Als erste Württemberger erhalten die Brüder Aldinger aus Fellbach die Auszeichnung „Winzer des Jahres“. Hansjörg und Matthias arbeiten seit zehn Jahren mit Vater Gert Aldinger im Familienweingut, dessen Führung sie nun übernehmen.

Rems-Murr: Sascha Schmierer (sas)

Fellbach - Jetzt ist die Katze aus dem Sack: Die beiden Brüder Hansjörg und Matthias Aldinger sind vom Kulinarik-Magazin „Vinum“ als „Winzer des Jahres“ ausgezeichnet worden. Der Preis wurde am Donnerstag in Mainz vergeben und ist nicht nur für das Fellbacher Weingut ein Ritterschlag. Auch das bundesweit nach wie vor als bräsige Trollinger-Hochburg geltende Württemberg darf über den Titel jubeln.

 

„Das hat es in Württemberg noch nie gegeben, wir freuen uns für die ganze Region“, sagt Hansjörg Aldinger – und beschreibt seine Gefühlslage nach der Auszeichnung als „überglücklich“. Den Ausschlag für die Jury, erstmals ein Weingut aus dem Ländle auf den Thron zu heben, gab aus seiner Sicht die Eleganz der Aldinger-Weine. Vor allem bei der Arbeit am für opulente Tropfen bekannten Jahrgang 2018 habe sich die Suche nach einem filigranen Stil ausgezahlt.

Bislang einmalig in Württemberg

Einen zweiten Grund für die Auszeichnung als beste deutsche Winzer nennt die Jury selbst: „Bester Riesling Württembergs? Bester Lemberger? Top-Sekt? Weltklasse-Sauvignon-Blanc? All das gibt es bei den Aldingers“, schwärmt der in Zürich sitzende Verlag in seinem Wein-Guide. In dem Kompendium werden knapp 12 000 Tropfen verkostet, insgesamt 103 deutsche Weingüter sind in den drei Top-Kategorien verortet. 68 Erzeuger wie etwa der Fellbacher Spitzenwinzer Rainer Schnaitmann erhalten vier Sterne, das Weingut Aldinger ist bei „Vinum“ mit 4,5 Sternen einsortiert. Unter den bundesweit zwölf Fünf-Sterne-Betrieben ist kein Erzeuger aus Württemberg zu finden.

Dabei lobt auch die Weinguide-Jury ausdrücklich, dass insgesamt 13 Tropfen aus der aktuellen Aldinger-Kollektion die 90-Punkte-Marke überspringen. Eigens erwähnt werden der Marienglas-Spätburgunder, der durch „großartige Komplexität und filigran abgestimmte Balance“ gekennzeichnete Lemberger und der Götzenberg-Riesling.

Auszeichnungen für weitere Weingüter aus der Region

„Die Auszeichnung gibt uns den Rückenwind, genau so wie bisher weiterzumachen“, sagt Hansjörg Aldinger. Bereits seit gut einem Jahrzehnt arbeiten die Brüder mit Vater Gert als Dreiergespann, vor zwei Jahren bereits vergab der Fallstaff das Prädikat „Weltklasse“ und kürte die Nachwuchs-Winzer pünktlich zum 525-jährigen Bestehen des Weinguts zu „Newcomern des Jahres“. Noch mehr Begeisterung lösten sie nur noch bei den Weintestern des Gault Millau aus: Die verliehen dem Brut nature 2011 nicht nur das Prädikat Weltklasse, sondern als erstem deutschen Winzersekt überhaupt die Fabelnote von 100 Punkten.

Ebenfalls mit einer besonderen Ehrung bedacht wurde von Vinum der Stettener Moritz Haidle. „Innerhalb nur weniger Jahre hat er im seit jeher renommierten, aber eher konservativen Familienbetrieb für bemerkenswerten Schwung gesorgt“, urteilt die Jury um den regionalen Verkostungschef Frank Kämmer. Haidle erhält den Titel „Winzer des Jahres“ allerdings nur für Württemberg.

Aufsteiger 2019 im Anbaugebiet ist Sven Ellwanger, der das Weingut Bernhard Ellwanger Stück um Stück weiterentwickelt habe. Als Entdeckung des Jahres wiederum wird das Ehepaar Lassak gewürdigt, das im Hauptberuf für Wöhrwag in Untertürkheim und Rainer Schnaitmann in Fellbach den Kellermeister macht, nebenher in Hessigheim aus den Familienweinbergen „eine Handvoll Rieslinge und Lemberger von bereits ganz bemerkenswerter Qualität macht“.