Fellbacher Polizeirevierleiter, angestoßen hatte, sah Stefan Baranek keinen Anlass zu übermäßigen Sorgen oder Aktivitäten. Sicher komme es vor, „dass junge Leute übermütig werden“ und es „artet auch mal aus, dass eine Bank zerlegt wird“. Aber sonst sei das Verhalten „weitgehend in Ordnung – in der Regel wissen die Menschen den Erholungswald zu schätzen.“

Lob gab’s für die Waldpädagogik des Revierleiters. „Das ist eine gute Sache“, sagte CDU-Fraktionschef Hans-Ulrich Spieth. Die von Baranek angebotenen Lerngänge im Fellbacher Wald wurden wie in den vergangenen Jahren schon von den verschiedensten Gruppierungen und Organisationen sehr gut angenommen. An den 26 Führungen im Jahr 2016 im Stadtwald nahmen 780 Personen aller Altersgruppen teil.