Beim Nachwuchsprojekt „Next Generation“ ist mittlerweile die dritte Generation am Start – und gibt mit einem frechen Motto eine ungewöhnliche Tonart vor.
Frischen Wind in die lokale Weinbauszene zu bringen – das ist das erklärte Ziel der Jungwinzer von der „Next Generation“ in Fellbach. Seit 2007 müht sich die Gruppe in unterschiedlicher Besetzung, bestehende Gewissheiten nicht einfach zu übernehmen, sondern die Tradition mit Kreativität und dem Mut zur Veränderung weiterzuentwickeln. Jetzt steht bei der „Next Generation“ die nächste Generation in den Startlöchern – und gibt mit dem frechen Motto „Unser Wein, unsere Regeln“ eine ungewöhnliche Tonart vor.
Auf Konfrontationskurs allerdings sind die Nachwuchswengerter beiderlei Geschlechts gar nicht aus. Es geht vielmehr darum, sich im Weinbau nicht nur mit Pflege und Traubenanlieferung zufrieden zu geben, sondern sich auch in der Kellerarbeit und in der Weiterentwicklung der Genossenschaft aktiv einzubringen. Bereits die ersten beiden Generationen der Jungwinzergruppe haben den Grundstein für das gelegt, was die next generation heute ausmacht.
Jungwinzer in Fellbach: Mutige Innovationen und Auszeichnungen
Schon 2008 führte die Gruppe den damals revolutionären langen Schraubverschluss beim ersten eigenen Jahrgang ein. Ein mutiger Schritt, der Jahre später auch im regulären Sortiment der Genossenschaft Einzug hielt. Diese Bereitschaft der jungen Mitglieder, eigene Wege zu gehen, blieb nicht unbeachtet. 2016 wurde die next generation mit dem Jungwinzerpreis des Weinbauverbands Württemberg ausgezeichnet.
In Fellbach aufgewachsen und bei quasi jeder Weinlese dabei, war es für die jungen Mitglieder selbstverständlich, auch in die Geschäfte der Genossenschaft hineinzuschnuppern und aktiv mitzuwirken. Während bei den meisten Mitgliedern der Fellbacher Weingärtner der Weg mit der Traubenabgabe endet, fängt bei den jungen Wengertern da die Reise erst richtig an. Wer mitgestalten will, muss auch mit anpacken – ob bei handwerklichen Arbeiten im Keller, bei der Abfüllung oder beim Etikettieren.
Bei regelmäßigen Treffen geht es nicht nur um Rebschnitt oder Bodenpflege, sondern vor allem auch um Themen wie neue Produktideen, Etikettengestaltung und die Vermarktung der Weine. Denn die next generation möchte nicht nur junge Weintrinker begeistern, sondern alle Weinliebhaber ansprechen. Gleichzeitig ist es in einem zunehmend herausfordernden Weinmarkt wichtiger denn je, sichtbar und präsent zu bleiben. Deshalb gewinnt die Betreuung des überarbeiteten Instagramkanals heute eine viel größere Bedeutung als noch bei den vorherigen Generationen.
Innovative Weinkreationen: Der PetNat Rosé der Jungwinzer
Einen großen Mehrwert bietet sich der Gruppe dabei durch die unterschiedlichen beruflichen Hintergründe der Mitglieder, welche sowohl im Haupt- als auch Nebenerwerb dem Weinbau verbunden sind. Die „jungen Wilden“ profitieren von einem breiten Erfahrungsschatz unterschiedlichster Ausbildungsrichtungen, welche durch das Know-how der eignen Familienmitglieder ergänzt wird. Für Jonas Hess, der aktuell nach seiner Wengerterausbildung internationale Weinwirtschaft in Geisenheim studiert, ist genau das der Reiz: „Die next generation bietet uns im Haus der Fellbacher Weingärtner die perfekte Plattform, um unsere jungen und modernen Auslegungen von Wein zu verwirklichen und in Zusammenarbeit zu perfektionieren.“ Ein Beispiel für genau diese moderne Interpretation ist der neue PetNat Rosé – ein spontan vergorener, unfiltrierter Schaumwein aus handgelesenen Spätburgundertrauben, der mit seiner unkonventionellen Art die klassische Weinsprache bewusst verlässt. Darüber hinaus hat die next generation bereits mehrere Produkte mit den Fellbacher Weingärtnern auf den Markt gebracht, die nicht nur regional für Aufsehen sorgen.
Ein besonderes Aushängeschild ist der feinfruchtig-elegante „Riesling next generation“, der mittlerweile fest zum Sortiment gehört. Doch damit nicht genug: Immer wieder bringt die Gruppe neue Projekte auf den Weg, die ihre Experimentierfreude und Kreativität unter Beweis stellen. Dazu zählt ein eleganter Roséwein aus dem Saignée-Verfahren, auch ein Orange Wein war bereits Teil des Portfolios.
Besonders erfolgreich ist jedoch der Sekt Brut Nature: Klassisch in der Flasche vergoren, reifte er über 20 Monate auf der Feinhefe und zeigt, wie viel Präzision und Anspruch in den Arbeiten steckt. Beim Jungwinzer-CUP 2024 in Berlin überzeugte die next generation die Fachjury mit genau diesem Sekt. Für ihr Gesamtengagement wurde die Gruppe mit dem Zukunftspreis ausgezeichnet.
„Ein altes gemeinschaftliches Prinzip wird neu belebt – und im Kollektiv kommen richtig spannende Weine heraus“, lobte Juror und Weinjournalist Niko Rechenberg. Und auch bei dem kürzlich durchgeführten falstaff U30 Tasting, bekam der Sekt sagenhafte 92 Punkte und der Riesling sowie der Rosé 90+ Punkte.